Die Kommission Frühe Förderung Grabs organisierte eine Fachtagung zum Thema Frühe Förderung. Der Anlass befasste sich mit der Fragestellung «Wie gelingt die gesunde Entwicklung unserer Kinder?» Eingeladen waren interessierte Eltern, Fachpersonen und Behörden aus der Region.
Nicht das Kind sollte sich der Umgebung anpassen, sondern wir sollten die Umgebung dem Kind anpassen.
Mit diesem Montessori-Zitat begrüsste Gemeinderätin Katrin Schulthess das Publikum im Kirchgemeindehaus Grabs. Der Leiter des kantonalen Amtes für Soziales, Claudius Luterbacher, brachte in seinen Grussworten die Bewunderung für das Engagement vor Ort zum Ausdruck.
Die kantonale Strategie «Frühe Förderung» entfalte ihre Wirkung nur, wenn sie als Handlungsanleitung für konkrete Schritte verstanden wird. Dies sei in Grabs gelungen – einem fundierten Konzept folgen nun solche gut besuchten Veranstaltungen und Projekte.
Den Kindern Wurzeln und Flügel geben
Die beiden Hauptreferenten zeigten klar auf, warum es neben der Familie ein funktionierendes Netzwerk und passende Angebote braucht. Für Professor Martin Hafen geht es nicht darum, möglichst leistungsfähige kleine Menschen heranzuziehen, sondern um eine ganzheitliche Förderung der Lebens-Kompetenzen. Dafür braucht es Möglichkeiten, aus eigenen Erfahrungen zu lernen. Das freie Spiel hat eine zentrale Bedeutung – und es braucht eine Umgebung, die das zulässt.
Die ganze Gesellschaft soll die Umwelt und das Umfeld der Kinder mitgestalten. Wenn die grundlegenden, früh gebildeten Strukturen in den ersten Jahren nicht stabil sind, kann das erhebliche Auswirkungen auf die spätere Entwicklung haben. Darum muss in die Umgebung der Kinder investiert werden.
Als Präventions-Fachmann ist Hafen überzeugt, dass ungünstige Voraussetzungen in frühen Lebensjahren grossen Einfluss auf spätere Probleme wie Suchtverhalten, chronische Erkrankungen und so weiter haben.
Vierblättriges Kleeblatt für gesunde Entwicklung
Die Forderungen von Prof. Herbert Renz-Polster schlossen sich inhaltlich nahtlos an seinen Vorredner an.
Wir müssen weg kommen von der Förderung der Kinder im Hinblick auf ihre zukünftige Funktion. Wir wissen nicht, welche Fähigkeiten sie in 30, 40 Jahren brauchen werden. Darum ist es wichtig, Kinder in ihren grundlegenden Kompetenzen zu fördern.
Wie die gesunde Entwicklung gelingen kann, zeigte Renz-Polster mit dem Symbol eines Kleeblattes auf: drei grundlegende Punkte müssen für das Kind positiv beantwortet sein: Sicherheit, Anerkennung und Zugehörigkeit. Wenn diese drei «Blätter» da sind, kommt noch ein viertes hinzu, um das Glück zu vervollständigen: das Kind braucht ein Umfeld zum Gestalten, Spielen und Entwickeln.
Vorbilder, Prioritäten und Wertschätzung
Genau diese Fragen stellen sich aus der Sicht der Kinderärztin Sara Klingenfuss auch Erwachsenen. Nur wenn deren Bedürfnisse erfüllt sind, können sie als Vorbilder wirken und gute Rahmenbedingungen für die Entwicklung ihrer Kinder schaffen. In ihrer täglichen Arbeit legt Klingenfuss grossen Wert auf einen gemeinsamen Prozess. Wenn die Eltern befähigt werden, die Verantwortung zu übernehmen, holen sie sich auch die nötige Hilfe.
Fazit der Diskussionsrunde war: Prioritäten zugunsten der Kinder setzen – und zwar im Familienalltag, wie auch in der Politik. Die Fachleute waren sich einig, dass es für belastete Familien aufsuchende und begleitende Strukturen braucht, die den Betroffenen wertschätzend begegnen. Ein Weg, den die Kommission Frühe Förderung der Gemeinde Grabs einschlagen möchte.