Nach 2019 in Zug wird der Wartauer Kjetil Fausch am 27./28. August sein zweites Eidgenössisches Schwing- und Älpferfest (ESAF) bestreiten. Er hofft, dass es heuer in Pratteln ein besseres Ende nimmt als noch vor drei Jahren.
Damals musste der heute 27-Jährige aufgrund eines Kreuzbandrisses nach dem zweiten Gang aufgeben. «Deshalb sind meine Erinnerungen an das Eidgenössische in Zug zwiespältig», blickt Fausch zurück. Positiv im Gedächtnis ist ihm der Einmarsch in die Arena geblieben.
Den letzten Schliff holt er sich im Kraftraum und in der Turnhalle. Schnelligkeit und Kraft sind gefragt. «Kurze, intensive Trainings mit vielen Pausen», beschreibt Fausch. So holt man sich die letzten Prozent im Hinblick auf ein Schwingfest, in diesem Fall das ESAF.
Das konditionelle Rüstzeug spielt in der unmittelbaren Vorbereitung keine Rolle mehr. Die Schwinger üben das Grundlagentraining in den Wintermonaten aus.
«Der Kranz wäre ein Traum», sagte Fausch im Vorfeld des ESAF in Zug vor drei Jahren. Daran hat sich trotz Leistungssteigerung im Sägemehl nichts geändert. «Ich hatte eine zufriedenstellende Saison», meint der 27-Jährige und ergänzt: «Vom Können her und aufgrund der Resultate dieses Jahr bin ich realistisch, welche Zielvorgaben ich mir mache.»
Das Erreichen des 8. Gangs, dies verschweigt er nicht, würde ihm sehr viel bedeuten. Doch so weit denkt er nicht. Kjetil Fausch will Gang für Gang nehmen. In jeden Kampf reingehen, um diesen zu gewinnen. «Damit habe ich dieses Jahr gute Erfahrungen gemacht», sagt er mit Blick auf die Saison, in welcher er zwei Kränze geholt hat.
Der Nachwuchsschwinger hält weiter fest: «Kjetil Fausch ist in guter Form. Darum traue ich ihm zu, dass er auch am Sonntag dabei ist und für eine Überraschung sorgen kann.»
Daniel Gasenzer, Nachwuchsschwinger
«Ich werde wenn möglich das ESAF zu Hause am Fernsehen schauen.» Der Grabserberger hat einen klaren Favoriten: «Ich glaube, dass Samuel Giger gewinnt, weil er seit Jahren sehr konstant schwingt und sehr selten einen Gang verliert. Er ist in super Form.»
Zum Werdenberger Vertreter sagt der Nachwuchsschwinger: «Ich hoffe, dass Kjetil Fausch alle acht Gänge schwingen kann. Ich würde ihm den Kranz sehr gönnen.»
Ernst Frehner, Schwingexperte
«Nach meiner langjährigen und hektischen Reportertätigkeit für Radio Gonzen, Rii, Central, Sunshine, Eviva und Liechtenstein mit langen Tagen an allen grossen Schwinganlässen in der Schweiz freue ich mich auf gemütliche Stunden zu Hause vor dem Bildschirm.» Der Grabser hat einen klaren Favoriten: «Samuel Giger. Seine körperliche Verfassung, seine Technik im Angriff und der Verteidigung aus dem Stand und am Boden sprechen für ihn.» Frehner glaubt ausserdem, dass Gigers Umfeld den Unterschied ausmachen kann.
Zu Kjetil Fausch sagt er: «Er hat grosse Fortschritte gemacht. Ich traue ihm zu, dass er den ersten Tag übersteht und ohne Druck den fünften und sechsten oder gar den siebten und achten Gang bestreiten kann.»
Peter Beer, Schwingklub Wartau
«Ich verfolge das ESAF natürlich im Baselbiet zusammen mit dem Schwingklub Wartau.» Beers Favorit ist Samuel Giger. «Er ist vielseitig sowie körperlich und mental in einer sehr guten Verfassung.»
Die Daumen drückt er besonders für den einzigen Werdenberger am ESAF: «Mit etwas Kampfglück wird Kjetil Fausch am Sonntag nochmals auf den Sägemehlplätzen zu sehen sein.»
Franco Chiani, Präsident Schwingklub Wartau
«Ich werde mit vielen Kollegen aus unserem Schwingklub vor Ort das Ereignis des Jahres mitverfolgen.» Franco Chiani hat ebenfalls Samuel Giger ganz zuoberst auf der Favoritenliste. «Für mich ist Giger der konstanteste, vielseitigste und mental stärkste Schwinger.»
Mit dabei in Pratteln ist auch Kjetil Fausch vom SK Wartau. Der Präsident meint: «Fausch hat in letzter Zeit enorme Fortschritte erzielt. Er ist reifer geworden und gewinnt nun in sechsten Gängen gegen Teilverbandskranzer. Dies braucht es, um am Festen einen Kranz aufgesetzt zu erhalten. Als Klubpräsident hoffe ich, dass er am Samstag im vierten Gang dieses Glück hat, um am Sonntag wieder das Sägemehl betreten zu dürfen.»
Das ist für jeden Schwinger etwas Spezielles. Auch bei einer sechsten oder siebten Teilnahme.Die gemachten Erfahrungen in Zug möchte der in Sargans wohnhafte Fausch nicht missen. «Ich bin froh, durfte ich damals teilnehmen. Das hilft mir jetzt in einigen Bereichen.» Seither hat er Anpassungen im Training, besonders in der Sparte Kraft, sowie punkto Erholung vorgenommen.
Das Abschlusstraining war vor einer Woche
Im Elternhaus in Weite hat er seinen eigenen Kraftraum und im Garten steht eine Sauna. «Bei meinen Eltern herrschen optimale Trainingsbedingungen», sagt Kjetil Fausch In der unmittelbaren Vorbereitung auf das ESAF ist es zu einer weiteren Änderung gekommen: «Vor drei Jahren habe ich vor dem ESAF eine Woche Ferien gehabt. Dies hat mir nicht so gut getan», blickt er zurück. Nun blieb er bis Mittwoch an seinem Arbeitsplatz. Das letzte Mal geschwungen hat Kjetil Fausch am Mittwoch vor einer Woche. Wäre es nicht besser, noch eine Einheit kurz vor dem Fest einzulegen? «Nein. Denn kurz zuvor ist der Kopf nicht bereit fürs Training. Man denkt immer daran, keinen Unfall mehr zu machen und ist deshalb nicht zu 100 Prozent bei der Sache», erklärt Fausch. Doch im Abschlusstraining, so hält er fest, konnte er sehr gut fokussieren und hat sich so im Sägemehl ideal auf das ESAF eingestellt.Verletzungsfrei durch die Saison
Die guten Trainings in dieser Saison machen Kjetil Fausch Mut. «Ich fühle mich fit und kann viel Selbstvertrauen nach Pratteln mitnehmen, da mir die Hauptprobe gut gelungen ist», sagt das Mitglied des Schwingklubs Wartau. Er freut sich sehr darüber, dass er erstmals eine so lange verletzungsfreie Phase gehabt hat und auch im Sägemehl läuft’s besser denn je, wie er schildert:Schwingtechnisch war ich noch nie so weit wie jetzt. Ich bin in der Kampfübersicht besser geworden und habe gelernt, einen Kampf taktisch zu gestalten, so dass ich im richtigen Moment zuschlagen kann.Nicht zu unterschätzen ist auch der Aspekt, dass Fausch gelernt hat, mehr auf seinen Körper zu hören. Ein Training auszulassen entspricht zwar nicht dem Naturell dieses fleissigen Sportlers. Doch der 27-Jährige weiss nun, wann es Zeit für eine schöpferische Pause ist.