Die «Ausschmückungen» variieren, im Grunde ist es aber seit Jahren die gleiche Story: Auf den Strassen, in diesen Tagen auch vermehrt wieder in unserer Region und hier meist vor den grossen Einkaufszentren, sind durchaus sympathisch wirkende junge Leute unterwegs, welche die Passanten mit: «Do you speak english? Do you like rock music?», ansprechen.
Ihr Ziel: ihren «Opfern» CDs von Heavy-Metal-Bands mit Namen unter anderem wie Defrage, Illumenium oder California Condor anzudrehen. Wie viel sie dafür bezahlen möchte, ist der Käuferschaft überlassen.
Die wird allerdings teilweise gehörig unter Druck gesetzt beziehungsweise wird bei den «Verkaufsgesprächen», vorsichtig ausgedrückt, an «das Gute im Menschen appelliert» und diesbezüglich mit falschen Tatsachen operiert. Denn die jungen Leute erwecken gerne einmal den Eindruck, dass sie selber Mitglieder der genannten Bands «kurz vor dem Durchbruch» und aktuell auf Tournee sind.
Lügen in vielen Varianten
Stimmen tut das in der Regel alles nicht, ebenso wenig wie die wahlweise erzählten Märchen von wegen Corona abgesagten Konzerten, kaputten Tourneebussen oder verunfallten Bandmitgliedern, für die man das Krankenhausgeld aufbringen müsse. Und auch bei «Wacken» sind die Bands, anders, als es behauptet wird auf der Strasse, noch nie aufgetreten.
Glaubt man Berichten in einschlägigen Internet-foren, sollen die Verkäufer zudem teilweise aggressiv oder mindestens sehr fordernd werden. Ob das wirklich stimmt, ist hingegen ungewiss. Denn auf direkte, kritische Nachfragen des «Sarganserländers», etwa vor dem Manor in Sargans oder dem Coop in Buchs, blieben sie nämlich stets freundlich, wollten sich zu ihrem Handeln und den Hintergründen aber nicht weiter äussern.
Vermutet werden darf, dass die jungen Leute (es wird sich in der Regel um Studentinnen und Studenten handeln) auf der Strasse eine Art «Promoter» sind, welche (vermutlich) im Auftrag der Bands oder deren Managements, durch ganz Europa tingeln und gegen Provision die CDs verramschen.
Mehr berüchtigt als berühmt
Die Bands selber (es gibt Hinweise darauf, dass es sich immer um die gleiche Combo handeln könnte, die mehrfach ihren Namen wechselte) gibt es durchaus, allerdings hört man in der Szene kaum mehr etwas von ihnen. Oder mindestens nichts Gutes. Etwa konnten beispielsweise Defrage vor bald 15 Jahren gar den estnischen MTV-Award für das beste Musikvideo für «Save us from Religion» einheimsen.
Danach machten die Musiker, die sich später auch Illumenium nannten, aber mehr durch allerlei Eskapaden auf sich aufmerksam. Und wirklich auf Tournee sind sie schon längst nicht mehr. Die feilgebotenen CDs enthalten denn auch meist uralte Songs, die zudem, selbst für Metal-Fans, angesichts der dürftigen Qualität der Produktionen meist eher schwierig zu ertragen sind.
Im Internet gibt es einige Statements von angeblichen Bandmitgliedern, welche den Verkauf der CDs kommentieren. Auch kommen sie in diversen Medienberichten der letzten Jahre (etwa im «St. Galler Tagblatt») zu Wort, in denen sie unter anderem kundtun, sie wollten ein Zeichen gegen den kommerzialisierten Musikverkauf setzen, weshalb man diese direkt verhökere. Wäre ihre Musik halbwegs vernünftig, könnte man das sogar gutheissen.
Polizei: Verkäufe sind illegal
Bei der St. Galler Kantonspolizei ist die Masche mit dem Handel der Metal-CDs auf der Strasse bekannt. Mediensprecher Pascal Häderli sagte auf Anfrage des «Sarganserländers», dass diese Verkäufe mangels einer vorhandenen Bewilligung illegal seien.
Betroffene Passanten werden gebeten, den jeweiligen Standort der Verkäufer der Polizei zu melden, damit diese kontrolliert «und allenfalls zur Anzeige gebracht werden können», wie Häderli ausführt.