Newcomerin Lea Wildhaber begibt sich auf einen emotionalen Tauchgang durch die Seele | W&O

14.02.2022

Newcomerin Lea Wildhaber begibt sich auf einen emotionalen Tauchgang durch die Seele

Die Sarganserin Lea Wildhaber präsentiert auf ihrem ersten Minialbum fünf schwermütige, aber eingängige Popballaden.

Von Claudio Weder
aktualisiert am 28.02.2023
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Von einem gelben Sommerkleid und Küssen unter Palmen singt die Sarganserin Lea Wildhaber in «Yellow», dem ersten Song ihrer kürzlich erschienenen Début-EP «Toxic». Es ist eine ruhige und verträumte Akustiknummer, die sehnsüchtig macht nach Sonne und Sommer, aber irgendwie auch traurig stimmt. Denn schliesslich ist alles vergänglich. «Die Bilder verblassen und einige Erinnerungen auch», heisst es in der zweiten Strophe.

Sommerliche Wärme, aber auch dunkel und schwermütig

«Yellow» bleibt dann aber der einzige Song, der sommerliche Wärme versprüht. Dunkel, schwermütig und träge präsentieren sich die übrigen vier Popballaden, die von Herzschmerz, Verlust oder Einsamkeit handeln. «Traurige Lieder zu schreiben, fällt mir einfach leichter», sagt die angehende Primarlehrerin, die im Gespräch fröhlich und aufgeweckt wirkt, ohne Spur von jener Melancholie, die sie zu ihrem musikalischen Markenzeichen gemacht hat. Wenn sie etwas beschäftigt, dann setzt sich die 21-Jährige mit ihrer Westerngitarre auf die Bettkante und macht daraus einen Song. Auf Knopfdruck geht das aber nicht:
Es muss aus tiefstem Herzen kommen, sonst kann ich nicht dahinterstehen.

Musik, die unter die Haut geht

Jedes Lied ist ein emotionaler Tauchgang durch ihre Seele, jede Songzeile hat für sie eine wichtige Bedeutung. Weshalb ihre Musik unter die Haut geht. Fast immer sind es persönliche Erlebnisse, Gefühle oder Erinnerungen, sowohl gute als auch weniger gute, die Lea Wildhaber verarbeitet und manchmal «mit künstlerischer Freiheit» ausschmückt, wie sie sagt. «Toxic» etwa handelt von einer gescheiterten Beziehung, in «Slip Away» vergleicht sie sich mit einer verlorenen Seele auf einem sinkenden Schiff. In «I Need You Tonight» singt sie vom Gefühl des Ertrinkens – und davon, wie wichtig es ist, eine rettende Hand zu haben. Veröffentlichen wollte Lea Wildhaber ihre Songs zuerst nicht.
Doch meine Kolleginnen haben mich motiviert. Sie wollten meine Musik nicht immer nur in Form von Whats­app-Sprachnachrichten hören.
Innerhalb eines Jahres war dann das Minialbum fertig. Unterstützung erhielt sie von ihrem Kollegen Fabrizio Forcella, Mitglied der Bündner Band Blue Jeans. «Er brachte das nötige technische Know-how mit und spielte da und dort ein Gitarrensolo ein.» Produziert hat sie das Album bei sich zu Hause. Ohne Management, ohne Plattenlabel, mit nur wenig Equipment. «Bed­room-Pop» nennt sich diese heute sehr populäre Arbeitsweise, die unter anderem durch US-Popstar Billie Eilish bekannt wurde. Bed­room-Pop ist für Wildhaber auch ein Statement:
Ich mag Künstlerinnen und Künstler, welche ihre Musik komplett selber schreiben und produzieren. Von Ghostwriting halte ich nicht viel.

«Ich bin beim Schreiben gerne allein.»

Zudem passe diese Vorgehensweise zu ihren intimen Songs. «Ich bin beim Schreiben gerne allein.» Soll nun aber nicht heissen, dass sie ihre neuen Lieder nur für sich behält. «Ich will raus zu den Leuten», sagt Wildhaber, die von Musik begeistert ist, seit sie denken kann. Mit neun begann sie Gitarre zu spielen, ihre ersten Lieder schrieb sie als Teenager. 30- bis 40-mal trat sie schon vor Publikum auf. Und weitere Auftritte werden bestimmt bald folgen. Man darf aber auch auf zukünftige Veröffentlichungen der 21-Jährigen gespannt sein. «Songs habe ich noch eine Menge auf Lager», sagt Wildhaber. Wird sie bald ein Album nachliefern? Dazu sagt sie nur: «Ich will es gemütlich angehen.»