Geleitet und begleitet wurde die kurze Wanderung von Hans Stricker, dem ausgewiesenen Fachmann der Namenforschung in der Region und Verfasser sowohl des Werdenberger als auch des Liechtensteiner Namenbuches.
Orts- und Flurnamen werden in der Regel über Jahrhunderte tradiert und sind weit über ihre sprachgeschichtliche Bedeutung hinaus wertvolle Quellen. Sie berichten über Nutzung der Wälder, Weiden und Wiesen, auch wenn diese heute längst nicht mehr in der ursprünglichen Form erhalten geblieben sind. Sie können auch von Menschen oder von besonderen Ereignissen berichten und einen Einblick in das Lebensumfeld der Menschen in früheren Zeiten geben.
Weit über dem nebelverhangenen Rheintal begrüsste der Präsident der Gesellschaft für Werdenberger Geschichte und Landeskunde (WGL), Eduard Neuhaus die Teilnehmenden beim Berghaus Voralp und nach einer kurzen Wanderung Richtung Ischlawiz durch den farbigen Herbstwald erreichte die Gruppe das Älpchen Risiwald, wo Hans Stricker der interessierten Zuhörerschaft die Bedeutung und den Sinn der Namenforschung anhand spannender Beispiele aufzeigte. Spätherbstlich stille Täler, Bergspitzen und steile Hänge umrahmen den grünblauen Voralpsee in der Mulde, welche ein vorgeschichtlicher Bergsturz einst hinterlassen hat.
Die ältesten Namen reichen bis in die Spätantike zurück
Eindrücklich ist auch, welcher Reichtum an Namen auf relativ kleinem Raum hier zu finden ist: Die ältesten sind romanischen oder sogar vorromanischen Ursprungs und datieren somit weit ins Mittelalter oder noch in frühere Zeiten zurück. Alemannische Namen zeigen auf, wie die deutsche Sprache sich langsam von Norden her ins romanische Sprachgebiet ausbreitete.
Auch die Walser, die sich im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts in unserem Gebiet niederliessen, haben sprachgeschichtliche Spuren hinterlassen, welche sich - wie das Romanische auch- im lokalen Dialekt widerspiegeln. Allerdings verändern sich in der heutigen Zeit die einst prägnanten Dialekte schnell, die Mobilität der Menschen und der Einfluss der verschiedenen Medien tragen dazu bei.
Heutige Wandergebiete waren früher Lebensgrundlage
Flurnamen hingegen haben sich wenig oder gar nicht verändert. Über Generationen wurden sie weitergegeben, jeder kannte sie. Die für heutige Begriffe entlegenen Täler und Steilhänge wurden bis weit ins 20. Jahrhundert als Weiden und Alpen genutzt. Viele werden heute nur noch als Wandergebiete begangen und man kann sich kaum vorstellen, dass sie früher als Lebensgrundlage der Menschen von Bedeutung waren.
Die Vielfalt und der Reichtum der Namenwelt auf kleinem Raum an Ort und Stelle in der spätherbstlichen Natur zu erleben: für alle Teilnehmenden bereichernd.