Autofahrerinnen und Autofahrer mit leerem Tank trauten am Mittwoch wohl kaum ihren Augen, als sie die Zahlen an den Zapfsäulen sahen. Die Preise für Benzin und Diesel sind über Nacht um rund 20 Rappen angestiegen.
«Eine solche Situation gab es noch nie in der Geschichte», sagt Andreas Flütsch, CEO der Mineralölgesellschaft Migrol, gegenüber dem « Liechtensteiner Vaterland». In der W&O-Region unterhält Migrol in Buchs und Trübbach Tanksäulen.
Die derzeitigen Preise sind in der Tat die höchsten Tankstellenpreise, die ich je gesehen habe – insbesondere beim Diesel.Der Ausblick auf die kommenden Tage verheisst für Autobesitzer nichts Gutes. Den Zenit haben die Preise an den Zapfsäulen wohl noch nicht erreicht. «Ich gehe leider von weiteren Erhöhungen der Tankstellenpreise in den nächsten Tagen aus, obwohl wir aktuell bereits die höchsten je gesehenen Treibstoffpreise aufweisen», so Migrol-Chef Flütsch weiter. Bei der Coop Mineralöl AG, welche die Coop-Tankstellen betreibt, äussert sich eine Sprecherin gegenüber dem «Liechtensteiner Vaterland» etwas vager:
Eine weitere Erhöhung ist nicht auszuschliessen.Am Donnerstag lagen die Preise bei den Tankstellen Agrola, Coop und Socar in Buchs bei 2.25 Fr. pro Liter Bleifrei 95 und bei 2.39 Fr. pro Liter Diesel.
Zuschlag für Kunden wird im April ansteigen
Auch Unternehmen in der Transportbranche bekommen die gestiegenen Treibstoffpreise zu spüren. Ein solch grosser Anstieg bedeutet beispielsweise für das Transport- und Logistikunternehmen TZ AG in Buchs, «dass wir die höheren Kosten vorläufig selbst tragen, beziehungsweise vorfinanzieren», wie Geschäftsleiter Daniel Goldman gegenüber dem W&O sagt. «Wir können die höheren Kosten im Folgemonat über den ‹Dieselfloater› den Kunden weiterverrechnen.» Mit dem sogenannten «Dieselfloater» geben Transportunternehmen die Preisentwicklung ihres wichtigen «Rohstoffes» weiter. «Wenn der Dieselpreis tief ist, wie im Jahr 2020, bekommt der Kunde einen Abzug auf der Rechnung. Wenn der Preis hoch ist, verrechnen wir einen Zuschlag», erklärt Daniel Goldman. Das System bestehe seit über 20 Jahren, sei branchenüblich, transparent und für alle Kunden gleich.Leider wird der Prozentsatz ab April ansteigen – in welcher Höhe, das hängt von der Entwicklung und dem Durchschnittspreis des Diesels im Monat März ab.Einen solch schnellen und starken Anstieg der Treibstoffpreise habe er in dieser Geschwindigkeit noch nie erlebt.
Der Dieselpreis war im Jahr 2008 schon bei 2.30 Franken pro Liter, aber dieser Rekord wurde diese Woche geschlagen.
Unternehmen warten mit Preisanpassungen ab
Die Firma Vorburger Reisen aus Buchs bietet mit ihrem Reisecar unter anderem Ferienreisen und Tagesfahrten in der Schweiz und im Ausland an. Die höheren Treibstoffpreise bedeuten also auch höhere Kosten, der Reisecar verbraucht zwischen 25 und 30 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Die Preise für viele Reisen wurden bereits im vergangenen Winter berechnet, sagt Christine Vorburger gegenüber dem W&O.Momentan passen wir diese Preise noch nicht an. Wenn die Treibstoffpreise aber weiterhin stark ansteigen sollten, müssen wir uns das überlegen.
Bus Ostschweiz hat langfristige Preisvereinbarungen
Aktuell eine eher geringe Bedeutung hat der hohe Treibstoffpreis für die Bus Ostschweiz AG, die im Bereich des öffentlichen Verkehrs in der Region tätig ist. «Die Bus Ostschweiz AG besitzt mit den Lieferanten Kontrakte, die über eine längere Zeitdauer einen Preis fixieren», erklärt Hans Koller, Leiter Markt der Bus Ostschweiz AG, auf Anfrage.Diese Vereinbarungen wurden noch vor der Krise unterzeichnet. Darum sind die aktuell grossen Preiserhöhungen noch nicht relevant. Je nach Dauer der Krisensituation, welche bekanntlich auch Auswirkungen auf den Dieselpreis hat, kann dies selbstverständlich ändern.Auf die Frage, ob bei längerfristig hoch bleibendem Dieselpreis eine Erhöhung der Ticketpreise denkbar ist, sagt Hans Koller: «Die Billettpreise werden von Tarifverbunden, in der Ostschweiz vom Ostwind, und national von Alliance Swisspass festgelegt. Als Transportunternehmen haben wir nur sehr geringen Einfluss darauf. Sollten die Dieselpreise längerfristig auch für die Unternehmen so hoch bleiben, müssten Bund und Kantone entscheiden, ob man dies den Kunden über den Billettpreis weitergeben oder über die Abgeltungen kompensiert wird.»