Das bereitet Freude, kann aber auch Fragen aufwerfen. Um es vorweg zu nehmen: Amseln gehören zu den ersten Boten des Frühlings. Es ist normal, dass sie bereits im Februar singen. Die Amsel ist aber nicht der einzige Vogel, der den Frühling spürt: Eulen, wie etwa der Uhu oder der Raufusskauz, markieren rufend ihre Reviere, Wanderfalken vollführen Balzflüge, und die Rabenkrähen sammeln emsig Zweige für ihre Nester.
Noch früher ist der Bartgeier: Bereits seit Januar oder sogar Dezember sitzt er auf dem Nest und brütet! Nicht immer macht sich der Frühling so auffällig bemerkbar.
Die Rückkehr der Zugvögel ist momentan kaum sichtbar, denn sie erfolgt nachts: Dank einem auf dem Besuchszentrum der Vogelwarte Sempach installierten Radar werden alle Bewegungen von ziehenden Vögeln über der Vogelwarte registriert. Dabei hat die Anzahl durchfliegender Vögel seit rund einer Woche stark zugenommen. Der Radar gibt auch Auskunft über die Flugrichtung. Sie zeigt nach Nordosten, was ein klares Anzeichen dafür ist, dass der Vogelzug begonnen hat.
So früh im Jahr sind vor allem Vögel auf dem Rückweg, die im Mittelmeerraum überwintert haben. Zugvögel, die im tropischen Afrika überwintern, treten ihre gefährliche Rückreise in die Schweiz erst in rund einem Monat an.
Weissstorchenpaar ist bei seinem Horst eingetroffen
Beim Pflanzgarten in Schaan ist das Weissstorchenpaar fast gleichzeitig bei seinem Horst eingetroffen. Kein anderer europäischer Vogel betreibt einen derart grossen Nestbau. Der Nistplatz der Weissstörche wird als Horst bezeichnet. Die Brutzeit erstreckt sich von Anfang April bis Anfang August. Dabei wählt das früher ankommende Männchen den Standort so, dass sich in rund drei bis fünf Kilometer Umkreis genügend Nahrung findet. Da ein Storchenpaar seinem Horst über Jahrzehnte treu bleibt und der Nestbau nie abgeschlossen wird, kann der Horst eine Höhe von mehreren Metern und ein Gewicht von zwei Tonnen erreichen. Der Wechsel eines Nests geschieht in der Regel dann, wenn sich das Männchen mit einem neuen Weibchen paart oder im Vorjahr ein Bruterfolg ausblieb.
Der Weissstorch ist ein allerseits bekannter Stelzvogel, deutlich grösser und kräftiger als der Graureiher. Bis auf die schwarzen Schwungfedern ist das Federkleid weiss. Schnabel und Beine sind rot.
Die Stimme des Weissstorchs ist nur schwach ausgeprägt. Er verständigt sich durch Klappern mit dem Schnabel, deshalb wird er auch Klapperstorch genannt. Geklappert wird zur Begrüssung des Partners am Nest und zur Verteidigung gegen Nestkonkurrenten. Auch das Balzritual geht mit ausgiebigem gemeinsamem Schnabelklappern einher. Der Weissstorch ernährt sich von Kleintieren wie Regenwürmern, Insekten, Mäusen, Weichtieren, Fischen, Reptilien, Amphibien sowie von Aas. Selten frisst er Eier und Nestlinge anderer Vögel, vor allem bodenbrütender Arten. Er ist auf keine Nahrung spezialisiert, sondern frisst Beute, die häufig vorhanden ist.
Mit angewinkelten Beinen vor einem Mausloch
Seine Jagdmethode ist höchst charakteristisch und macht ihn schon aus weiter Entfernung erkennbar: Er schreitet auf der Suche nach Beute durch Wiesen und Sumpfland und stösst dann blitzartig mit dem Schnabel auf seine Beute herab. Daneben kann er auch wie ein Reiher mit angewinkelten Beinen an einem Mausloch lauern und dann plötzlich zustossen. In seichten Gewässern durchschnäbelt er das Wasser nach Beute. Weissstörche benötigen täglich etwa ein Siebtel ihres Körpergewichts an Nahrung, was bei einem Körpergewicht von 3,5 Kilogramm eines Weissstorches etwa 500 Gramm entspricht.