Vorstand wie Delegierte zeigten sich hochmotiviert, der von Corona gebeutelten Seele der Blasmusik mit Hilfe verschiedener Grossanlässe wieder Leben einzuhauchen. Die Bedingungen dazu scheinen ideal – abgesehen von der Pandemie.
Seit seiner Wahl zum Präsidenten des St.Galler Blasmusikverbandes im November 2019 war es dem Melser Roland Kohler nicht vergönnt gewesen, sein Amt unter «Normalbedingungen» wahrnehmen zu können. Die Coronapandemie hat die gesamte Blasmusikszene komplett aus der Bahn geworfen. Während Monaten waren weder Proben noch Konzerte, geschweige denn eine DV mit Vertretern aller 119 Vereine aus den neun Kreisen des Kantons St.Gallen möglich. Die sich stetig ändernden Bestimmungen von Bund und Kanton und die daraus erwachsene Unsicherheit an der Basis sorgte für einen erheblichen Mehraufwand für den gesamten Verbandsvorstand.
Aufbruchstimmung: Vorstand zeigt sich motiviert
Diese Unsicherheit soll trotz weiterhin angespannter Lage jetzt in Entschlossenheit umgemünzt werden. Entsprechend motiviert präsentierte sich jedenfalls der SGBV-Vorstand an der physisch durchgeführten DV. Verschiedene Entscheide zeigen, wie sehr die St.Galler Blasmusikszene im Aufbruch ist, allen voran die Vergabe des Zuschlags zur Organisation und Durchführung eines kantonalen Musikfests 2024 in Mels.
Weitere Grossveranstaltungen wie etwa das 125-Jahr-Jubiläumsfest der Bürgermusik Benken im 2022 oder das damit verbundene nächste kantonale Jugendmusiktreffen untermauern diese musikalische Mobilmachung.
Die Grundvoraussetzungen dafür stimmen mindestens aus finanzieller Sicht, darf doch Kassierin Verena Federli einen, wie sie es nennt, «ganz speziellen, aussergewöhnlichen, historischen Gewinn» von fast 30000 Franken in der Verbandskasse verbuchen. Er ist dem Umstand geschuldet, dass im vergangenen Geschäftsjahr im gesamten Kanton keine Kreismusiktage stattfinden konnten. Für das neue Geschäftsjahr plant der Verband indes mit einem ausgeglichenen Budget. Zu beanstanden gab es weder bei der Rechnung noch beim Budget etwas.
Alles neu macht Corona
Dass die Verbandsleitung auch während der vergangenen fast zwei Jahre keinesfalls untätig war, zeigten diverse Neuerungen. So präsentierte etwa Fabian Wirth, Präsident der Musikkommission, Änderungen im Musikreglement, die künftig an kantonalen Musikfesten zum Tragen kommen.
Neu ist auch die Anzahl der Vorstandssitze, die sich seit der Demissionierung des Werdenberger Kreispräsidenten Josef Signer im Herbst 2020 – er wurde an der diesjährigen DV gebührend verdankt – um eins verringert hat. Der vakante Sitz soll nicht wieder besetzt werden, erklärte Kohler die Anpassung der Konstituierung: «Vorstand und die Musikkommission haben entschieden, mit dem bestehenden Gremium weiterzuarbeiten.»
Neu ist weiter der Innovationspreis, der vom Verband im laufenden Geschäftsjahr ins Leben gerufen und erstmals an der DV überreicht wurde. Verliehen bekam ihn das Projekt «Online Ensemble Wettbewerb», sprich die daraus entstandene Formation Gallus Brass. Auch die Josef-Strässle-Steigacker-Stiftung hat ihre Preise erneut verleihen können, einerseits an die «Fäaschtbänkler» (2020), andererseits an den Sarganserländer Elia Ackermann, Musikgesellschaft Flums (2021). Ackermann wurde für sein herausragendes Engagement für die Blasmusik und im Besonderen für die Jugendförderung ausgezeichnet.
Und schliesslich ist auch die Anzahl Mitgliedsvereine im St.Galler Verband neu, nachdem die Bewerbungen der Buuremusik Gossau und der Gallus Brass von den Delegierten einstimmig angenommen wurden und die beiden Formationen den nun 121 Vereine starken Verband komplettieren.
Grussworte aus St.Gallen, Bern, Aarau und dem Wallis
Von Aufbruch und Zuversicht handeln auch die Grussworte der zahlreichen Ehrengäste. Ständerat Benedikt Würth etwa sprach den Musikantinnen und Musikanten aus dem Herzen: «Wir sind ausgehungert und haben die Begegnungen vermisst. Wichtig ist, dass wir in die Zukunft schauen und unser Kulturleben wieder stabilisieren.» Würth zeigte sich «zuversichtlich, dass das Vereinsleben wieder aufblühen wird». Derselben Meinung ist auch sein Nachfolger in der St.Galler Regierung, Volkswirtschaftsdirektor Beat Tinner. Nach seinen Grussworten aus der Regierung ermutigte er alle anwesenden Vereine: «Macht weiter so.»
Auch Oberst Philipp Wagner, Chef der Militärmusik, stimmte in denselben Tenor mit ein. «Wir leben noch in der Phase der Hoffnung.» Und schliesslich erwies auch der Walliser Hans Seeberger, Vizepräsident und Verbandsleitungsmitglied des Schweizer Blasmusikverbandes SBV, den St.Gallerinnen und St.Gallern die Ehre mit einem Grusswort.
Musikanten geehrt
Nach fast vier Stunden konnte Kohler die 97. DV schliessen und zu den Ehrungen der eidgenössischen und kantonalen Jubilare übergehen.
Nicht weniger als 75 Männer und Frauen durften ihre Medaillen für 70 Jahre (eidgenössische Ehren-Veteranen), 65 Jahre (kantonale Ehren-Veteranen), 60 Jahre (kantonale Ehren-Jubilare) und 50 Jahre (kantonale Jubilare) Aktivmitgliedschaft in einem Verein entgegennehmen.
Aus der W&O-Region wurde Hans Tischhauser (Musikgesellschaft Sevelen) für 70 Jahre Aktivmitgliedschaft im Jahr 2020 geehrt, Markus Gschwend (Musikgesellschaft Sevelen) für 50 Jahre.
Im Jahr 2021 erreichte Walter Bösch (Musikgesellschaft Stein) 65 Jahre Aktivmitgliedschaft und wurde dafür geehrt, Clemens Rinderer (Musikgesellschaft Sevelen) für 60 Jahre und Paul Brändle (Musikgesellschaft Alt St. Johann-Unterwasser) für 50 Jahre.