Rote Zahlen der Spitäler: Der Kanton St.Gallen schnürt ein gewaltiges Sanierungspaket | W&O

11.05.2022

Rote Zahlen der Spitäler: Der Kanton St.Gallen schnürt ein gewaltiges Sanierungspaket

Die Finanzlage der St.Galler Spitalverbunde hat sich schlechter entwickelt als angenommen. Auch für die nächsten Jahre prognostiziert der Spitalverbund schlechte Zahlen. Um in Zukunft ein Eigenkapital zu gewährleisten, hilft der Kanton mit Kapitalerhöhungen und Darlehen von 163 Millionen Franken.

Von PD/WO
aktualisiert am 28.02.2023
Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 9 Franken im Monat oder 96 Franken im Jahr.

Die St.Galler Spitäler stecken finanziell tief im Loch. Die Ende März vorgelegten Zahlen sprachen, bekräftigt durch die Effekte der Pandemie, eine eindeutige Sprache: Der Verlust im Jahr 2021 ist fast 30 Millionen grösser als budgetiert. Zusätzlich beunruhigend: In den nächsten Jahren dürften die Spitäler nicht aus den roten Zahlen finden. Die Spitalverbunde seien deshalb auf zusätzliches Eigenkapital angewiesen, schreibt der Kanton in einer Mitteilung – in Aussicht gestellt wird eine gewaltige Kapitalerhöhung von rund 163 Millionen Franken.

Entscheid des St.Galler Kantonsrates gefragt

Mit der Kapitalerhöhung will der Kanton St.Gallen ab 2026 für die vier Spitalverbunde eine durchschnittliche Eigenkapitalquote von 23 Prozent erreichen. Bislang sehen die Zahlen der Spitäler gemäss Angaben des Kantons düster aus: Das Eigenkapital der Spitalregion Fürstenland Toggenburg war bereits Ende 2021 negativ. Das Eigenkapital des Spitals Linth wird ohne Kapitalerhöhung 2023 aufgebraucht sein und das Eigenkapital der Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland 2025. Die Kapitalerhöhung solle in erster Linie über die Umwandlung von Kontokorrentdarlehen oder Betriebsdarlehen in Eigenkapital erfolgen. Ergänzend werden gemäss der Mitteilung auch Baudarlehen in Eigenkapital umgewandelt. Die Erhöhung des Eigenkapitals über die Umwandlung von Kontokorrentdarlehen oder Betriebsdarlehen stellt eine neue Ausgabe dar und unterstehe, je nach Höhe, dem fakultativen oder obligatorischen Finanzreferendum. Abschliessend beschlossen werden kann die Umwandlung von Baudarlehen in Eigenkapital vom St.Galler Kantonsrat.

Kapitalerhöhung

  • Kantonsspital St.Gallen: 28,5 Mio. Franken
  • Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland: 64,5 Mio. Franken
  • Spital Linth: 39,2 Mio. Franken
  • Spitalregion Fürstenland Toggenburg: 30,7 Mio. Franken
Total: 162,9 Mio. Franken

Erweiterung des Bauprojekts am Standort Grabs

Speziell hervorgehoben wird in den Sanierungsmassnahmen des Kantons die Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland. Diese sei nebst der Kapitalerhöhung zusätzlich auf ein neues, verzinsliches und rückzahlbares Darlehen von 100 Millionen Franken angewiesen. Denn die 2027 geplante Umwandlung des Spitals Altstätten in ein Gesundheits- und Notfallzentrum sowie die geplante Veräusserung des Spitals Walenstadt an das Kantonsspital Graubünden machten am Standort Grabs eine neue Bau- und Arealplanung notwendig.
 Durch Veränderungen an den Standorten Altstätten und Walenstadt war in Grabs eine neue Bau- und Arealplanung notwendig.
Durch Veränderungen an den Standorten Altstätten und Walenstadt war in Grabs eine neue Bau- und Arealplanung notwendig.
Bild: Archiv
Aufgrund der neuen Strategie soll das ursprüngliche Bauprojekt am Standort Grabs erweitert werden. In Aussicht gestellt wird eine Aufstockung, um die Kapazitäten um rund 50 Betten zu erweitern. Für die Planung, Anpassung und Fertigstellung wird neu mit Kosten von rund 216 Millionen Franken anstatt bisher 159 Millionen Franken gerechnet. Ausserdem sollen ein provisorisches Rochadegebäude für 14 Millionen Franken und ein neues Gebäude für die Onkologie, Gefässheilkunde und Radiologie für 33 Millionen Franken realisiert werden.

Ab 2027 aus den roten Zahlen kommen

Die Kapitalerhöhung und die Darlehensgewährung für Bauvorhaben am Standort Grabs seien für die erfolgreiche Umsetzung der Strategie der Spitalverbunde notwendig, weil die Spitalverbunde vor allem in der Transformationsphase noch Verluste ausweisen werden. Der Kanton betont, die eingeschlagene Strategie erweise sich aber trotz der verschlechterten finanziellen Lage der Spitalverbunde als zielführend und notwendig. Die Strategie bilde die Grundlage dafür, die medizinischen Leistungen rund um die Uhr in der erforderlichen Qualität und Wirtschaftlichkeit anbieten zu können. Ab 2027 wird gemäss Mitteilung wieder ein positives Gesamtergebnis erwartet.