Das Interview «Unsere Welt braucht Neophyten» im W&O vom 28. Dezember verharmlost die Probleme invasiver Arten für das Gleichgewicht in der Natur. Markus Kobelt plädiert dafür, dass Neophyten nicht ausgerottet werden dürfen. Wer mit Neophyten Erfahrung hat, weiss, dass ihre «Ausrottung» gar nicht möglich und auch nicht nötig ist. Ziel der Regulierung ist das Gleichgewicht unter den Pflanzenarten.
Epidemische Ausbreitung des drüsigen Springkrautes
Massnahmen sind erforderlich, wenn sich ein Neophyt derart stark ausbreitet, dass andere Arten verdrängt werden und keine Chancen mehr haben. Ein Beispiel ist das Berufskraut auf einer Fläche von einem Hektar am St. Johannerberg. Es hat in den letzten zwei Jahren alle anderen Pflanzen verdrängt. Die Biodiversität ging dabei verloren. Verloren ging auch die Artenvielfalt auf dem wertvollen, extensiven Wiesland. Es liegt in sehr steilem Gelände. Überall dort, wo eine maschinelle Bearbeitung nicht möglich war, mussten die Pflanzen von Hand ausgerissen werden. Der Aufwand hat sich gelohnt, erste Erfolge sind bereits sichtbar. Wenn wir so konsequent weiterfahren, können wir die Dominanz dieses Neophyten brechen und kommen dem Ziel eines artenreichen Gleichgewichts näher.
Als wir vor drei Jahren begonnen haben, Neophyten zu regulieren, hat uns das drüsige Springkraut am stärksten in Anspruch genommen. Wir merkten rasch, dass wir diese Aufgabe nur mit vereinten Kräften meistern können. Eine Gruppe von 20 Leuten, über die ganze Gemeinde verteilt, beobachtet und bekämpft Neophyten in nächster Nähe. Alle sind vertraut mit den lokalen Verhältnissen, und die Wege sind kurz. Diese Organisation des Einsatzes ist robust, und wir arbeiten effizient.
Es ist uns gelungen, in den letzten zwei Jahren den Bestand um bis zu 50 Prozent zu reduzieren. Nach einer Phase der Verdrängung ist das Waldspringkraut wieder aufgewachsen, das zur angestammten Pflanzengesellschaft gehört. Ähnliche Resultate haben wir auch bei der Goldrute, bei der Hausbewohner und Besitzer selber Hand anlegten. Schwieriger ist die Bekämpfung des Japanischen Knöterichs. Er ist besonders hartnäckig, und wir müssen neue Methoden zur Bekämpfung entwickeln.