Nach 40 Jahren rollen letztmals die Kugeln im Billard-Center an der Schulhausstrasse | W&O

01.06.2022

Nach 40 Jahren rollen letztmals die Kugeln im Billard-Center an der Schulhausstrasse

Piroschka Hofmänner verkauft ihre Liegenschaft mit dem Billard-Center in Buchs. Dessen Zukunft ist ungewiss. Ein Hoffnungsschimmer besteht, da der Käufer das Inventar übernommen hat.

Von heini.schwendener
aktualisiert am 28.02.2023
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Seit 40 Jahren dreht sich im Leben von Prioschka Hofmänner fast alles um Billard. Doch die Buchserin, die Ende Mai ihr Pensionsalter erreicht hat, spielt gar nicht Billard. Lächelnd sagt sie:
Ich habe immer nur das Center geputzt.
Bescheiden, wie sie ist, reduziert sie ihre Rolle auf jene der Putzfrau. Dabei ist Piroschka Hofmänner Besitzerin und Leiterin des Billard-Centers an der Schulhausstrase – seit 1982, damals noch zusammen mit ihrem Mann, der 1996 verstarb.

Künftig den Ruhestand geniessen

Am 25. Juni ist aber Schluss. Nach 40 Jahren verkauft sie die Liegenschaft, um fortan den Ruhestand zu geniessen. Was passiert mit dem Billard-Center? Der Käufer der Liegenschaft übernimmt das Inventar, noch ist aber nicht bekannt, ob es weiter betrieben wird.
 Selber spielt Piroschka Hofmänner nicht Billard, sie hat ihr Center während vier Jahrzehnten geführt und in Schuss gehalten.
Selber spielt Piroschka Hofmänner nicht Billard, sie hat ihr Center während vier Jahrzehnten geführt und in Schuss gehalten.
Bild: Heini Schwendener

Traum vom eigenen Center ging 1982 in Erfüllung

Pirschoka Hofmänners Mann Paul führte den Spielsalon an der Bahnhofstrasse und träumte davon, einmal ein eigenes Billard-Center zu eröffnen. Als der Carunternehmer Zweifel an der Schulhausstrasse seine Liegenschaft verkaufte, haben Hofmänners zugeschlagen. Mit zehn Poolbillard-Tischen starteten sie 1982 als Selbstständige. 1996 wurde die Halle aufgestockt, im Erdgeschoss wurden vorne zwei Geschäftsflächen vermietet, im Obergeschoss standen während der Blütezeit des Centers zehn Poolbillard- und zwei Snooker-Tische. Piroschka Hofmänner verkauft ihre Liegenschaft mit dem Billard-Center in Buchs. Dessen Zukunft ist ungewiss. [gallery link="file" ids="15092,15088,15085,15095,15090,15087,15084,15091,15097,15082,15086,15093"] Piroschka Hofmänner erinnert sich zurück an die Anfangszeit:
Unser Center lief in den Anfangsjahren sehr gut, wir hatten sieben Tage offen und boten den Leuten in der Region eine neue Freizeitbeschäftigung.

Zwei Pool-Europameisterschaften für Schüler in Buchs

Gespielt hat sie nie, aber den Laden in Schuss gehalten. Es gab sogar einen Billardclub mit 20 Junioren. Höhepunkt in der noch jungen Geschichte waren 1988 und 1989 die Austragungen von zwei Pool-Europameisterschaften für Schüler. Spieler aus zehn Nationen haben in Buchs daran teilgenommen, unter ihnen auch Hofmänners Sohn Thomas. Ihm wurde Billard sozusagen in die Wiege gelegt, wuchs er doch im Billard-Center auf. Schon als Vierjähriger hatte er seinen eigenen Mini-Billardtisch. Mit sechs oder sieben Jahren gewann er das Weihnachtsturnier im familieneigenen Center gegen die Erwachsenen. Und 1990 wurde er Vize-Schweizermeister in der Schülerkategorie.
Wir Eltern waren natürlich mächtig stolz auf ihn.

Disziplin, Fleiss, Bescheidenheit und Demut

Als Pirschoka Hofmänners Mann 1996, kurz nach dem Ausbau des Centers starb, begann eine schwierige Zeit mit vielen grossen Probleme. Doch die taffe Frau liess sich nicht unterkriegen. Mit Disziplin, Fleiss, Bescheidenheit, Demut und mit der Unterstützung guter Freunde gelang es ihr, das Schiff wieder in ruhigere Gewässer zu manövrieren.
 Die Kunden hoffen, dass das Billard-Center nach dem Verkauf wieder geöffnet wird.
Die Kunden hoffen, dass das Billard-Center nach dem Verkauf wieder geöffnet wird.
Bild: Heini Schwendener
Damals half ihr, dass das Billard-Center «bombig lief», wie sie sich zurückerinnert. Piroschka Hofmänner schien es, als seien damals viele Kundinnen und Kunden aus Solidarität zu ihr, die sich alleine durchsetzen musste, zum Billardspielen gekommen. Der Kontakt zu ihrer Kundschaft hat sie immer fasziniert und er war ihr auch stets wichtig. Und die Gäste haben ihr Respekt gezollt dafür, wie sie sich als Frau durchgesetzt und für Ordnung gesorgt hat. Und noch etwas ist ihr besonderes Verdienst: Ihr Billard-Center war – im Gegensatz zu vielen anderen – stets picobello sauber, denn die Chefin hat ja selbst Hand angelegt.

Billardkugeln, Töggelichaschte-Bälleli, Wurfpfeile

Mit den Jahren ist die Billard-Begeisterung etwas abgeflacht. Die schweren Bowlingkugeln haben den kleinen Billardkugeln offenbar etwas den Rang abgelaufen. Piroschka Hofmänner blieb nicht untätig, sie hat auch Darts und Tischfussball eingeführt und daraus sogar einen Triathlon kreiert: Wer ist der beste Allrounder im Umgang mit den Billard-Kugeln, den Töggelichaschte-Bälleli und den Wurfpfeilen? Mit verschiedenen Events, die vor allem bei Firmen und Vereinen beliebt sind, hat sie sich im Geschäft gehalten. Bis 2020 Corona kam und dem Unternehmen stark zugesetzt hat. Jammern tut die Geschäftsfrau deswegen nicht, «andere hat es ja genauso getroffen wie mich.»

Abschiedsanlass am 25. Juni

Nach bewegten 40 Jahren kann sie nun, als Jungpensionärin, zufrieden Bilanz ziehen:
Es war eine schöne Zeit und sie ist unglaublich schnell vergangen. Ich bin stolz, dass ich es bis zur Pension geschafft habe. Ich durfte während all den Jahren gute Gäste empfangen. Ihnen bin ich dankbar.
Am 25. Juni findet der Abschiedsanlass im Billard-Center statt. Der letzte Triathlon aus Poolbillard, Darts und Tischfussball. Danach wird die unermüdliche Piroschka Hofmänner noch ein letztes Mal als Putzfrau im Einsatz stehen.