An den ersten warmen Tagen im Frühjahr kontrolliert der Imker seine Völker. Wenn vor dem Flugloch emsiger Betrieb herrscht, weiss er bereits ziemlich sicher, dass es seinen Völkern gut geht.
Dieses Frühjahr allerdings mussten die Imker vermehrt Verluste hinnehmen. Laut einer Medienmitteilung von Apisuisse starben mehr als ein Fünftel der Bienenvölker im Winter 2021/2022. So viele wie seit zehn Jahren nicht mehr. Als Gründe gibt Apisuisse die kalte und nasse Witterung im Frühling und Sommer letzten Jahres an. Die Winterverluste variieren von Kanton zu Kanton stark.
Kommt noch eine hohe Belastung durch die Varroamilbe und die durch sie übertragenen Viruserkrankungen hinzu, kann dies ein Bienenvolk empfindlich schwächen. Die Varroamilbe wird nicht nur von Hans Peter Hagmann als Hauptgrund für die vermehrten Winterverluste verantwortlich gemacht.
Auf diese Weise konnten die Bienen bis Ende Mai durchgehend Honig eintragen. Honigerträge bis zu 20 Kilogramm pro Volk liegen so im Bereich des Möglichen. «Bereits zehn Kilogramm sind ein guter Ertrag», sagt Huber.
Auch Hans Peter Hagmann sagt: «Dieser Frühling war für Bienen und Wildbienen optimal, viel Sonne und tagsüber mild.» Aufgrund des Wetters dürften ausserdem die Wiesen etwas später gemäht worden sein, was den Bienen zugute kommt. Hagmann hält weiter fest:
Kein optimales Jahr
Etwas weniger schlimm als den Durchschnitt der Kantone hat es St. Gallen und Appenzell getroffen. Hans Peter Hagmann, Präsident des Imkerverbandes St. Gallen-Appenzell und Imker in Sevelen, sagt:In unserem Verbandsgebiet sind die Winterverluste unter einem Fünftel geblieben. Das Jahr 2021 war für die Bienen nicht optimal.Das Pollen- und Nektarangebot sei durch das nasskalte Wetter das ganze Jahr über schlecht geblieben. Auch die schlechte Honigernte im letzten Jahr ist eine Folge davon. Ein guter Polleneintrag ist aber für die Entwicklung der Jungbienen wichtig.
Varroamilbenbelastung war zu hoch
Auch Melchior Huber, Werdenberger Bieneninspektor aus Sevelen, sieht darin den Grund für hohe Winterverluste. Er hält fest:Bereits gegen Ende des letzten Sommers gab es sehr hohe Mengen an Varroamilben in den Völkern.Ist im Sommer die Belastung an Varroamilben im Volk bereits zu hoch, kommen die üblichen Behandlungen gegen die Milbe im August und im Dezember zu spät. «Die Jungbienen sind bereits kurzlebig und geschwächt», erklärt der Bieneninspektor. Die Auswirkungen davon zeigen sich dann im nächsten Frühjahr durch hohe Winterverluste. Melchior Huber selber betreut etwa 50 Bienenvölker. Er habe nur rund fünf Prozent seiner Bienenvölker verloren und ist entsprechend sehr zufrieden.
Viel Sonne sorgt für viel Frühjahrshonig
Ein Lichtblick für die Imker dürfte aber dann die Entwicklung der Bienenvölker im Frühjahr gewesen sein. Denn verglichen mit letztem Jahr war das Wetter für die Bienen dieses Jahr ausgezeichnet. Huber erklärt:Die Bienenvölker konnten sich wunderbar mit der Natur entwickeln und waren zur Hauptblütezeit bereit, viel Honig einzutragen.Nach dem Blütenhonig folgten direkt zwei Wochen, in denen die Bienen ausserdem noch Blatthonig sammeln konnten. Ein lückenloser Übergang vom Blütenhonig zum Blatthonig sei speziell, so Melchior Huber.
Stark entwickelte Bienenvölker bestäuben nicht nur viele Pflanzen, sondern tragen auch sehr viel Nektar ein.Er geht deshalb davon aus, dass die Imker schon sehr viel feinen Frühjahrshonig von hoher Qualität schleudern konnten.