Suche nach vermisstem 28-jährigen Mann ist bereits zweimal abgebrochen worden | W&O

24.02.2022

Suche nach vermisstem 28-jährigen Mann ist bereits zweimal abgebrochen worden

Seit dem 13. Februar wird der 28-jährige Jorge Nicolás Cabrera im Alpstein vermisst. Trotz umgehend eingeleiteter Suche mit drei Helikoptern, zwei Hundeteams und 24 Rettungskräften blieb die Suche im Gelände und aus der Luft bisher erfolglos.

Von Selina Schmid
aktualisiert am 28.02.2023
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  Wird eine Person im Alpstein vermisst, beginnt ein eingespielter Prozess, koordiniert durch die Rega-Einsatzzentrale am Flughafen Zürich. Sie alarmiert die alpinen Bergretter vor Ort über eine App und einen Pager. Der Einsatzleiter der Bergrettung informiert sich über die Wetterverhältnisse, organisiert nach Rücksprache mit der Rega die nötigen Mittel wie Helikopter, Medizinfachpersonal oder Lawinenhunde und bietet die Retter auf. Dann beginnt erst die eigentliche Suche. Retter machen das freiwillig Im Fall von Jorge Nicolás Cabrera war Raphael Müller Obmann der Rettungskolonne. Bei den Rettern handle es sich um Freiwillige, die meisten sind Männer und aktive Bergsportler mit guten Kenntnissen des Alpsteins, sagt Müller. Viele seien Familienväter, die einem ganz anderen Beruf nachgehen. Der Rucksack mit der Ausrüstung liege meist im Kofferraum, neben Ski und Schneeschuhen. Raphael Müller sagt:
Die alpine Bergrettung in Appenzell ist gut aufgestellt. Relativ rasch bringen wir relativ viele Leute zusammen.
Raphael Müller sagt: «Wir machen das, weil wir Menschen helfen wollen.» Doch Bergrettungen forderten einen psychisch, besonders wenn man die vermisste Person kenne. Müller sagt: «Ein Bergretter braucht eine gewisse Resilienz. Wir dürfen die Sache nicht zu nahe an uns ranlassen.»
 Der Vermisste Jorge Nicolás Cabrera.
Der Vermisste Jorge Nicolás Cabrera.
Bild: PD/Kapo AI
Die oberste Priorität ist die Sicherheit der Einsatzkräfte. Die einzelnen Retter könnten jederzeit ihren Einsatz abbrechen, wenn sie sich nicht mehr sicher fühlen. Müller sagt:
Der Einsatzleiter muss derweil den Überblick über seine Leute behalten, wissen wo jeder ist, damit keiner verloren geht.
Die Lawinengefahr bleibt hoch Die Suche nach Cabrera musste bereits zweimal abgebrochen werden, denn die Verhältnisse im Alpstein bleiben gefährlich. Roland Koster, Mediensprecher der Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden, sagt, das Risiko für die Retter sei zu gross. Koster sagt:
Im Alpstein herrscht tiefster Winter, die Wetterverhältnisse sind prekär. Es gibt Gebiete, in die man aktuell schlicht nicht gehen kann.
Lawinen können sich lösen Der Schnee ist nass, das Tief «Antonia» bringt Sturm- und Orkanböen, wodurch sich auch ohne zusätzliches Gewicht Lawinen lösen können. Mit Helikoptern und erdgebundenen Suchen haben die Einsatzkräfte alle Möglichkeiten ausgeschöpft, so Koster. Mehrere Versuche der Handyortung seien ebenfalls gescheitert. Koster erklärt, man müsse nun abwarten, was im Gelände geschieht. Vorbereitung ist alles Obwohl beim Wanderweg zum Seealpsee, das Gebiet, in welchem Cabrera verschwand, Signale vor dem Aufstieg warnen, gibt es nach wie vor Leute, die den Weg in Angriff nehmen. Roland Koster sagt klar: «Jetzt geht man nicht in den Alpstein. Dafür muss man richtig ausgerüstet sein, das Gebiet kennen und die Situation richtig einschätzen können. Wenige sind dazu in der Lage.» Wer trotzdem in den Schnee will, solle stattdessen auf die deutlich ungefährlicheren Winterwanderwege ausweichen. Raphael Müller ergänzt:
Wanderer sollten sich aber mit der geplanten Strecke auseinandersetzen und sich entsprechend vorbereiten.
Die Suche geht weiter Ein Restrisiko bleibe immer, doch wer den Weg und die Ausrüstung geplant hat, könne besser auf die Umstände reagieren. Die Suche nach Jorge Nicolás Cabrera geht vorerst aus dem Büro weiter. Nach dem Medienaufruf von vergangener Woche sind gemäss Roland Koster zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, welche die Innerrhoder Kantonspolizei zu verifizieren versuche. Dabei handle es sich um sachdienliche Hinweise wie mögliche Sichtungen, aber auch Wahrsagungen. Dass Cabrera noch lebend gefunden wird, ist mit zunehmender Dauer der Suche unwahrscheinlicher.