Ist es nun ein Luftschloss oder nicht? Im Kanton St.Gallen wird wieder über ein Wasserkraftwerk am Rhein diskutiert – wegen der drohenden Energieknappheit. Die bürgerlichen Parteien haben die Regierung beauftragt, zu prüfen, wie und wo man die Stromproduktion aus Wasserkraft im Kanton allenfalls noch erhöhen könnte.
Dabei kam auch die Idee für ein Rheinkraftwerk am Ellhorn im Raum Sargans, im Dreiländereck St.Gallen-Graubünden-Liechtenstein, wieder zur Sprache.
Die Abklärungen, die 2014 im Sand verliefen, sollen wieder aufgenommen werden, verlangt das Kantonsparlament. Die damals beteiligten Stromversorgungsunternehmen SAK und SN Energie sind nicht abgeneigt, die Idee nochmals aufzugreifen.
Der Tenor der Regierung und der Fachleute des Kantons: Ein Rheinkraftwerk wäre zwar schwierig umzusetzen, eine komplette Utopie ist es aber nicht. Am ehesten habe ein solches Projekt Chancen, wenn der Einbau von Stromturbinen mit einer Aufweitung und ökologischen Aufwertung des Rheins kombiniert werde.
Die Regierung müsse nun die geplante Aufweitung des Rheins zügig realisieren, anstatt «Rheinkraftwerke zu propagieren», verlangen die Umweltverbände.
Gegen die Abmachung des «Runden Tisches»
Dagegen laufen die Umweltverbände jetzt Sturm. In einer gemeinsamen Mitteilung kritisieren die St.Galler Sektionen von WWF und Pro Natura, die Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz und der Naturschutzbund Vorarlberg, dass die St.Galler Regierung die Machbarkeit von Rheinkraftwerken erneut überprüfen lässt – das sei sinnlos.Laufkraftwerke am Alpenrhein leisten keinen nennenswerten Beitrag gegen die Winterstromlücke, sie verschlechtern die ökologische Situation und gefährden das Grundwasser.Der Hauptvorwurf: Die St.Galler Regierung halte sich nicht an die schweizweite Vereinbarung, die Bund, Kantone, Energieverbände und Umweltverbände vor kurzem am «Runden Tisch Wasserkraft» unterzeichnet hätten. Dort seien 15 Projekte für eine erweiterte Wasserkraftnutzung ausgewählt worden, die aus energetischer Sicht vielversprechend seien und zugleich möglichst geringe Auswirkungen auf Biodiversität und Landschaft hätten. Ein Ostschweizer Projekt ist nicht auf dieser Liste zu finden, auch nicht am Rhein. Für die Umweltverbände ist klar, warum:
Staustufen am Alpenrhein leisten keinen nennenswerten Beitrag gegen die Winterstromlücke, denn es lässt sich nur wenig Wasser speichern.Zugleich sei die ökologische Situation am Alpenrhein «desaströs». Die Seeforelle beispielsweise sei kurz vor dem Aussterben gewesen – nach umfassenden und teuren Rettungsaktionen habe sich der Bestand nun just etwas erholt.
Es ist offensichtlich, dass eine nachhaltige Nutzung der Wasserkraft nicht mit der Revitalisierung des Alpenrheins vereinbar ist.Die Gewässerschutzvorschriften würden das verbieten – der Rhein sei jetzt schon ein ökologischer Sanierungsfall, und ein Kraftwerk werde die Situation nochmals verschärfen.