Wer das Renn- und Festgelände betritt, ist sogleich mittendrin. Dafür sorgt in erheblichem Masse der Platzspeaker, der von erhöhter Turmlage aus kommentiert, was sich auf der Rennbahn gleich ereignen wird. Dort, zur Linken, sind sie dann auch zu sehen, die Jockeys mit ihren edlen Vierbeinern, die nur darauf zu warten scheinen, endlich lospreschen zu dürfen.
Zur Rechten präsentieren sich der Besucherin und dem Besucher zahlreiche Stände mit verführerischen Esswaren, und auch ein Anbieter mit Utensilien rund ums Pferd ist vor Ort. Für die musikalische Unterhaltung, die auch etwas fürs Auge ist, sorgen die elf Männer der Jagdhornbläsergruppe Falknis. Diverse Zelte würden zum Verweilen und zum Austausch mit anderen Festbesucherinnen und Festbesuchern einladen, läge da nicht das grosse Zelt mit den vielen Wettschaltern am Wegrand.
Dem Wettfieber verfallen
Der Platzspeaker verkündet, dass in Bälde der Start zum mit 10 000 Franken dotierten Preis der Medienfamilie Südostschweiz auf dem Programm steht. Das Zelt beginnt sich zu füllen mit Wetterinnen und Wettern, die sich auf dem Weg zum Wettschalter noch eifrig beraten, auf welches Pferd denn zu setzen sei.
Unter ihnen ist der aus Zürich angereiste Livio. «Meine Bekannten und ich fahren zwei, drei Mal im Jahr zu einem Pferderennen», erzählt er. In Maienfeld sei er zum zweiten Mal. Allerdings komme er vor allem wegen der Atmosphäre ans Rennen. Von Pferden verstehe er nicht wirklich viel, obwohl er einen Bruder habe, der Jockey gewesen sei. Livio erklärt lächelnd sein Wettverhalten:
Ich lese die Informationen im Programmheft und wähle meinen Favoriten nach Gefühl aus.
Für das bevorstehende Rennen hat er auf das Pferd Wayway gesetzt. «Weil eine Frau im Sattel sitzt und weil die Frauen im Reitsport immer stärker werden», begründet der Zürcher seinen Tipp.
Unermessliche Spannung beim Endspurt
Von den Wettschaltern geht es für das Publikum flugs an die Rennbahn, wo das dritte Rennen des Tages pünktlich gestartet wird. Der Platzspeaker mit seiner Übersicht kommentiert auch das, was den Augen der Zuschauer auf den Stehplätzen unter Umständen entgehen könnte, und so ist jede Wetterin und jeder Wetter nonstop auf dem Laufenden, an welcher Position der gewählte Favorit grad rennt. Die Spannung steigt mit dem Zieleinlauf und der Euphorie des Platzspeakers schier ins Unermessliche.
Livio lag mit seinem Tipp nur knapp daneben. Wayway läuft als Zweiter ins Ziel. Gold Street war übrigens die einzige Stute im vierköpfigen Feld. Niemand weiss, wie vielen der nun an der Rennbahn Jubelnden diese Besonderheit zum Wettglück verholfen hat.
Das Hauptrennen, der Grosse Preis des Cross-Clubs Maienfeld, gewann übrigens Beaumar mit Ivan Cherchi im Sattel. Es war der krönende Abschluss zweier faszinierender Sonntage auf dem Maienfelder Rossriet.