Rolf Schmid mit «Echt jetzt?» – Ein versöhnlicher Abschluss im Zeltainer | W&O

02.10.2021

Rolf Schmid mit «Echt jetzt?» – Ein versöhnlicher Abschluss im Zeltainer

Mit zwei Vorstellungen des Bündner Kabarettisten Rolf Schmid am Freitag- und Samstagabend ging die schwierige Zeltainersaison 2021 in Unterwasser zu Ende.

Von Christiana Sutter
aktualisiert am 28.02.2023
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Fragt man Zeltino Martin Sailer, was ihm zuerst in den Sinn kommt, wenn er an die Saison 2021 denkt, kommt es wie aus der Pistole geschossen: Masken, Zertifikate und Verschiebungen. Wobei die Vorbereitungen im Winter 2020 ganz normal verlaufen sind. «Ich habe geplant, wie wenn es eine ganz normale Saison geben würde», sagt Sailer. Zu jenem Zeitpunkt war nicht klar, wie die Saison mit Covid-19 verlaufen würde. «52 Vorführungen waren geplant, volles Programm.» Das Programm mit diverse Comedians, Sänger und Songwriter versprachen einen unterhaltsamen Zeltainersommer.

Keine Emotionen mit Maske

Die grösste Unsicherheit dieser Saison waren die Vorgaben wegen Covid-19. Zu Beginn der Saison durften 50 Personen Veranstaltungen besuchen, dann 50 Prozent der Plätze «und später zwei Drittel der Plätze, also 120 Personen», sagt Sailer, «und dann kam die 3G-Regel. Keine Masken und volles Haus.»

Man spürt die gedrückte Stimmung bei Martin Sailer, denn bei all den Regeln und Unsicherheiten sagten viele Künstler ab. Alle abgesagten Auftritte konnte Sailer auf die Saison 2022 verpflichten, ausser das Engel Chörli Appenzell. Diese hätten bereits im vergangenen Sommer einen ihrer letzten Auftritte nach einer 40-jährigen Bühnenpräsenz im Zeltainer geplant. Jetzt ist aber definitiv Schluss.

Jene Künstler, die den Weg auf die Bühne des Zeltainers gefunden haben, hatten oft ein Gefühl einer Premiere, sie waren top motiviert. Für viele war es das erste Mal nach Monaten, dass sie ihre Programme einem Publikum vorführen konnten. Etwas, was die Künstler bedauerten, war, dass die Gesichter der Besucher wegen der Masken nicht sichtbar waren, die Emotionen blieben aus.

Die Menschen sind kulturentwöhnt

Auch finanziell sind es schwierige Zeiten für den Betreiber des Zeltainers. Für die abgesagten Auftritte entstanden wohl keine Kosten, «da hatte es viele Kassenschlager darunter», sagt Martin Sailer. Er kann zum Glück auf die Unterstützung der langjährigen Partner und den Förderverein zählen. Wie viel er von der kantonalen Kultur Ausfallentschädigung erhält, weiss er nicht.

Trotz all dieser Vorgaben war es schwierig, die Besucher zu motivieren, an die Vorstellungen zu kommen. «Die Menschen haben sich kulturentwöhnt», sagt Martin Sailer traurig. Während des Lockdowns von vergangenem Jahr war die Devise «Stay Home». Die Folge dieser Regel war, dass sich Herr und Frau Schweizer ihr Zuhause aufgerüstet und sich die Freizeit neu eingerichtet haben, ist Sailer überzeugt.

Viele der treuen Besucher kamen nicht so lange Masken getragen werden mussten oder sich in fremder Gesellschaft unsicher fühlten. «Jetzt ist es wirklich schön. Mit der 3G-Regel kann man plaudern und zusammen etwas trinken, ohne sich unsicher zu fühlen», Sailers Mundwinkel zeigen nach oben. In einem durchschnittlich normalen Jahr besuchen rund 5200 Menschen die Programme im Zeltainer, «dieses Jahr waren es höchstens 2000», sagt Sailer.

Risotto zum Hauptgang – Comedy zum Dessert

Für jene Besucher, die am Freitag- und Samstagabend zu den zwei letzten Vorstellungen in den Zeltainer gekommen sind, gab es nebst dem neuen Programm des Bündner Kabarettisten Rolf Schmid einen versöhnlichen Sommer- wie auch Zeltainerabschluss. Es waren laue, fast schon sommerliche Herbstabende.

Rolf Schmid verwöhnte mit seinen zwei kochenden Kollegen Georg Pichler und Andreas Kuoni die Besucher mit einem Vier-Gänge-Menu. Zur Vorspeise Salat, dann ein Bündner Plättli in einem Säckli, Risotto und zum Dessert die neue Show «Echt jetzt?» von Rolf Schmid. Die lockere Stimmung der Besucher war zu spüren. Man stand zusammen, plauderte, ass und am Schluss im Zeltainer war das befreiende Lachen des Publikums zu hören und die Erleichterung zu spüren.

Mit dem neuen Programm «Echt jetzt?» hat sich der ehemalige Klassiker im Bühnenprogramm von Rolf Schmid «… i mag eifach nit», fast verabschiedet, nur die Puppe Bruno darf ihn noch benutzen. Eineinhalb Stunden Imitationen, Kabarett, Slap Stick und Chaos sind garantiert, «Echt jetzt?» ein versöhnlicher Abschluss in einem schwierigen Zelatinerjahr. Bevor aber die Saison definitiv abgeschlossen werden kann, baut Martin Sailer das Zelt heute Montag ab und verstaut ihn in Container in den Winterschlaf.