Derzeit bekommen viele Leute SMS, die besagen, dass man eine Geschwindigkeitsbusse nicht bezahlt habe. «Der Strafzettel wurde an Ihre registrierte Adresse geschickt, aber wir haben Ihre Zahlung noch nicht erhalten. Wenn Sie nicht fristgerecht zahlen, müssen Sie mit zusätzlichen Strafen wie hohen Säumnisgebühren oder dem Verlust Ihres Kredits rechnen», ist in der SMS zu lesen. Dann werden die Empfänger aufgefordert, auf einen Link zu klicken: «Um Ihre Privatsphäre zu schützen, überprüfen Sie bitte Ihre Angaben und zahlen Sie so bald wie möglich online. Bitte geben Sie Ihre Daten nicht an Dritte weiter.»
Mehrere Leserinnen und Leser dieser Zeitung berichten, dass sie solche SMS bekommen und sich auch schon beim Strassenverkehrsamt erkundigt hätten. Dort verweist man genervt an die Polizei: «Derzeit versuchen es wieder einmal irgendwelche Gauner, die Leute abzuzocken. Das Strassenverkehrsamt verschickt ganz sicher keine SMS und weist auf offene Bussen hin», hiess es auf Nachfrage beim Strassenverkehrsamt in St.Gallen. Wie viele verunsicherte Leute derzeit den Hörer in die Hand nehmen und beim Strassenverkehrsamt nachfragen, konnte die Frau nicht sagen. «Es rufen aber derzeit immer wieder Leute an», ergänzt sie.
Auch bei der Kantonspolizei St.Gallen kennt man die SMS vom Strassenverkehrsamt, bestätigt Mediensprecher Florian Schneider:
Beinahe täglich gibt es neue Maschen der Betrüger. Sie versuchen es auf jede erdenkliche Art und Weise.
Dass das Strassenverkehrsamt per SMS auf noch offene Bussen hinweise, müsse die Leute skeptisch werden lassen. Schneider sagt: «Das Strassenverkehrsamt verschickt auch heute noch immer einen ehrlichen Brief per Post.»
«Päcklitrick-SMS» ging direkt an die Polizei
Schneider selber wurde vor kurzem auch angeschrieben, jedoch von der Post: «Ich habe eine SMS bekommen, dass ein Paket nicht zugestellt werden konnte, da die Post meine Adresse nicht entziffern könne. Das ist natürlich totaler Quatsch: Wie sollen die denn meine Handynummer haben, aber meine Adresse nicht?» Die Polizei rät in solchen Fällen:
Die Nummer blockieren, die SMS löschen und auf keinen Fall auf diesen Link klicken.
Es sei auch ratsam, die Masche online zu melden. Sollte ein finanzieller Schaden entstanden sein, sollen sich Betroffene umgehend bei der Polizei melden.
Interessant an den SMS: Einige wurden zwar von einem Absender mit Schweizer Natelnummer versendet, doch verlaufen Anrufe an diese Nummern ins Leere. Andere Empfänger haben eine Nummer mit brasilianischer Vorwahl. Auf Whatsapp erscheint ein Mann im Anzug als Profilbild. Mehrere Kontaktaufnahmen liess der Absender der gefälschten Nachrichten vom Strassenverkehrsamt unbeantwortet. Zu gerne hätten wir den Mann zur Rede gestellt. Im Internet wird die Masche in Foren bereits erklärt: Meist verwenden die Täter Onlinedienste, um mit fremden Telefonnummern SMS zu verschicken, und versuchen so ihr Glück.
Betrugsversuche online erfassen
Beim Bundesamt für Cybersicherheit (BACS) hat man diese Art des Onlinebetrugsversuchs registriert, sagt Mediensprecherin Manuela Sonderegger auf Anfrage: «Bei dieser neuen Nummer handelt es sich um ein Kreditkarten-Phishing. In dieser Form kennen wir die Phishing-Nachrichten seit etwa einem Monat.» Das Bundesamt für Cybersicherheit rät Empfängern dieser SMS, Phishing-Nachrichten über das Meldeformular des BACS zu erfassen. Sonderegger sagt:
Derzeit gehen etliche Meldungen zu diesen Versuchen bei uns ein. Aber da die Textnachrichten von einer ausländischen Nummer stammen, sind sie für die Empfänger leichter als Betrug zu erkennen.