Musikalischer Nachwuchs präsentierte sich auch in kleiner Besetzung ganz gross | W&O

27.04.2022

Musikalischer Nachwuchs präsentierte sich auch in kleiner Besetzung ganz gross

Als Abschluss des Jugendlagers Blasorchester U18 in Salez hat der St. Galler Blasmusikverband zum Konzert nach Grabs geladen.

Von Michael Kohler
aktualisiert am 28.02.2023
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Zwar schien die Coronapandemie in der Zahl der Teilnehmenden noch etwas nachzuhallen. Dennoch – oder umso mehr – präsentierte der Nachwuchs der kantonalen Blasmusikszene unter der Leitung von Andreas Signer eine aussergewöhnliche Leistung. Nach zwei Jahren corona­bedingten Stillstands konnte der St. Galler Blasmusikverband (SGBV) vergangene Woche im Landwirtschaftlichen Zentrum in Salez wieder ein Jugendlager Blasorchester U18 durchführen. «Endlich», kommentierte Verbandspräsident Roland Kohler (Mels) anlässlich des Abschlusskonzerts von vergangenem Sams tag vor einer voll besetzten Halle in Grabs. Denn:
Mit dieser Lagerwoche kann ein grosses Bedürfnis unter den Nachwuchsmusikantinnen und -musikanten im gesamten Kantonsgebiet abgedeckt werden.
Während in anderen Jahren die rund 60 Lagerplätze er­fahrungsgemäss früh ausgebucht waren, konnten heuer nur 30 Plätze besetzt werden. Der musikalischen Qualität tat die etwas kleinere Besetzung aber keinen Abbruch – im Gegenteil. Erstmals unter der musikalischen Leitung von Andreas Signer, seines Zeichens Mitglied der SGBV-Musikkommission, hat das Ensemble innerhalb von fünf Tagen ein beeindruckendes und kurzweiliges Konzertprogramm erarbeitet.

Frühling und Aufbruch

Dass auch eine kleinere Besetzung im Klang brillieren kann, zeigte bereits der mächtige Einstieg mit der Musik der Kantate Carmina Burana aus der Feder von Carl Orff, allen voran eine Adaption des weltbekannten «O Fortuna». Wortwörtlich mit einem Paukenschlag sicherten sich die jungen Musikantinnen und Musikanten die Aufmerksamkeit der Zuhörenden. Nicht nur vom Schicksal (aus dem lateinischen Fortuna) handelt das Werk, sondern auch vom Wiederkommen des Frühlings. Ein Thema, das die jugendliche Formation immer wieder aufnimmt, so etwa auch im Stück «Spring Meadow» aus der Feder von Luc Rodenmacher. Ihr geschultes Gehör zeigten die Mädchen, Jungen und jungen Erwachsenen aber nicht nur instrumental. Für das anspruchsvolle Werk «Atra Femina» von Daniel Muck, das in der Schweiz in voller Länge zur Uraufführung gelangte, bedienten sie sich auch ihrer Stimmen. Dass sie auch tadellos mehrstimmig singen können, unterstrichen sie denn auch gleich in einer der wohl bekanntesten Polkas im deutschsprachigen Raum, der «Böhmischen Liebe». Die Worte der Lyrik «Du weisst, ich liebe dich, mein Herz schlägt nur für dich», sollten denn auch nicht nur leer dahergesungen, sondern eine Ode an die gelebte Blasmusik sein.

Als Zugabe die Elise gerockt

In die Welt der Filmmusik entführte das Ensemble mit den Melodien von «The Mask of Zorro». Alleine schon die vom Perkussionsregister punktgenau eingesetzten Kastagnetten versetzten den Zuhörer und die Zuhörerin ins von Spanien besetzte Mexiko des frühen 19. Jahrhunderts. Wie Schauspieler Antonio Banderas dem erfolgreichen Film ein Gesicht verlieh, so verlieh ihm der Komponist James Horner auch eine unvergleich­liche Titelmelodie. Das passende Arrangement lieferte Darrol Barry. Mit «Olandese» fand das Konzert dann sein vermeintliches Ende. Giovanni Orsomandos sehr klassisch angehauch­ter Konzertmarsch mit einem Schwergewicht auf dem Klarinettenregister liess das Publikum aber nach einer Zugabe verlangen. Die gaben Signer und die Jugendlichen sehr gerne, handelte es sich dabei doch um eine ganz spezielle Interpretation von Beethovens «Für Elise». Signer bezeichnete das Stück als «Altlast» aus dem Jahr 2020, als er das U18-Lager eigentlich erstmals hätte leiten dürfen, es coronabedingt aber ausfallen musste. «2020 war nicht nur ein Orff-Jahr (Komponist des ersten Stücks), sondern auch ein Beethoven-Jahr.» Als Erinnerung an diese beiden grossen Komponisten habe Signer den Jungen das spannende Werk «Rockin’ Elise» nicht vorenthalten wollen. Spannend darum, weil der Arrangeur Frank Bernaerts die Beethoven-Melodie in eine moderne und rockige Nummer verwandelt. Und es gefiel, wie das Publikum mit grosszügigem Applaus und einer stehenden Ovation unterstrich.

Werbung machen als Hausaufgabe

Zum Schluss gab SGBV-Präsident Kohler den jungen Musiktalenten noch eine Hausaufgabe mit auf den Heimweg:
Erzählt in euren Dorfvereinen, wie sehr ihr das Lager genossen habt. Macht fleissig Werbung und kommt im nächsten Jahr mit ein, zwei Gspänli wieder.
So würden sie ihren Teil dazu beitragen, dass das Format Blasorchester U18 auch in kommenden Jahren Bestand haben kann. Und vielleicht, so auch Kohlers Hoffnung, sind die letzten Auswüchse der Pandemie im kommenden Jahr nicht mehr spürbar und das Lager findet zu seiner vollen Grösse zurück.