Schaut man auf das 15-jährige Projekt der Bahnhof-Patinnen und -Paten zurück, darf man sagen: Das Projekt ist ein Erfolg. Unterstützt wird diese Aussage von Walter Schwendener, Koordinator und Mann der ersten Stunde dieses Projektes. Im Jahr 2007 wurde der ehemalige SBB-Mitarbeiter pensioniert und angefragt, ob er in Buchs eine Bahnhof-Patenschaft zusammen mit der SBB und der Stadt Buchs aufgleisen könne.
Situation ist merklich besser
Und genau in diesem Punkt kommen die Bahnhof-Patinnen und -Paten zum Zug. Ihre Präsenz sorgt dafür, dass weniger Abfall weggeworfen wird.
Im Jahr 2007 gab es in Buchs rund um den Bahnhof und die Bahnhofstrasse Dealer.Zwar sei es per se nicht zu gefährlichen Situationen gekommen – die Drogenhändler waren friedlich – jedoch fühlten sich die Passagiere und Passanten unsicher aufgrund der abendlichen Szenenbildung junger, ausländischer Männer rund um den Bahnhof und die Bahnhofstrasse, so Walter Schwendener. Einsatz der Bahnhof-Patinnen und -Paten hat sich gelohnt Die Stadt Buchs und die SBB haben daraufhin eine Lösung gesucht. Anfangs patrouillierten ein paar freiwillige Personen in den Abendstunden am Bahnhof und an der Bahnhofstrasse. Kurz darauf wurde das Projekt Bahnhof-Paten ins Leben gerufen. In 22 Städten der Schweiz gibt es heute Bahnhof-Patinnen und -Paten. Die Stadt Buchs war eine der ersten. Walter Schwendener sagt:
Dank dem Einsatz der Bahnhof-Patinnen und -Paten hat sich die Dealerszene aufgelöst. Passagiere dürfen sich nun sicherer fühlen.Velos und Trottinette auf den Perrons Gefährliche Situationen, die es zu entschärfen gibt, entstehen heute dennoch. Wenn auch aus anderen Gründen: «Im Gegensatz zu früher fahren mehr Passagiere mit Trottinette auf den Perrons», sagt Walter Schwendener. Auch Velofahrerinnen und -fahrer sehe man öfters auf den Perrons. Weil dies gefährlich ist, weisen die Bahnhof-Patinnen und -Paten die entsprechenden Personen darauf hin. «Die Veloständer sind am Anfang und am Ende des Bahnhofs stationiert. Manche wollen die wenigen Meter vom Veloständer zum Avec-Laden aber nicht unter die Füsse nehmen und fahren via Bahnsteig dorthin», so Schwendener. Mehr Littering als früher beim Bahnhof Weitere Herausforderungen im Vergleich zum Start des Projektes im Jahr 2007 nennt Walter Schwendener das Umsetzen des Rauchverbotes und das Vermeiden von Littering. «Heutzutage gibt es leider mehr Personen, die Abfall achtlos wegwerfen.» Das vermehrte Littering habe verschiedene Gründe. Einer davon sei sicher die Tatsache, dass früher mehr Mitarbeiter der SBB am Bahnhof zugegen waren. Heute gebe es aus Spargründen weniger Zug- und weniger Reinigungspersonal, wie Walter Schwendener sagt. In der Folge werden die Abfalleimer nur noch einmal am Tag von der SBB geleert. «Bis am Abend sind sie dann wieder voll. Dies verleitet Passagiere dazu, ihren Abfall auf den Bahnsteig oder sonst wo rund um das Bahnhofareal zu werfen, weil ihnen der Weg zum nächsten Abfalleimer zu weit ist», so Schwendener. Durch das fehlende Personal der SBB würden sich diejenigen, die Abfall achtlos wegwerfen, weniger beobachtet fühlen.
Zwar ersetzen sie nicht das Bahnpersonal. Aber sie sind eine gute Alternative.Hilfestellungen werden wertgeschätzt Seit etwas mehr als zwei Jahren gilt auf dem Bahnhofareal in Buchs Rauchverbot. Walter Schwendener gibt zu: «Das Rauchverbot ist schlecht markiert. Zudem ist es wohl Macht der Gewohnheit, dass sich etliche Personen vor dem Einsteigen oder nach dem Aussteigen sich direkt eine Zigarette anzünden.» Die Bahnhof-Patinnen und -Paten machen die Passagiere freundlich auf ihr Fehlverhalten aufmerksam. Dennoch, so Walter Schwendener, sei ihre Arbeit von Wertschätzung geprägt. «Wir weisen ja nicht nur auf Fehlverhalten hin, sondern helfen den Passagieren bei ganz vielen Fragestellungen.» Die Hilfestellung reiche von Fragen zum Fahrplan oder bei Verspätungen bis zur Unterstützung beim Billettautomaten, beim Ein- oder Aussteigen, bei verlorenen Gegenständen oder anderer Auskünfte. Dank Basisschulung Situationen einordnen 13 Freiwillige kann Walter Schwendener derzeit für zwei bis acht Abende pro Monat am Bahnhof Buchs einteilen. Meist sind es Rentnerinnen und Rentner oder Studierende. Und wie fast überall, werden für diese Freiwilligenarbeit noch weitere Personen gesucht. «Ich kann 15 bis 20 Abende pro Monat mit den derzeitig aktiven Freiwilligen abdecken. Gerne würde ich aber an 25 Tagen im Monat Personen aufbieten können.» Interessierte Freiwillige dürfen erst ein- bis zweimal in die Arbeit reinschnuppern, bevor sie sich für das Projekt entscheiden. Danach durchlaufen sie eine Basisschulung. Dort wird gelernt, wie man mit Passagieren richtig kommuniziert und wie man mit aggressiven Personen umgeht. Im Notfall ist die Transportpolizei vor Ort «Die Bahnhof-Patinnen und -Paten wissen danach, wie viel Distanz sie zu anderen wahren müssen und wohin sie sich bei Problemen zurückziehen können. Es gibt auch heikle Situationen. Wenn zwei sich streiten, oder wenn Personen alkoholisiert sind. Solche Situationen kann man nach der Schulung richtig einschätzen.» Im Notfall steht den Bahnhof-Patinnen und -Paten die Transportpolizei zur Verfügung. Die Einsätze laufen aber in der Regel sehr ruhig ab. Walter Schwendener resümiert:
Die Bahnhofpatinnen und -Paten nützen sehr viel.