Zur verlorenen Wahl gehört die Analyse. Die von Kreisen der SP genannten Gründe für die Nichtwahl ihrer Kandidatin sind nach meiner Beurteilung nicht zutreffend. Wie die Vergangenheit zeigt, hinderte die Zugehörigkeit zur SP den Wahlerfolg in keiner Weise. Aber nicht jede Kandidatur findet gleichermassen Zustimmung. Das gilt für alle Kandidaturen und alle Parteien.
Nach meiner Auffassung haben wir in Buchs, und andernorts, ein Problem bei der Rekrutierung von geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten für die öffentlichen Ämter. Die Bereitschaft, sich für die öffentliche Sache zu engagieren, hat stark abgenommen; insbesondere auch bei Personen, die
sich früher für ein Mandat zur Verfügung gestellt hätten und mit guten Aussichten auch gewählt worden wären. Wenn sich die Rekrutierung indes – zugespitzt – auf Personen beschränkt, welche die Bereitschaft aufbringen, sich ein öffentliches Amt «anzutun», schwächen wir unsere Institutionen und auch das Vertrauen der Bürgerschaft in die Politik.
Die Bereitschaft für ein freiwilliges Engagement lässt sich nicht verordnen. Vielleicht gibt es für künftige Wahlen aber Ansätze, um die Situation zu verbessern. Wie bei der Wahl für das Stadtpräsidium, könnten sich die Ortsparteien zusammentun und gestützt auf einen Kriterienkatalog gemeinsam geeignete Personen suchen, die sie in der Wahl dann auch unterstützen. Und vielleicht lässt sich das zeitintensive Mandat eines Stadtrats in der heutigen Form nicht mehr als Nebentätigkeit ausführen und muss entweder auf strategische Aufgaben beschränkt oder – mit weniger Mitgliedern – zum Teil- oder Vollamt ausgebaut werden. Die nächsten Wahlen finden in vier Jahren statt. Wir haben Zeit, bis dahin etwas zu ändern.
Jürg Dommer, Volksgartenstrasse 32, 9470 Buchs