Die Dorfkorporation Wildhaus und die Wasserversorgung der Gemeinde Gams planen, zwischen ihren beiden Versorgungsgebieten gemeinsam eine rund 2,5 Kilometer lange Trinkwasserverbindungsleitung zu realisieren.
Damit wird ein Gebiet neu erschlossen, die Wasserversorgungssicherheit erhöht und nebenbei Strom für rund 150 Haushalte produziert.
Mit dem Vorhaben können gleich mehrere pendente Themen angegangen und gelöst werden.
Durch die Vernetzung der beiden Wasserversorgungen Wildhaus und Gams kann einerseits der Feuerschutz im Gebiet Heeg sichergestellt werden, andererseits wird die Trinkwassersicherheit der Gemeinden Wildhaus-Alt St. Johann und Gams erhöht, heisst es in einer Medienmitteilung.
Eine Forderung, die der Bundesrat angesichts des Klimawandels bereits im Mai 2022 stellte.
Er empfahl damals den Kantonen, ein regionales Wassermanagement einzuführen, damit mögliche Phasen der Wasserknappheit überbrückt werden können.
Eine «Insel» im obersten Toggenburg
Die Erhöhung der Versorgungssicherheit ist bei der Dorfkorporation Wildhaus bereits seit geraumer Zeit ein Thema.
Dies insbesondere, weil Wildhaus zusammen mit Alt St. Johann die einzige Insellösung im Kanton St. Gallen betreibt.
Bis anhin waren die beiden Korporationen auf ihr eigenes Wasser angewiesen und nicht Teil eines grösseren Verbundes.
Wie eine Machbarkeitsstudie zeigt, ist die Investition in eine Verbindungsleitung zwischen Wildhaus und Gams nicht nur sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich.
Das Trinkwasser, welches von Wildhaus und aus den Gamser Quellen Richtung Tal fliesst, wird künftig viermal turbiniert, sprich an vier Stellen wird aus der Wasserkraft Energie erzeugt.
Ein erstes Mal im Reservoir Stoggweid und drei weitere Male auf dem Weg in Richtung Tal. Insgesamt können mit der gewonnenen Energie rund 150 Haushalte versorgt werden.Fredy Schön, Gemeindepräsident von Gams, sagt:
Der grosse Vorteil ist, dass das Wasser nicht nur bei Sonnenschein durch die Turbinen fliesst und Energie produziert, sondern auch im Winter und in der Nacht.
Die Energieproduktion ist allerdings «nur» ein positiver Nebeneffekt des Projekts.
Im Zentrum stehen die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung in beiden Gemeinden und dies in extremen Mangellagen, aber auch die Versorgung des Gebiets Heeg, welches heute noch nicht an die Wasserversorgung angeschlossen ist.
Derzeit beziehen die Liegenschaften und Landwirtschaftsbetriebe das Wasser aus privaten Quellen. Fredy Schöb gibt zu bedenken:
Der Feuerschutz und die Versorgungssicherheit sind damit allerdings nicht gewährleistet.
Das Wasser kann hochgepumpt werden
Im Normalfall soll das Gebiet Heeg von Wildhaus mit Wasser versorgt werden. Damit würde die im Jahr 1972 für das Gebiet Obwald vereinbarte Zusammenarbeit der beiden Wasserversorgungen erweitert.
Im Gegenzug profitiert auch Wildhaus von der Trinkwasserversorgungsleitung. Sollten die Quellen in ihrem Einzugsgebiet einmal zu wenig Wasser liefern oder diese durch einen externen Einfluss verunreinigt sein, könnte das Wasser von Gams ins Obertoggenburg gepumpt werden.
Andy Hug, Präsident der Dorfkorporation Wildhaus, und Fredy Schöb sind überzeugt:
Mit einer verhältnismässig geringen Investition können wir in beiden Gemeinden die Trink- und Löschwasserversorgung nachhaltig sichern und ausbauen.
Rund die Hälfte der Investitionskosten von knapp drei Millionen Franken werden durch Beiträge der Gebäudeversicherung St. Gallen sowie dank der Neuerschliessung der landwirtschaftlichen Gebäude durch den Bund finanziert.
Weiter wird die Energieproduktion durch das «Bundesamt für Energie BFE» subventioniert.
Der Erlös aus dem Energieverkauf wird in Gams in die Sonderfinanzierung «Wasserversorgung» zurückfliessen und in Wildhaus in die Dorfkorporation.
Keinen Einfluss auf Wasserpreis und Steuerfuss
Die Investition in die Wasserversorgung wird keinen direkten Einfluss auf den Wasserpreis und schon gar nicht auf den Steuerfuss haben, heisst es in der Medienmitteilung weiter.
Während die Investitionskosten in Wildhaus direkt von der Dorfkorporation freigegeben werden, kommt es in Gams – je nach Grösse der Nettoinvestition – zu einer Urnenabstimmung.
Wenn möglich, soll diese noch im Herbst 2024 durchgeführt werden. Bis dahin soll anhand des Vorprojekts geklärt sein, wie hoch der Subventionsanteil von Bund und Kanton ist sowie der Kosten- und Einnahmenteiler zwischen der Dorfkorporation Wildhaus und der Wasserversorgung der Gemeinde Gams geregelt wird.
Die von den geplanten Bauarbeiten betroffenen Grundstückbesitzer wurden über das Vorhaben bereits im November des vergangenen Jahres orientiert.
Die Betroffenen zeigten sich über den Lösungsansatz erfreut, sind bereit, das Projekt mitzutragen, und begrüssen die Trinkwasserverbindungsleitung.
Am Mittwoch, dem 3. April, finden die Bürgerversammlung der Politischen Gemeinde Gams sowie die Generalversammlung der Dorfkorporation Wildhaus statt.
An beiden Anlässen wird über den Projektstand informiert.