Wer von einer grossen Karriere im Sport träumt, muss früh die richtigen Weichen stellen. Nebst Talents und Trainingswillens braucht es das richtige familiäre und schulische Umfeld. Dieses finden Jugendliche in der Sportschule an der Oberstufe Nesslau. Zwar trägt diese schon länger das entsprechende Label als Regionales Leistungszentrum (RLZ) und wird von Sportverbänden, namentlich von Swiss-Ski, unterstützt. Doch erst seit dem vorigen Schuljahr gehen die Sportschülerinnen und Sportschüler aller Jahrgänge in dieselbe Klasse.
Kathrin Keller, die Lehrperson dieser Sportklasse, sieht darin grosse Vorteile. Sie ist die alleinige Ansprechpartnerin für die Trainer und kann flexibel reagieren, wenn Trainingseinheiten kurzfristig verschoben werden. Dass sie drei unterschiedliche Klassenstufen in einem Klassenzimmer vereint, war für sie zuerst eine Umstellung. Es brauche eine gute Vorbereitung, sei aber sehr abwechslungsreich. «Und ich kann jedem Schüler das geben, was er braucht», sagt sie.
Ihren Schülerinnen und Schülern macht sie ein grosses Kompliment: Sie seien sehr motiviert und bei der Arbeit in der Schule konzentriert. Im Gegensatz zu anderen Jugendlichen in der Oberstufe bringen sie mehr Selbstständigkeit und Disziplin mit.
«Als Sportlerinnen und Sportler sind sie sich bewusst, dass sie üben müssen, wenn sie etwas erreichen möchten.»
Nicht nur für Talente auf den Skipisten
Ein solches Engagement seitens der Schule und der Lehrpersonen wird bei Sportverbänden wie Swiss-Ski und dem Ostschweizer Skiverband (OSSV) gerne gesehen. «In Nesslau wird gute Arbeit im Bereich der Nachwuchsförderung geleistet», sagt Mario Häni, Leiter U16 Ost von Swiss-Ski. Sein Verband hat das Angebot der Sportschule überprüft und für weitere drei Jahre zertifiziert. Das Schulgelände bietet mit den Sporthallen und einem Fitnessraum eine gute Infrastruktur für das Konditionstraining. Ausserdem gebe es viele Möglichkeiten in der Nähe für Trainings auf den Pisten. «Nesslau ist prädestiniert für eine Sportschule für Wintersportler», fasst Mario Häni zusammen. Trotz dieser Vorteile und der Förderung durch Swiss-Ski ist die Sportschule aber nicht nur für Skifahrerinnen und Skifahrer gedacht. In den vergangenen Jahren waren auch Athletinnen und Athleten in nordischen Skidisziplinen dabei. Aktuell gibt es neben den Alpinen Skifahrern einen Unihockeyspieler und einen Motocrossfahrer. Eine Voraussetzung ist aber allen gemein: Sie müssen einem Nachwuchskader angehören. Darin sieht Jörg Abderhalden, der Vizepräsident des OSSV, einen Grund, dass die Sportklasse derzeit nur wenig Schülerinnen und Schüler hat.«Zum einen haben wir im ganzen Verbandsgebiet in diesem Alter kleine Jahrgänge. Zum anderen erschwerte die Coronasituation im vergangenen Winter die Kaderselektion.»Die Zentralisierung von Schule und Training vereinfacht für den Sportverband zwar einiges, bringt aber auch organisatorische Hindernisse mit sich. Nesslau sei von einigen Teilen des Verbandsgebietes schwierig mit dem öffentlichen Verkehr zu erreichen. Der Schulweg würde so schnell einmal mehr als eine Stunde dauern pro Richtung, nennt Jörg Abderhalden ein Beispiel. In diesem Fall käme die Erholung zu kurz. Ausserdem betont er: «Die Sportschüler müssen auch noch Kinder sein dürfen.» Eine Alternative wären Gastfamilien. Doch die Jugendlichen seien noch jung und ein solcher Schritt wäre nicht für jeden das Beste. Denn das familiäre Umfeld ist für Jugendliche in diesem Alter bedeutend.