Die Fahnen sind gehisst, allenthalben wird Flagge gezeigt. Die Kleinpflanzerinnen und Kleinpflanzer auf den Parzellen der Ortsgemeinde Buchs werkeln an diesem Vorabend mit sommerlichen Temperaturen auf ihren Feldern. Sie pflanzen an, giessen, jäten oder geniessen im Schatten ein kühles Getränk. Sommeridylle pur – allerdings mit Ablaufdatum.
Empörung nicht nur bei den Direktbetroffenen
Die Ortsgemeinde hat den Leuten, die Kleinparzellen pachten, nämlich mitgeteilt, dass sie umziehen müssen. Mit dem Projekt «Struktura 24» soll der «Flickenteppich» von Kleinpflanzerparzellen bereinigt und in der Morgenweid und im Lettgiessli gebündelt werden (der W&O berichtete).
Die Empörung darüber reicht inzwischen über die Direktbetroffenen hinaus. Doch der Verwaltungsrat der Ortsgemeinde, in dessen Kompetenz dieser Entscheid liegt, denkt nicht daran, «Struktura 24» deswegen aufzugeben.
Fragebogen wirft Rätsel auf
Ein Fragebogen, der Anfang Mai an die Kleinpflanzerinnen und Kleinpflanzer verschickt wurde, gibt diesen jedoch etwas Hoffnung zurück. Vermeintlich, wie dieser Artikel zeigen wird.
Ein Fragebogen wirft, per Definition, Fragen auf. Im Fall der Ortsgemeinde gibt er aber auch Rätsel auf und sorgt für Ärger.
Frist für den Rückbau wird verlängert
Doch der Reihe nach: Zuerst können jene Leute, die auf eine Ersatzparzelle verzichten und ihr Hobby aufgeben, wählen, bis wann dies der Fall sein wird. Ende dieses Jahres oder, und das ist neu, erst Ende 2023. Verwaltungsrat Werner Schwendener, Projektleiter von «Struktura 24», betont auf Anfrage:
Vergünstigung bekommt, wer «mitmacht»
Was heisst das nun für die Betroffenen, die am bisherigen Standort festhalten möchten? Werner Schwendener sagt:
Nicht ganz optimal? Über diese Beschönigung schütteln einige Leute nur den Kopf. Dilettantisch sei der Fragebogen, er wecke falsche Hoffnungen, verunsichere und verärgere die Leute.
Kurt Vorburger und Hansueli Litscher, die zusammen mit anderen schon lange fordern, «Struktura 24» sei zu sistieren und es brauche endlich direkte Gespräche zwischen allen Parteien, sagen, die Kommunikation der Ortsgemeinde sei von Anfang an schlecht gewesen.
Alle Beteiligten an einen Tisch bringen
Die lose Gruppe, der nebst Litscher und Vorburger auch Manuela Kaiser und Peter Hofmänner angehören, erwirkt, dass auch der Einwohnerverein Räfis-Burgerau (EVRB) bei der Ortsgemeinde vorstellig wurde.
Auch er fordert einen Stopp der weiteren Umsetzung von «Struktura 24» und möchte alle Beteiligten an einen Tisch bringen.
Hauptargument fällt in sich zusammen
Kurt Vorburger und Hansueli Litscher sagen, sie hätten mit mehr als der Hälfte der rund zehn Buchser Bauern gesprochen. Diese hätten ihnen versichert, dass sie ihre Felder auch um den sogenannten «Flickenteppich» der Kleinparzellen herum bewirtschaften könnten. Damit falle das Hauptargument der Ortsgemeinde in sich zusammen, sagen Vorburger und Litscher, denn andere Gründe für «Struktura 24» gebe es wohl gar nicht.
Es gibt aber eine Vielzahl von Befürchtungen. Diese wurden in mehreren Leserbriefen im W&O und auch in der Eingabe des EVRB an den Verwaltungsrat der Ortsgemeinde mehrfach geäussert: Monokulturen verdrängen kleinräumige Strukturen; Biodiversität leidet; Bruch mit Traditionen usw.
Generiert der verfängliche Fragebogen ein aussagekräftiges Resultat?
Die lose Gruppierung, die seit Monaten gegen «Struktura 24» ankämpft, bleibt also weiter am Ball und fordert den Verwaltungsrat der Ortsgemeinde Buchs endlich zu einem Dialog auf und Stellung zu nehmen zu den mehrmals vorgebrachten Argumenten gegen «Struktura 24».
Der Verwaltungsrat der Ortsgemeinde will die Resultate seines Fragebogens abwarten und dann über das weitere Vorgehen entscheiden. Werner Schwendener sagt der Zeitrahmen werde sicher nochmals diskutiert und könnte auch problemlos ausgedehnt werden.
Die Frage ist nur, ob dieser verfängliche Fragebogen überhaupt ein aussagekräftiges Resultat generiert.
Wir sind den Kleinpflanzern entgegenkommen, indem wir die Frist verlängert haben.Werner Schwendener ergänzt mit Stolz:
Der Rückbau der Parzellen in einen ackerfähigen Zustand wird neu unsererseits mit maximal 500 Franken unterstützt.So weit, so gut. Ortsgemeinde beteiligt sich an den Kosten Im zweiten Abschnitt des Fragebogens können die Kleinpflanzerinnen und -pflanzer, die weitermachen wollen und damit umziehen müssen, den neuen Standort und die Grösse der Parzelle (300 oder 180 m2) wählen. Das Angebot gilt bis Ende Jahr. Die Ortsgemeinde Buchs beteiligt sich an den Transportkosten für das alte Gartenhäuschen oder für den Erwerb eines neuen mit maximal 1000 Franken. So weit, so gut. Neue Töne im dritten Abschnitt In sich hat es der dritte Abschnitt des Fragebogens. Dort kann man nämlich hinter «Ich möchte an meinem jetzigen Standort festhalten» ein Häkchen setzen. Das sind ganz neue Töne! Wer, wie wohl die meisten der Pächterinnen und Pächter, weder aufhören noch umziehen möchte, kann offenbar bleiben. Also – Häkchen aufs Blatt und retour mit dem Fragebogen an die Ortsgemeinde. Auch wenn der Einsendeschluss erst am 11. Juni ist.
Wer jetzt nicht mitmacht, bekommt keine Vergünstigung.Mitmachen tut nach seinem Verständnis nur, wer bei den Fragen 1 oder 2 seine Auswahl trifft. Die anderen werden keine Vergünstigung erhalten. «Brauchen wir ja auch nicht», denken sich die Anderen wohl, denn sie können ja bleiben – so zumindest kann der Fragebogen interpretiert werden. Keine Unterstützung und keine Parzelle «Das stimmt nicht», sagt Werner Schwendener, der Verwaltungsrat werde «Struktura 24» umsetzen, und somit werde es keine verstreuten Kleinpflanzerparzellen mehr geben. Wer also sein Häkchen bei Frage drei setzt, wird keine finanzielle Unterstützung mehr erhalten und, kriegt im schlechtesten Fall auch keine Parzelle. Denn die Ortsgemeinde hat ja eine Warteliste für Kleinpflanzerparzellen. Fragebogen ist «vielleicht nicht ganz optimal» Wer also hofft, aufgrund des Fragebogens bleiben zu können, manövriert sich mit einem entsprechenden Häkchen gleich selbst ins Abseits. Das kann doch nicht sein? Vom W&O darauf angesprochen, zeigt sich Werner Schwendener ein klein wenig selbstkritisch:
Der Fragebogen ist vielleicht nicht ganz optimal. Aber man kann mich ja anrufen, wenn etwas unklar sein sollte.»