«Der Kriegsausbruch war ein Schock», gesteht Vadim Litver. Sie hätten sich machtlos gefühlt und gefragt: Was können wir tun? Wie können wir helfen? Er und seine Frau entschieden sich im März, den Verein SOS Ukraine Animals zu gründen, um Tierheime und Tierschutzaktivisten in der Ukraine zu unterstützen.
«Die Menschen mussten fliehen und liessen ihre Tiere zurück», sagt seine Ehefrau Katja Pereverzeva.
Meine Eltern hatten Glück. Sie wussten wohin und konnten ihre drei Katzen mitnehmen.Seit März leben ihre Eltern bei ihnen im Haus in Rüthi. Im Oktober oder November wollten sie nach Kiew zurückkehren, nun haben sie ihre Heimreise auf unbestimmte Zeit verschoben. «Ich hätte nicht mehr ruhig schlafen können», sagt Pereverzeva.
Unterstützung für Tierheime
Die Familie wohnt nun mit insgesamt sieben Katzen im Haus. «Die humanitäre Katastrophe betrifft auch die Tiere», sagt die Juristin. Sie werden nicht mehr kastriert und vermehren sich, schwer verletzte Katzen und Hunde landen plötzlich auf der Strasse. Sie erhalten kein Futter.Diese Tiere können ohne uns nicht überleben.Unterstützt vom Tierschutzverein Cat-Box in Gams und von privaten Spendern konnte das Ehepaar dazu beitragen, Hunderte Tiere vor Hungersnot zu retten. «Am wichtigsten sind Futter und die medizinische Versorgung von kranken und verletzten Tieren», sagt das Ehepaar. «Wir unterstützen gezielt Tierschützer, die Hunde und Katzen aus den vom Krieg betroffenen Gebieten in Sicherheit bringen.» Dabei geht es nicht unbedingt um grosse Tierschutzorganisationen, sondern vor allem um kleinere Tierheime und einzelne Aktivisten.
Erst drei Vereinsmitglieder
Der Verein steht noch ganz am Anfang. Bisher zählt er drei Mitglieder. Auf Facebook hält das Ehepaar Interessierte auf dem Laufenden. Ihr Engagement werden Katja Pereverzeva und Vadim Litver auch nach Kriegsende weiterführen. Denn auch dann werden noch unzählige Tiere auf der Strasse sein und viele Tierheime überfüllt bleiben. Im grössten Tierheim in Kiew leben 3000 Tiere. «Es ist immer auf Hilfe angewiesen», sagt sie.Momentan gibt es fast keine Chance, Familien für die Tiere zu finden.Die Ukrainerin Katja Pereverzeva ist 2005 wegen ihres Studiums nach Deutschland gezogen. Dort hat sie ihren Mann Vadim Litver kennengelernt, der schon seit vielen Jahren in Westeuropa lebt. Er hat in Frankreich studiert, etliche Jahre in Deutschland gearbeitet und ist nun als Verkaufsmanager in der Ostschweiz tätig.
Seit fünf Jahren in Rüthi wohnhaft
Mittlerweile ist Vadim Litver deutscher Staatsbürger. Seine Ehefrau hat eine Stelle als Juristin in Liechtenstein. Mit ihren beiden Kindern Mascha und Mischa wohnen sie seit fünf Jahren in einem Einfamilienhaus in Rüthi. «Der Krieg beschäftigt uns täglich», sagt Vadim Litver. Seine Eltern leben in Russland, hinter dem Ural. Er ruft sie regelmässig an. «Meine Mutter hasst Putin seit 20 Jahren», sagt der gebürtige Russe.Aber mein Vater, der eigentlich in der Ostukraine aufgewachsen ist, glaubt alles, was im Staatsfernsehen erzählt wird.Wie viele Russen sei er fest überzeugt, dass die Ukraine von Nazis regiert wird und vom Faschismus befreit werden muss. Gleichzeitig werde seine Heimatstadt immer wieder mit russischen Raketen beschossen.
Und er ruft fast täglich seinen Bruder an, der dort immer noch lebt, um ihn zu fragen, wie es ihm geht.