Licht trifft auf Schatten. Vieles wächst, vieles vergeht. Winzig neben riesig. Wie nachts das Knacken der Äste, das Rascheln der Büsche oder das Krächzen der Vögel uns atmosphärisch in eine düstere Stimmung versetzen kann, wird mit dem Einkehren der Sonnenstrahlen der Wald zur Erholoase für den Mensch. Das Ökosystem Wald zeugt vom Zusammentreffen etlicher Kontraste. Zu dieser Erkenntnis gelangten Teilnehmer des Kurses.
Mit dem Eintreten in den Wald lockert sich das Gemüt. Bewegungen sind entschleunigt. Man beginnt die kleinen Unebenheiten im Gelände wahrzunehmen, das knirschende Kies bei jedem Schritt zu hören und dem Singen der Vögel mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Der Blick nach oben fasziniert mit grün gesättigten Baumkronen, die durch das Sonnenlicht verschieden stark leuchten.
Die Blicke der Teilnehmenden schweifen herum: von links nach rechts, von oben nach unten, am wenigsten nach vorne. Es vermittelt den Eindruck, dass es keine Rolle spielt, wohin der Weg unter den Füssen führt.
In weiteren Übungen liegt der Fokus auf dem Geruch des Waldes und auf dem, was darin gesehen werden kann. Dazu drehen sich die Teilnehmenden nach einer Weile an einer Stelle im Kreis und lassen den Blick zwischen den Bäumen und Gebüschen schweifen. Die Übungen werden jeweils durch das Schlendern im Wald ergänzt, welches Evelyne Nicolet als «langsames Gehen, bei dem alles einen interessiert, beschreibt. Ähnlich wie bei einem Kind auf dem Heimweg vom Kindergarten.» Die Blicke der Waldbadenden wandern im Grünen herum. Woran sie wohl alle denken?
Beim Wald mit der Seelenflöte anklopfen
«Eine Minute tief einatmen und tief ausatmen», so bereitet die Kursleiterin Evelyne Nicolet die Teilnehmenden des Waldbadekurses der Pro Senectute am Waldeingang vor. «Atmet den Boden unter den Füssen ein und lasst, was euch befängt mit dem Ausatmen aus dem Körper raus». Die Kursleiterin nimmt eine Flöte aus der Seitentasche ihres Rucksacks und spielt damit. Die Melodie ist harmonisch zweistimmig und rundet die Atemübung stimmig ab. Die teils selbstgefertigte «Seelenflöte» von Evelyne Nicolet kündigt den Besuch der Gruppe am Eingang vor dem Schlosswald an. Damit jede und jeder den Wald für sich entdecken kann, gibt es Regeln für das Baden im Grünen. Das Handy muss mindestens auf stumm geschaltet sein, man darf nicht rauchen und der Abfall muss mitgenommen werden. Gespräche sollen ausserhalb der Übungen nur am Rand stattfinden, sodass möglichst wenig Ablenkung entsteht und die Umgebung ungehindert wahrgenommen werden kann. Der Austausch zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird an einzelnen Stellen im Kurs aktiv gefordert.
Der Wald als Begegnungszone für Mensch, Tier und Pflanzen.
Bild: Lukas Hohmeister

Die Kursleiterin tischt auf: Tastsinnübungen mit Gegenständen aus dem Wald.
Bild: Lukas Hohmeister
Achtsamkeitsübungen, welche die Sinne schärfen
Mit Achtsamkeitsübungen, bei denen einzelne Sinne aktiv stimuliert werden, versuchen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im «Hier und Jetzt» anzukommen. Dazu soll man ungefähr fünf Minuten an einem geeigneten Platz in die Geräuschkulisse des Waldes hineinhorchen. Mit bewussten Berührungen wird der Tastsinn angesprochen. Die Teilnehmenden können sich dabei mit Gegenständen aus dem Wald beschenken.
Die Geschenke werden mit geschlossenen Augen ertastet und dienen als Erinnerungsgegenstand.
Bild: Lukas Hohmeister