Immer wieder erhalten das Lukashaus oder die Spitex Grabs-Gams Anfragen um Hilfe, für die sie eigentlich nicht zuständig sind. «Solche Fälle zeigen, dass eine sorgende Nachbarschaft sinnvoll wäre. Damit nicht jeder, der Schwierigkeiten hat, selbstständig zu wohnen, gleich in ein Heim muss», sagt Hubert Hürlimann, Geschäftsführer des Lukashauses.
Corona habe gezeigt, was Nachbarschaftshilfe zu leisten vermag. Warum also diese Form der gegenseitigen Unterstützung nicht auch in «normalen» Zeiten weiterführen? Hubert Hürlimann nennt Beispiele:
Gams-Grabs hat Menschen mit vielen Qualitäten, die wir oft nicht kennen. Manchmal geht es nur um ein, zwei Stunden Unterstützung, eine Fahrgelegenheit, eine Einladung zum Gespräch oder zum Essen.Deshalb lud das Lukashaus in Zusammenarbeit mit der Spitex und weiteren Vereinen am Donnerstag zu einem «World-Café» ins evangelische Kirchgemeindehaus ein. Bei diesem von einer Projektgruppe vorbereiteten Workshop-Format werden mit passenden Fragen die Teilnehmenden zu konstruktiven Gesprächen zum Thema gebracht. Moderiert wurde der Anlass von Heidi Kaspar von der Berner Fachhochschule für Gesundheit.
Eine fiktive Lebensgeschichte
In drei Gesprächsrunden in wechselnder Zusammensetzung diskutierten jeweils vier Teilnehmende pro Tisch drei von Heidi Kaspar gestellte Fragen, notierten ihre Bemerkungen, Ideen, Vorschläge, Fragen usw. auf das Papiertischtuch. Am Tisch «sassen» aber auch zwei «stille Personen» in Form einer fiktiven Lebensgeschichte: Die allein wohnende «Claudia» mit der Diagnose Parkinson, der mit seiner Frau in einer Sozialwohnung lebende Paul hat sein Vermögen verspielt und leidet nun unter Scham und Depressionen. Die erste Frage lautete: Was brauchen Paul und Claudia, um sich wohl zu fühlen und was brauche ich? Die zweite Frage hiess: Was braucht es, damit das Quartier oder die Nachbarschaft eine gute Umgebung ist, in der sich alle Menschen wohl und wertgeschätzt fühlen? Die dritte Frage: Was kann ich beitragen, damit unser Quartier/unsere Nachbarschaft wohnlich sind und werden?Ehrenamtlich Helfende nicht überfordern
Zuletzt fassten die Teilnehmenden ihre Diskussionen zusammen, indem sie ihre Antworten auf die Frage «Was ist jetzt für Grabs und Gams besonders wichtig?» auf grosse Post-it-Zetteln festhielten. Sie bilden zusammen mit den Notizen auf den Tischtüchern die Grundlage für nächste Schritte. Die Teilnehmenden, die sich daran beteiligen oder einfach weiter informiert werden möchten, konnten ihre Kontaktdaten hinterlassen. Sie sollen später eingeladen werden, wenn es um die konkrete Umsetzung geht. Zuerst werden nun die Notizen ausgewertet und die weiteren Schritte durch die Projektgruppe vorbereitet. Für Hubert Hürlimann ist aber jetzt schon klar:Sorgende Nachbarschaft ist die Zukunft. Denn jede und jeder möchte so selbstständig wohnen wie alle, so wie wir es gewohnt sind. Wir müssen aber auch darauf achten, dass die ehrenamtlich Helfenden nicht überfordert werden.