https://vimeo.com/778405231
Sieben Jahre hat die Arbeit an der Mini-Dampflokomotive gedauert, welche derzeit in der Heuwiese in Weite als Adventsattraktion ihre Runden dreht und Gross und Klein verzückt. Damalige 15' 000 Franken und enorm viel Handwerksarbeit hat der 88-jährige Ruedi Wagner aus Fontnas in dieses kleine Wunderwerk investiert. Seine Werkstatt, wo er die Lok von A bis Z zusammenbaute, befindet sich in einer unscheinbaren, kleinen Garage in einer Fontnaser Strasse.
Der 88-Jährige öffnet die Türen der Garage. Auf den ersten Blick erkennbar steht links das etwa 60cm lange Modell einer blau-roten Dampflokomotive. Rechts eine Werkbank, diverse Schachteln in Regalen und ein goldener Tischbohrer. Im hinteren Drittel wird der Raum durch eine Holzwand geteilt. Darauf klebt ein grosser Bauplan einer Dampflokomotive, welcher die Fenster darunter fast komplett verdeckt. Ein kurzer Blick hinter die Wand zeigt schwere Maschinerie: Eine alte Drehbank und eine noch ältere aussehende Fräsmaschine finden auf ein paar wenigen Quadratmetern Platz. Spätestens hier ist klar: Das ist das Reich des Modell-Lok-Bauers.
Mit Liebe zum Detail arbeitete er an seiner Mini-Lok: Metallteile auf Mass drehen, Fräsen, Bohren, Feilen und Schleifen – «wenn es die Maschinen zuliessen, habe ich versucht alles selbst zu machen». Etwas selbstkritisch fügt er hinzu: «Man sieht auch, dass einzelne Teile von Hand gefertigt wurden». Die späte Erkenntnis, dass Schienen und Modell-Lokomotiven viel mehr Platz brauchen, als das Haus am Steilhang offerieren konnte, liess Ruedi Wagner vom Weiterbauen nicht abhalten. Er sagt nur lachend:
«Ich habe viel zu spät mit dem Hobby angefangen»
«Lokomotiven-Fan bin ich schon lange», sagt Ruedi Wagner im Gespräch. Damals sei er in Deutschland oft noch mit einer Dampflok herumgereist, da sie bis in die späten 50er Jahre in Deutschland weit verbreitet waren: Als Kind in die Ferien zu den Grosseltern, aber auch zur Einreise in die Schweiz vor 65 Jahren. «Dampfloks haben mich schon immer fasziniert», sagt der 88-Jährige. Dennoch dauerte es noch fast 30 Jahre bis der 88-Jährige seiner Faszination handwerklich eine Form geben konnte. «Es ist ein sehr aufwendiges Hobby und als Leiter einer Konstruktionsgruppe in einem weltweit tätigen Fabrikationsunternehmen in der Region blieb für private Hobbys nur wenig Zeit. Erst 1984 erwarb Ruedi Wagner die Baupläne einer «BR 24» der Deutschen Reichsbahn im Massstab 1:11. Kostenpunkt damals 100 Franken.Ich habe viel zu spät mit dem Hobby angefangen, sonst hätte ich mein Zuhause im Flachen gebaut.
15'000 Franken mit Volldampf in Richtung Abgrund
Über eine Zeit von sieben Jahren arbeitet Ruedi Wagner «zum Plausch» immer wieder an seiner BR 24. Die Investitionskosten für die rund 80 Kilogramm schwere Lok dürften sich zum Schluss auf damalige 15'000 Franken belaufen haben, schätzt Ruedi Wagner. An den Moment, als die Lok zum ersten Mal fuhr, kann er sich noch genaustens erinnern: «Zuerst bewegte sich die Lok kein bisschen – die Teile haben richtig geklemmt.» Er lacht und sagt:Auf einmal fuhr die Lok los und ich bin nicht mehr hinterhergekommen! Sie fuhr direkt von der Strecke hinunter und fiel 30 Zentimeter auf den Rasen herunter.«Glücklicherweise ist sie unbeschädigt davon gekommen», sagt der Modelllokbauer weiter.
Von der Funktionsweise der Loks fasziniert
In den Jahren darauf fuhr Ruedi Wagner mehrmals an Modell-Dampfloktreffen in Sinsheim und Karlsruhe, wo den «Dampfern» grosse Hallen zu Verfügung standen.Dort traf ich auf Freunde, die manchmal auch Tipps gaben, wenn etwas nicht funktionierte.Weiter baute er zwei Dampfloks. Eine davon einfachheitshalber mit einem vorgefertigtem Bausatz – «viel Arbeit steckte trotzdem dahinter», und ein elektrischer betriebener Zug. Alle benutzt er heute noch. «Zu sehen, wie eine Lok mit einfachen mechanische Prinzipien funktioniert fährt – das ist für mich Romantik», sagt Ruedi Wagner. Deshalb hält seine Freude auch heute noch an. Selbst wenn mit dem Alter feine Arbeiten schwer fallen. Oder wenn Ruedi Wagner nach drei Runden auf seiner Lok zum Aufstehen Hilfe benötigt. «Es lohnt sich trotzdem.»