Graue Flecken überzogen die nördliche und westliche Seite des Saxer Kirchturms bis vor wenigen Tagen – nun strahlt er wieder weiss. Die Aussenwände wurden gereinigt und frisch gestrichen.
Diese Unterhaltsarbeiten gehören eigentlich nicht zum Projekt der Innenrenovation der Kirche Sax, erklärt Jakob Tinner, Präsident der Baukommission.
Rund eineinhalb Jahre dauerten die Arbeiten im Innern der Kirche nun an. Ein Jahr mehr, als die Verantwortlichen am Anfang dachten. «Es fehlen noch wenige Möbel, wie das Rednerpult und ein Tisch aus Nussholz, ansonsten sind die Arbeiten abgeschlossen», so Jakob Tinner.
Man fasste eine Sanierung des Bodens ins Auge. «Die Idee war, alles auszubauen, den Boden sauber abzudichten, eine Bodenheizung mit Wärmepumpe einzubauen und alles wieder aufzubauen», erzählt der Baukommissionspräsident.
Die Funde hatten grossen Einfluss auf die geplante Sanierung – noch vor Beginn der Bauarbeiten drohte sie gar zu scheitern. «Zuerst hiess es, dass der Boden im Chor nicht verändert werden dürfe, da er historisch und bisher unberührt sei. Für uns war klar: Dann müssen wir das Projekt stoppen», so Tinner.
Nur den halben Boden der Kirche zu sanieren, hätte das Feuchtigkeitsproblem nicht behoben.
Nach langem Hin und Her war klar, dass dunkelgrauer Balzner Alpenkalk als Boden verlegt wird. «Als ich sah, dass viele Platten einen grossen Weissanteil haben, dachte ich: Das gibt es einfach nicht!», erzählt Jakob Tinner und lacht. Doch mittlerweile habe er sich an den Boden und an andere Neuerungen gewöhnt. Und ist zufrieden:
Aber es hat jetzt gerade gepasst. Es würde speziell aussehen, wenn beim Einweihungsfest Mitte September der Turm aussen so unschön wäre, während im Innern der Kirche viel neu gemacht ist.Zuletzt wurde der Turm vor elf Jahren gereinigt.
Feuchtigkeitsproblem machte Sanierung nötig
Die Kirche Sax hatte im Innenraum seit langem ein Feuchtigkeitsproblem, das zu Verfärbungen an den Wänden und zu Langzeitschäden führte. «Wir haben einiges ausprobiert mit Heizung und Lüftung, wussten irgendwann aber: Die Feuchtigkeit kommt von unten», erklärt Jakob Tinner, der sich bereits seit 1998 in der Vorsteherschaft engagiert – damals noch in der Kirchgemeinde Sax-Frümsen, die 2015 mit Salez-Haag und Sennwald-Lienz-Rüthi zur Evangelisch-Reformierten Kirchgemeinde Sennwald fusionierte.Während den Arbeiten hat sich dann allerlei ergeben, was nicht geplant war, auch nicht planbar war und zu Verzögerungen führte.
Funde der Archäologen beeinflussten die Sanierung
Nach einer langen Vorbereitungsphase, in der das Vorgehen auch mit Denkmalpflege und Kantonsarchäologie besprochen wurde, begannen Ende 2020 die ersten Abbrucharbeiten. Anfang 2021 starteten die Archäologen ihre Arbeit. Nach wenigen Tagen zeigte sich, dass unter dem Kirchenboden wesentlich mehr zutage trat, als die Archäologen zunächst erwartet hatten. So sind unter anderem im Chor und im Schiff spätgotische Mörtelböden fast flächig erhalten. Monatelang waren Mitarbeitende der Kantonsarchäologie damit beschäftigt, alles sauber zu putzen und zu dokumentieren.Wir konnten aber aufzeigen, dass bereits früher Eingriffe erfolgt waren.Weil die archäologisch wertvollen Mörtelschichten jedoch nicht entfernt werden durften, wurde es unmöglich, eine Bodenheizung einzubauen.
Man konnte sich einigen
Es folgten zahlreiche Abklärungen durch Spezialisten, Gespräche und Treffen. Letztlich konnten sich die Verantwortlichen der Kirchgemeinde mit Archäologie und Denkmalpflege einigen, wie die Sanierung ausgeführt werden kann. Der Untergrund wurde mit einem Kiesbett ausgeglichen und mit Folie abgedichtet, darauf kam eine Schicht Beton. Dabei konnte auch die kleine Stufe zum Chor entfernt werden, die eine Stolperfalle war und beispielsweise beim Bestuhlen für Musikformationen zu Behinderungen führte.Dadurch, und weil die vordersten Bankreihen weggelassen wurden, haben wir in der Kirche nun eine grössere Fläche, die man flexibler nutzen kann.Im Zuge der Renovation wurden unter anderem neue Kirchenbänke eingebaut. Das fürs Alter gut erhaltene Chorgestühl wurde aufwendig instand gestellt, die Orgel ausgebaut und gewartet, die teilweise über 200-jährigen Fenster restauriert und Kirche neu gestrichen.
Schwierige Phasen, aber zufrieden mit Resultat
Während der Bauzeit habe er manchmal viele Nerven gebraucht, gesteht Jakob Tinner im Gespräch mit dem W&O. Als die Sanierung nach jahrelanger Vorarbeit zu scheitern drohte, sei das für ihn eine schwierige Zeit gewesen. «Auch später, als der Bau wieder vorwärts ging, war es zeitweise langatmig.» Immer wieder waren andere Spezialisten involviert, die Arbeiten konnten zum Teil erst nacheinander stattfinden und auch die Coronapandemie beeinflusste das Geschehen – dies alles führte zu den Verzögerungen.Aber wie hätte man das anders machen wollen? Beim Vorprojekt konnten wir nicht alles bis ins Detail einfliessen lassen, weil vieles gar nicht bekannt war.
Ich habe das Gefühl, die Sanierung ist gut herausgekommen. Wenn dann die noch fehlenden Möbel stehen, gibt das nochmals eine deutliche Aufwertung.Natürlich sei die Verzögerung ärgerlich gewesen, insbesondere für Saxerinnen und Saxer, die in «ihrer» Kirche Gottesdienste besuchen möchten. Weil die Kirchgemeinde in Salez und Sennwald über zwei weitere Kirchen verfügt, konnten Gottesdienste dort stattfinden.