Satirische Weihnachtsgeschichte stellt eine teuflisch gute Unterhaltung dar | W&O

19.12.2021

Satirische Weihnachtsgeschichte stellt eine teuflisch gute Unterhaltung dar

Madâme Dodo & Ensemble präsentieren sich im Fabriggli in Hochform: Sie lesen, erzählen, singen und musizieren eine (alp)-traumhafte Geschichte von Charles Lewinsky.

Von Hanspeter Thurnherr
aktualisiert am 28.02.2023
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Schwester Innozentia kennt die kulinarischen Schwächen des Papstes bei weihnachtlichen Süssigkeiten. Die Folgen sind diesmal teuflisch. Der Satan, getarnt mit Aktentasche und elegant gekleidet als Immobilienmanager, besucht den Heiligen Vater, um ihn zu allerlei Neuerungen innerhalb der Kirche zu überreden.

Denn bekanntermassen stehe der Vatikan vor dem Ruin. Warum nicht mit den anderen Kirchen fusionieren und die frei werdenden Immobilien besser nutzen, sei es als Einkaufscenter, Disco oder wie auch immer.

Klamme Kasse mit Werbeeinnahmen füllen

Als der Papst entschieden ablehnt, versucht es der Teufel mit weiteren Ideen: Mit geeigneten Merchandising-Artikeln oder dem ersten vollelektronischen Beichtstuhl-Automaten, mit TV-Werbespots beispielsweise liesse sich die klamme Kasse der Kirche bestimmt aufbessern. Der Papst bleibt jedoch standhaft.

Schliesslich aber überlistet der Teufel das Oberhaupt der Katholiken. Er wolle ja nur helfen, schliesslich sei er auf dem Weg der Besserung. Das gesunkene Spendenaufkommen der Kirche lasse sich mit Sponsoring durch grosse Firmen, welche nur diskret erwähnt werden wollen, mehr als ausgleichen. Beispiele gefällig? Die Zehn Gebote präsentiert von Kronbacher, die Regensburger Domspatzen gesponsert von Haribo macht Kinder froh. Statt Amen heisst es Ariel, und Halleluja wird zu «Oh ja, Coca-Cola».

Sonnenlicht lässt den Papst aufwachen. Alles also nur ein Traum – oder doch nicht? Denn Schwester Innozentia begrüsst den Heiligen Vater mit einem munteren «Cola».

Verblüffender mehrstimmiger Gesang

Unglaublich gekonnt und amüsant wird die Satire von Autor Charles Lewinskys von den vier begnadeten Darstellenden und Musikschaffenden Dodo Hug (Erzählerin), Efisio Contini (Papst), Yvonne Baumer (Schwester Innozentia) und Hans Ruchti (Teufel) rasant, pointiert und vielsprachig auf die Bühne gebracht. Ein Kompliment an Hans Ruchti, der den Teufel in verführerischem Wiener Dialekt leibhaftig werden liess. Die grossartige Musik – etwa «Sympathy For The Devil» von den Rolling Stones oder den «Konjunktur Cha Cha» von Hazy Osterwald, um nur zwei zu nennen – wird durch die vier zu einem besonderen Erlebnis.

Schlicht verblüffend aber ist der oft mehrstimmige Gesang: präzise, prägnant und mit überraschenden Einfällen und Effekten garniert. Das alles vorwärtsgetrieben von der Grand Dame Dodo Hug, die vor Energie nur so sprüht. Man hatte am Schluss das Gefühl, sie und ihr Ensemble würden am liebsten noch lange weiter singen, musizieren und das begeisterte Publikum zum Lachen bringen.