Das diesjährige Sommerkonzert der Veranstaltungsreihe KiSSS (Konzert-Kunst-Kultur-Kirche-in-Sennwald-Salez-Sax) war etwas, was man in der ländlichen Ostschweiz selten erlebt: indische Musiker traten im Trio mit Lisa Maria Schachtschneider auf.
2021 hatte sich die Pianistin mit dem Sitaristen Rohan Dasgupta und dem Tabla-Künstler und Komponisten Udhai Mazumdar bei einem Konzert in Liechtenstein getroffen, wo die beiden indischen Musiker gemeinsam auftraten.
Fasziniert von der Idee, die Klänge und Traditionen klassischer indischer Ragas mit westlicher klassischer Klaviermusik zu verbinden und so ein völlig neues Hörerlebnis zu schaffen, gründeten die drei Musiker das Trio One World.
Eine Indientournee endet im Werdenberg
Der Name des Trios steht für eine Verschmelzung westlicher und östlicher Instrumente, die Zusammenarbeit von Musikern verschiedener Kontinente und das Bewusstsein eines globalen Zusammengehörigkeitsgefühls und einer gemeinsamen globalen Verantwortung, eben einer One World.
Anfang dieses Jahres gingen die drei Musiker gemeinsam auf eine erfolgreiche zweiwöchige Indientournee, welche sie in die Metropolen Mumbai, Delhi, Pune, Bangalore, Jaipur und Kolkata führte.
Nun kamen sie wieder zusammen und präsentierten ihr Programm dem interessierten Publikum in Salez.
Den Abend eröffnete Lisa Maria Schachtschneider mit der hochvirtuosen Tarantella von Franz Liszt.
Souverän und mit Bravour meisterte die Pianistin die perlend-rasanten Läufe des Werkes und entführte die Zuhörenden im romantischen Mittelteil, einem mit vielen Ornamenten und Verzierungen garniertem neapolitanischen Volkslied, in die verspielte Atmosphäre eines lauen Sommerabends.
Im Anschluss stellten sich die beiden indischen Musiker als Duo mit improvisierten Ragas und Talas vor. Beide haben über zehn Alben veröffentlicht und konzertieren international.
Dasgupta kam gerade von einer mehrwöchigen USA-Tournee zurück, Udai Mazumdar hatte die Ehre, mit seinem berühmten Lehrer Pandit Ravi Shankar unter anderem im englischen Königshaus zu spielen.
Ein neuer Ansatz für die klassische Musik
Höhepunkt des Konzertes waren vier als Trio gespielte Stücke, allesamt von Udai Mazumdar für die ganz spezielle Besetzung Klavier-Sitar-Tabla auf der Basis indischer Ragas komponiert.
Man spürte förmlich den Spass und die durch mittlerweile mehrjährige gemeinsame Konzerttätigkeit entstandene Verbundenheit des von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia geförderten Trios.
Langsam baute sich jeweils die Spannung der vielteiligen Werke von den verträumt improvisatorischen Einleitungen über die kontrapunktisch aufgebauten und streng rhythmischen Zwischenteile hin zu den mitreissenden Finalsätzen auf.
Ein abwechslungsreicher und exotischer Klanggenuss, den das Publikum mit Bravorufen quittierte.
Nach der berührenden Zugabe, einem einfach gehaltenen Stück mit dem Namen Shanti-Peace, mit welchem das Trio an den immer noch andauernden Krieg in Europa und vielen Teilen der Welt erinnerten, herrschte atemlose Stille.
Es war ein spannender Abend mit einer selten live zu hörenden, ganz ungewöhnlichen Instrumentenkombination, welche das Trio auf höchstem Niveau präsentierte.
Ist es nicht genau das, was gerade die klassische Musikszene braucht? Neue Formationen und Ansätze? Oder die hundertste Interpretation einer Beethoven-Sonate?
KiSSS bewahrt gleichermassen traditionelle Klänge und bringt frischen Wind und Internationalität in die Ostschweiz.