Sternschnuppenflaute wegen Supermond: «Beobachter müssen geduldig sein» | W&O

10.08.2022

Sternschnuppenflaute wegen Supermond: «Beobachter müssen geduldig sein»

Der vermutlich bekannteste Sternschnuppenstrom der Perseiden weckt in vielen das Interesse am Nachthimmel und lockt ins Freie zum Beobachten. Der W&O hat Hobbyastronomen in der Region besucht.

Von lukas.hohmeister
aktualisiert am 28.02.2023
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«Mit beiden Füssen auf dem WC-Deckel und der Kopf nach oben zum Fenster gerichtet»: Der 81 jährige Hobbyastronom Fredy Jungo aus Grabs erinnert sich an das erste Mal, als sich der Sternenhimmel bleibend in sein Gedächtnis eingeprägt hat. Damals war er noch ein Kind und in Deutschland herrschte der Zweite Weltkrieg. Fredy Jungo sagt:
Wir durften wegen des Kriegs keine Lichter eingeschaltet lassen. Ich sah amerikanische Flugzeuge beim Überflug und danach die Sterne am Himmel mit ihrer Leuchtkraft besonders gut
Viele Jahre später begleitet ihn die Faszination des Sternenhimmels immer noch – und so ist er heute Vizepräsident des Vereins AAFL (Astronomischer Arbeitskreis Fürstentum Liechtenstein). Dort führt er seit gut zehn Jahren Kontrollen durch und betreibt in Unterstützung und unter der Leitung der Vereinspräsidenten Silke Schloms und Peter Kaiser aus Schaan die Sternwarte und das Planetarium in Schaan.

Warmes Klima und gute Sichtbarkeit

Seit Anfang August sind die Sternschnuppen der Perseiden im Namensgebenden Sternbild Perseus zu sehen. Die Perseiden sind ein jährlich wiederkehrender Sternschnuppenstrom, der in der Nacht vom 12. auf den 13. August ein Maximum an Sternschnuppen aufweist und zum Beobachten herauslockt. Warum der Sternschnuppenstrom in der Gesellschaft einen grossen Anklang findet, hat für die drei Hobbyastronomen mehrere Gründe: «Einerseits spielen die hohe Anzahl der Sternschnuppen und deren gute Sichtbarkeit eine Rolle. Andererseits ist das warme Wetter im August für Gelegenheitsbeobachter ausschlaggebend.»

Beobachtungsumstände sind in diesem Jahr schlecht

Jene, die mit den Perseiden noch nicht genug haben, kann Peter Kaiser beruhigen: «Das Lern­angebot ist gross. Mit Sachbüchern, Fernsehsendungen und dem Internet ist der Zugang zur Astronomie heute einfach. Was es aber weiter braucht, ist: Neugier, Geduld und vor allem Durchhaltewille.» Dass Zweiteres notwendig ist, zeigt sich diesjährig zum Höhepunkt in der Sternschnuppennacht vom 12. August. «Durch die erdnahe Position des Mondes werden die Sternschnup­-pen wegen der rund 30 % höheren Leuchtkraft des Mondes schlecht sichtbar sein. Dazu kommt noch der Vollmond», erklärt Peter Kaiser. Es würde kieselsteingrosse Teilchen brauchen, um die Wunschsterne am Himmel zu sehen. Wer trotz­dem sein Glück versuchen möchte, soll sich von den lichtverschmutzten Gegenden in die Höhe oder auf dunkle Felder zurückziehen. Als Beispiel nennt der Schaaner Vereinspräsident den Ort Silum in Triesenberg, der Grabser Fredy Jungo zählt in der W&O-Region die Berge um Wildhaus und Palfries auf.

Nachwuchsprobleme auch beim Astronomieverein

Astronomie interessiert. Das zeigt sich in den Anmeldezahlen für Besuche des AAFL. Vor Corona zählte der Verein rund 20 Anmeldungen à 20 Personen für Sternwarten- und Planetariumbesuche. Trotzdem sucht der Verein eifrig nach neuen Mitgliedern und wirbt mit Vereinsreisen zu anderen Sternwarten und Planetarien, Informationskursen und Besuchstagen in Schaan. «Interessieren tun sich viele, aber wenige bleiben am Thema dran.» Das Problem sieht Peter Kaiser in der trockenen Materie. Ausserdem können Zusammenhänge schnell kompliziert werden. «Das Problem besteht aber schon seit es den Verein gibt», stellt der Vereinsgründer Peter Kaiser nüchtern fest. www.astronomie.li