Fitness, Fleiss und Ausdauer braucht ein Steinbockjäger. Ausserdem muss er zusätzlich zu seiner Jagdprüfung einen Kurs absolvieren, der ihn berechtigt, die geschützten Tiere zu jagen. Einen Steinbock zu jagen, ist ein besonderes Privileg. «Weil der Lebensraum des Steinbocks auf die Gebirgslagen begrenzt ist, gibt es von ihnen weniger als von Rehen oder Hirschen», erklärt Urs Büchler, Wildhüter im oberen Toggenburg.
Ansonsten verlief das Jagdjahr 2021 ohne besondere Vorkommnisse. Die Bestände der Hirsche und Rehe sind im Gebiet des «Werdenberger & Obertoggenburger» gegenüber dem Vorjahr stabil. Der Abschuss von Hirschen betrug im Toggenburg von Wildhaus bis Nesslau 122 Tiere bei einer kantonalen Vorgabe von 123. Im Werdenberg wurden 236 von den 299 vorgegebenen Hirschen erlegt.
Vielerorts half der frühe Wintereinbruch den Rothirschjägern. Bei den Gemsen ist der Bestand immer noch teilweise rückläufig, weshalb diese Art nach wie vor zurückhaltend bejagt wird.
Deshalb können auch weniger Tiere gejagt werden.33 Steinböcke wurden im Jagdjahr 2021 in seinem Aufsichtsgebiet geschossen. Zwei der fünf Steinbockpopulationen liegen darin: Alpstein und Churfirsten/Alvier. Im Alpstein leben rund 180 Steinböcke und in den Churfirsten rund 250. Jeden Sommer zählen Wildhüter und Jägerschaft die stolzen Tiere. Büchler sagt:
Der Abschuss von zehn Prozent des Bestandes ist ein wenig unter dem Durchschnitt. Der Winter 20/21 war hart und es gab etwas mehr Verluste bei den Jungtieren.
Langsamere Vermehrung als bei Hirschen und Rehen
Die Natur hat dies bereits dieses Jahr aber wieder ausgeglichen. Nach dem vergangenen eher milden Winter konnte Urs Büchler auf seinen Rundgängen wieder mehr Jungtiere beobachten. Steinböcke vermehren sich verglichen mit Hirschen oder gar Rehen weniger rasch. Knapp ein Drittel der weiblichen Tiere führen jeweils kein Junges. Für die anderen ist es eine Herausforderung, den ersten Winter im Gebirge zu überstehen. Zu den allgemein unwirtlichen Bedingungen auf über 2000 Metern über Meer kommen Steinschläge und Lawinen. Im Gegensatz zu Gemsen oder Hirschen ziehen sich Steinböcke im Winter nicht in tiefere Lagen zurück. Gejagt wird der Steinbock vom 1. September bis Ende November. Die Abschüsse sind genau vorgegeben. Die mittelalten, starken Tiere müssen geschont werden.Herausfordernde Jagd, die Geduld und Fleiss erfordert
«Für einen Bergjäger ist es sicher etwas ganz Besonderes, auf Steinbockjagd zu gehen», ist Urs Büchler überzeugt. Abgesehen von einer genügenden körperlichen Fitness muss ein Steinbockjäger auch viel Geduld und Fleiss mitbringen. Der Wildhüter erklärt:Die Abschussvorgaben sind eng gefasst. Das Alter eines Bockes beispielsweise, der zum Abschuss frei ist, muss auf das Jahr genau stimmen.Deshalb muss der Steinbockjäger meistens mehrmals ins Gebirge, bis das richtige Tier an der richtigen Stelle steht, wo es auch geschossen werden kann. Selbstverständlich ist auch ein sauberer Schuss wichtig. Für den Abtransport ist dann noch einmal Fitness gefragt, wiegt ein ausgeweideter Steinbock doch gerne 80 Kilogramm. «Zwar wäre es erlaubt, dafür einen Helikopter einzusetzen. Dies ist aber eine weitere Störung aus der Luft, die vermieden werden sollte», sagt Urs Büchler. Die Churfirsten haben die Steinböcke sehr spät wiederbesiedelt. Erst im Jahr 1985 tauchten plötzlich die ersten Steinböcke dort auf. Daraufhin gab es Freilassungen in den Churfirsten und der Alvierkette. Während die Steinböcke ihren Lebensraum in den Churfirsten nun ausgeschöpft haben und der Bestand stabilisiert werden soll, dürften es am Alvier noch einige Tiere mehr werden.