Obertoggenburger Skirennfahrer Josua Mettler: Leben in zwei Welten | W&O

07.01.2023

Obertoggenburger Skirennfahrer Josua Mettler: Leben in zwei Welten

Der 24-jährige Skirennfahrer aus Unterwasser führt derzeit die Gesamtwertung im Europacup an. Das Ziel ist der Weltcup.

Von Ives Bruggmann
aktualisiert am 28.02.2023
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Riesenslalom, Super-G und Abfahrt. Der Obertoggenburger Skirennfahrer Josua Mettler ist in gleich drei Disziplinen rasant unterwegs. So rasant, dass der 24-Jährige in allen drei Disziplinen bereits einen Sieg im Europacup feierte. Durch seine guten Leistungen empfiehlt sich das Mitglied des B-Kaders von Swiss-Ski immer wieder für Weltcup-Einsätze. So geschehen zuletzt Ende Dezember in Bormio. Doch die Bewährungschance im Weltcup stand unter keinem guten Stern. Mettler hatte sich kurz zuvor in der Europacupabfahrt von St. Moritz bei einem Sturz eine Schnittwunde am Arm zugezogen. Die Schmerzen waren das eine, die mentale Verarbeitung das andere. Dennoch liess sich Mettler die Chance nicht entgehen und reiste – zunächst war er nur für die Abfahrtstrainings vorgesehen – nach Bormio. Die Stelvio hat den Ruf, eine der schwierigsten Strecken überhaupt im Weltcup zu sein. So sagte Marco Odermatt nach seinem Podestplatz in der Abfahrt: «Es ist das schwierigste Rennen, das wir je gefahren sind.» Für Mettler sind Erfahrungen auf solchen Strecken von immenser Wichtigkeit. «Deshalb wollte ich unbedingt dabei sein.»

Wichtige Erfahrungen für die Zukunft

Nach den beiden Trainings in Bormio erhielt Mettler unverhofft die Chance auf seinen dritten Weltcupeinsatz. Mettler sagt:
Obwohl es nicht geplant war, entschied ich mich für einen Start.
Doch der Sturz von St. Moritz liess sich nicht gänzlich ausblenden. Er fuhr mit 6,41 Sekunden Rückstand auf Sieger Vincent Kriechmayr auf den 44. Platz und verpasste die ersten Weltcup-Punkte um zweieinhalb Sekunden. «Ich hatte nicht die Überzeugung, um Risiken einzugehen», sagt Mettler. Und: «Ohne Risiko hat man auf einer solchen Strecke keine Chance.» Verbittert ist Mettler deswegen keineswegs. Unter diesen Umständen sei das Ergebnis einfacher zu verarbeiten. Damit spricht er seinen eigenen Sturz in St. Moritz an, aber auch jene seines Teamkollegen Yannick Chabloz oder zahlreicher Franzosen, die er in Bormio miterlebt:
Das geht einem schon nahe, aber vor dem Start muss man das ausblenden.
Mettler selbst sagt über sich, dass er eher der Typ sei, der sich nach einem Sturz wieder Schritt für Schritt herantastet. «Es geht letztendlich um die Überzeugung. Dieses Abwägen von Risiken gehört zum Skisport dazu.»
 Josua Mettler mit zwei Europacup-Trophäen.
Josua Mettler mit zwei Europacup-Trophäen.
Bild: Robert Kucera
So verliess Mettler Bormio dennoch mit unzähligen Eindrücken, die ihm für die Zukunft weiterhelfen werden. «Es sind meine ersten Schritte im Weltcup. Da ist es wichtig, auf möglichst vielen Strecken meine Erfahrungen zu machen. Im Vergleich zum Europacup sind das extreme Unterschiede.» So endete auch der dritte Weltcup-Einsatz ohne Punkte. In der vergangenen Saison war Mettler im norwegischen Kvitfjell zu einem Super-G und einer Abfahrt angetreten. Nach ein paar Tagen zu Hause mit einigen Kraft- und Konditionseinheiten geht es für Mettler nach acht Europacup- und einem Weltcup-Rennen im Dezember auch im Januar Schlag auf Schlag weiter.

Die nächsten Einsätze im Europacup

Die vergangenen Tage standen Trainings in Anzère auf dem Programm. Die nächsten vier Einsätze sind im Europacup geplant. Am Freitag fand in Wengen ein erstes Super-G-Rennen statt, tags darauf wird Mettler im Berner Oberland einen zweiten Super-G bestreiten. In der kommenden Woche warten zwei Abfahrten in Sella Nevea auf Mettler. Der Obertoggenburger führt aktuell die Gesamtwertung im Europacup an. Die ausgezeichneten Leistungen im Dezember mit zwei Siegen und einem zweiten Platz lassen auf einen Weltcup-Fixplatz für alle Disziplinen in der kommenden Saison hoffen. Denn einen solchen erhält der Sieger der Gesamtwertung. So weit ist es aber noch lange nicht. Mettler sagt:
Ich habe noch kein einziges Mal auf die Gesamtwertung geschaut. Im Januar ist sie irrelevant.
Wichtig sei es, Rennen für Rennen zu nehmen und dem Weltcup Schritt für Schritt näherzukommen. In welcher Disziplin ist Mettler am nächsten dran? «Das ist schwierig zu sagen. Ich weiss, dass ich im Europacup in allen drei Disziplinen um den Sieg mitfahren kann», sagt der 24-Jährige. «Deshalb denke ich, dass ich auch das Potenzial habe, um im Weltcup unter die besten 30 zu fahren.» Egal, ob Riesenslalom, Super-G oder Abfahrt. Er sei froh, diese drei Disziplinen zu haben. Die Abwechslung sei auch für den Kopf willkommen. Vor allem, wenn es einmal in einer Disziplin nicht nach Wunsch laufe. Nun will sich Mettler über den Europacup nach der Feuertaufe in Bormio und seinem dritten Weltcup-Einsatz für weitere Nominationen empfehlen.