Sevelerinnen und Seveler gedenkten beim Zinslihof dem Dorfbrand vor 130 Jahren | W&O

29.03.2022

Sevelerinnen und Seveler gedenkten beim Zinslihof dem Dorfbrand vor 130 Jahren

Das Interesse zum Gedenken an den Dorfbrand vom 26. März 1892 war gross am Samstagnachmittag, so dass sich zahlreiche Personen im Innenhof des Werkhofes beim Feuerwehrdepot einfanden.

Von Hansruedi Rohrer
aktualisiert am 28.02.2023
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  https://www.youtube.com/embed/9Op-GoKNfy4 Der Anlass wurde von der politischen Gemeinde, der Ortsgemeinde, den drei Kirchgemeinden, der Feuerwehr Werdenberg Süd und vom Feuerwehrverein veranstaltet. Historischer Einblick und politische Fakten Damit blickte man zurück auf das verheerende Ereignis vor 130 Jahren im Dorf. Zuerst wurde ein Videoprojekt von Andreas Krättli vorgestellt, das an den Brand erinnerte und gleichzeitig einen Blick in Sevelens Zukunft wagte. Ziele dieses Nachmittags sei einerseits das Gedenken an das Ereignis und anderseits die Vorstellung der Feuerwehr Werdenberg Süd, sagte Gemeindepräsident Edi Neuhaus und begrüsste anschliessend den Hauptreferenten. Das war der Historiker Dr. Werner Hagmann aus Zürich/Sevelen, der in einem kurzen, aber äusserst informativen, bebilderten Vortrag das Dorf Sevelen vorstellte, während und nach dem Unglück prägnant und verständlich präsentierte. Der historische Einblick zeigte auch politische Fakten zur Schweiz anno 1892 sowie zu Sevelen als damaliges Ein-Nationen-Dorf mit 99 Prozent Schweizer Bürgerinnen und Bürgern von rund 1730 Einwohnerinnen und Einwohnern.
 Grossflächige Bilder von damals wecken auch das Interesse, wie Sevelen anno 1890 ausgesehen hat.
Grossflächige Bilder von damals wecken auch das Interesse, wie Sevelen anno 1890 ausgesehen hat.
Bild: Hansruedi Rohrer
Sevelen war aber zu jener Zeit auch Einkonfessionen-Dorf, Einparteien-Dorf, Kleinbauerndorf sowie mit dem Bahnhof ein Tor zur Welt. In die Beschaulichkeit mit Bongert und Winkel brach am Unglückstag der Brand bei Tag um etwa 14.30 Uhr aus. Man vermutete einen Kaminbrand. 38 Wohnhäuser und 38 Scheunen und die Kirche sowie Vieh und Obstbäume wurden zerstört. Insgesamt 207 Personen wurden obdachlos. Die Brandkatastrophe forderte auch Verletzte und ein Menschenleben. Sofort bildete sich unter der Leitung von Pfarrer Johann Georg Greminger ein Hilfskomitee. Zusammen kamen Liebesgaben von rund 52 000 Franken. Der Wiederaufbau geschah nach Bauvorschriften des Regierungsrates. Zum Beispiel mussten Strassen begradigt werden. Eingeleitet wurde auch ein wirksamer Brandschutz.
 Für Jörg Drafehn ist die Erinnerung an das Unglück wichtig.
Für Jörg Drafehn ist die Erinnerung an das Unglück wichtig.
Bild: Hansruedi Rohrer
Der evangelische Seveler Pfarrer Jörg Drafehn fand es wichtig, sich an dieses Ereignis zu erinnern. Mit Bibeltexten schaute er aber nach vorne und sagte unter anderem: «Gottseidank ist das schon lange her und Gottseidank hat es nicht mehr eine solche Katastrophe gegeben.» Dass es danach immer Menschen im Dorf gab, um ein solches Unglück zu verhindern, sei eine Folge der damaligen Katastrophe.
 Die Feuerwehr Werdenberg Süd stellt verschiedene Fahrzeuge zur Besichtigung bereit.
Die Feuerwehr Werdenberg Süd stellt verschiedene Fahrzeuge zur Besichtigung bereit.
Bild: Hansruedi Rohrer
Wenn es heute so weit komme, dann sei die Feuerwehr schnell präsent, um zu helfen und zu retten. «Ihr seid diejenigen, die da sind, um Menschen in Zwangslagen zu retten», wandte sich Jörg Drafehn an die Angehörigen der Feuerwehr, «ohne zu wissen, was euch erwartet, dennoch verrichtet ihr diesen Dienst mit Leidenschaft.» Die Feuerwehrler seien somit Aktivisten der Nächstenliebe, Grund genug, um Danke zu sagen. Ein gemeinsam gesungener Kanon unterstrich den besinnlichen Teil der Worte. Jugendprogramm und Festwirtschaft Nebst der Festwirtschaft, die Anlass zur Geselligkeit bot, gab es die Feuerwehr zum Anfassen: verschiedene Fahrzeuge standen zur Besichtigung bereit, und es gab auch Fahrten für Kinder. Zum Jugendprogramm gehörte im weiteren eine Bastelgelegenheit im Theoriesaal. Mit der Präsentation von Abbildungen, Dokumenten und Plänen erhielten die Besucherinnen und Besucher einen weiteren bildlichen Eindruck von Sevelen – vor und nach dem Brand. Es wurde verdeutlicht, wie sich Sevelen seit dem Wiederaufbau verändert hat.
 Blick auf das Ruinenfeld des grossen Seveler Dorfbrandes vor 130 Jahren mit evangelischer Kirche (links im Bild).
Blick auf das Ruinenfeld des grossen Seveler Dorfbrandes vor 130 Jahren mit evangelischer Kirche (links im Bild).
Bild: Archiv Werner Hagmann