Nach der Spanischen Grippe florierte im Toggenburg das Wunderheilmittel «Natura». | W&O

20.01.2022

Nach der Spanischen Grippe florierte im Toggenburg das Wunderheilmittel «Natura».

In den Jahren nach der Spanischen Grippe fanden die Inserate für Heilmittel bei Lungenkrankheiten und chronischem Husten besondere Beachtung. Auch in der Region Toggenburg.

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 28.02.2023
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  Heute hält das Coronavirus die Bevölkerung in Atem, in den Jahren 1918 und 1919 war es die «Spanische Grippe». Die damalige Pandemie forderte in der Schweiz rund 25000 Todesopfer. In den Appenzeller Kalendern von 1921 und 1922 wurde deshalb für das Wunderheilmittel «Natura» geworben. Über 9000 Dank- und Anerkennungsschreiben Auch im Toggenburg waren die Kalender beim einfachen Volk beliebt. In den Jahren nach der Pandemie fanden die Inserate für Heilmittel bei Lungenkrankheiten und chronischem Husten besondere Beachtung. Die verheerenden Auswirkungen der Spanischen Grippe waren noch allgegenwärtig. Besonders dick trug die Firma von Hans Hodels Erben in Sissach auf. In ihrem ganzseitigen Inserat hiess es:
Natura ist ein altbewährtes und anerkannt vorzügliches Heilmittel gegen Husten, gewöhnliche und chronische Katarrhe, Influenza und Lungenkrankheiten. Durch die wunderbaren Heilerfolge ist ‹Natura› zum Volksheilmittel geworden …
Im Inserat wies die Hodelsche Firma mit Stolz auf angeblich 9000 Dank- und Anerkennungsschreiben hin, welche die Firma erreicht hätten. Zitiert wurde dabei aus einem Brief von Jean Hohl aus Wil: «Nach einer Kur mit dreissig Flaschen mit Ihrem Heilmittel ‹Natura› hat sich meine Gesundheit dauerhaft verbessert. Nie mehr hatte ich Blutauswurf, und mit frischer Lebenskraft kann ich wieder meinem Beruf als Heizer nachgehen. Aus diesem Grund darf ich Ihr geschätztes ‹Natura› jedem Lungenkranken mit gutem Gewissen bestens empfehlen …» Kalender war als Plattform attraktiv Jedes Jahr warben Gesundheitsfirmen aus der ganzen Schweiz im Appenzeller Kalender, der wegen seiner Verbreitung als Plattform attraktiv war. Mittel bei Kropfleiden priesen etwa die Pharmacie Centrale in Genf, die Jura-Apotheke in Bern und D. Grewar in Meiringen an. Die Apotheke von Dr. Plattner in Grenchen versprach die Befreiung von Afterwürmern mittels Spezialmittel und Blutarmen empfahl Ettore Soldati aus Lugano seine «Glomeruli Ruggeri». Produkte gegen Beinleiden waren bei Dr. K. Schaub in Zürich erhältlich, das Wundermittel «Nivia» für starken Haarwuchs beim Grossexporthaus «Tunisa» in Lausanne.