Schlossmediale und Klangfestival boten gemeinsam ein Konzertspektakel im Doppelpack | W&O

08.06.2022

Schlossmediale und Klangfestival boten gemeinsam ein Konzertspektakel im Doppelpack

Das Konzert «Ich will, allzeit» der Schlossmediale begann im Schloss Werdenberg und endete zusammen mit dem Klangfestival Toggenburg mit einem fulminanten Konzert in der Propstei Alt St. Johann.

Von Esther Wyss
aktualisiert am 28.02.2023
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Sanfte Klänge einer Bassklarinette verlockten das Publikum im Schloss Werdenberg die Treppe zu erklimmen. Erst nach und nach erkannten die Gäste, dass sie sich während des Konzerts frei im Schloss bewegen durften. Im ganzen Schoss verteilt überraschten Musiker der Musicbanda Franui die Besucherinnen und Besucher mit Darbietungen. Zeitweise vermischten sich die Improvisationen und erfüllten das Schloss mit musikalischem Leben, mal sprudelnd überbordend, mal meditativ. Staunend blieben die Konzertbesucher stehen, liessen sich von der Musik und der Atmosphäre fasziniert verzaubern, bewegten sich immer mutiger von Raum zu Raum, stiegen die Treppe hinauf und wieder hinunter, tauchten ein in die Klangwelt der Instrumente und Stimmen.

Mal einzigartig, mal vermischt

In der Badewanne blubberte ein Sänger mit Taucherbrille. Blechbläser spielten traurige Weisen, die durch das Schloss hallten. Harfe und Hackbrett harmonierten mit wundervollen, schlichten Melodien. Im Spiegelzimmer erklang eine einsame Bassklarinette. Der Musikant und die Zuhörenden vervielfältigen sich durch die Spiegel, die Melodie blieb einzigartig.
 Der Sänger in der Badewanne.
Der Sänger in der Badewanne.
Bild: Anja Köhler
Im Schlafzimmer gab ein einsamer Posaunist sanft verhaltenen Tön von sich und zog das Publikum mit den meditativen Klängen in seinen Bann. Der Ruftrichter verwandelte den Naturjodel von Doris Ammann in ein vielfältiges Echo, das sich immer leiser werdend irgendwo in der Unendlichkeit verlor. Im Dachstock sang Isa Wiss zusammen mit der Musicbanda Franui.

Verbindung der beiden Festivals

Nach dem musikalischen Rausch entfesselter Klänge im Schloss ging es mit Bussen die kurvenreiche Strasse hinauf durch die enge Schlucht vom Werdenberg ins Toggenburg. Noch am gleichen Abend zelebrierten die Franui in Alt St. Johann zusammen mit der Klangwelt Toggenburg ein gemeinsames Konzert. Diese Zusammenkunft beider war eine Bereicherung, denn die Schlossmediale Werdenberg und die Klangwelt Toggenburg stehen sich kulturell nah, ergänzen sich in ihren künstlerischen Visionen und finden zur gleichen Zeit statt.
 Die Schlossmediale bot mit «Ich will, allzeit» eine grosse musikalische Vielfalt.
Die Schlossmediale bot mit «Ich will, allzeit» eine grosse musikalische Vielfalt.
Bild: Anja Köhler

Klettern, begleitet von schägen Tönen

In den Fenstern des ehemalige Etablissement Dolce Vita (Tobelsäge) leuchteten rote Lampen. Ein liebeskranker Muskelprotz, verlangte singend Einlass, rüttelte verzweifelt an der verschlossenen Türe, versuchte an der Fassade hoch zu klettern, vergeblich. Die Musicbanda begleitete den Sänger mit schrägen Tönen. Genau zur Zeit der Performance ergoss sich ein heftiger Regenschauer. Die Zuhörerinnen und Zuhörer liessen sich den Spass dadurch nicht verderben und harrten der Dinge, die da geschahen. Am Ende musste der Sänger unverrichteter Dinge den Ort verlassen. Die Franui spielten und sangen zum Vergnügen des Publikums einen etwas eigentümlichen Trauermarsch, dessen Text vom strömenden Regen verschluck wurde.

Vermischung verschiedener Musikstile

Die Busreise endete mit dem gemeinsamen Konzert «Ich will, allzeit» in der Probstei Alt St. Johann. Das Publikum erlag gebannt den ungewohnten musikalischen Darbietungen. Die Musicbanda Franui stammt ursprünglich aus dem Dorf Innervillgraten im äussersten Osttirol. Die Musikgruppe mischt Volksmusik, Klassik und Gegenwart in ihrer einzigartigen, unverkennbaren Art. Stimmgewaltig eröffnete der Solist, Komponist und Regisseur Christian Zehnder zusammen mit Franui das Konzert mit einer theatralisch gesanglichen Darbietung mit einem Lied aus Franz Schuberts Winterreise. Es folgten weitere Lieder bekannter Komponisten, die manchmal durch eigene Kompositionen verfremdet wurden, Tanzmelodien, eine Polka und zwischendurch immer wieder Trauermärsche, die ein Markenzeichen der Franui sind.
 Szenenbild aus den verschiedenen Vorführungen im Schloss.
Szenenbild aus den verschiedenen Vorführungen im Schloss.
Bild: Anja Köhler
Mutig liessen sich die Naturjodlerinnen Sarah Rüegg und Doris Ammann auf ein neuartiges Experiment ein und jodelten mit musikalischer Begleitung durch die Musicbanda. Starke Auftritte hatte die Sängerin Isa Wiss, die eine der ganz grossen wilden Stimmen der Schweiz ist.

Mit Witz und Wortsinn moderiert

Sie verfügt über ein breites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten und singt über alle Grenzen hinweg. Das Konzert wurde von Andreas Schett mit Witz und Wortsinn moderiert. Ein Highlight bot Arkady Shilkloper mit seinem virtuosen Alphorn. Das Publikum in der voll besetzten Kirche war restlos begeistert.