Das Campieren und Biwakieren von Einzelpersonen und kleinen Gruppen in der freien Natur ist im Kanton St. Gallen an vielen Orten erlaubt beziehungsweise nicht verboten
(der W&O berichtete).
Gleichwohl gibt es sensible Gebiete, in denen oft ohne Rücksicht auf Verluste wild gezeltet wird. Ein Beispiel dafür ist die Landschaft um den Wild- und den Schottensee im Pizolgebiet – diese Seen sind auch Teil der Fünf-Seen-Wanderung. Camper aus aller Herren Länder schlagen an allen möglichen und unmöglichen Stellen ihre Lager auf und lassen dabei jegliche Rücksicht auf die Natur vermissen. Dies beobachtet Marc Albrecht aus Heiligkreuz, der oft in diesem Gebiet unterwegs ist, seit Jahren.
Rücksichtslos Windschutzmauern gebaut
Seit der Pizol und die Fünf-Seen-Wanderung durch Instagram zu einem begehrten Foto-Hotspot geworden sind, zieht dieser immer mehr Leute an, die dort im Freien übernachten. Die Coronapandemie hat das Problem noch verschärft, der aktuell schöne Sommer leistet der Situation ebenfalls Vorschub. Albrecht konnte schon beobachten, wie gleichzeitig allein im Bereich Schottensee zwölf Zelte aufgestellt waren. Dabei bewegen sich diese «Geniesser» der Natur in einem eidgenössischen Jagdbanngebiet, wo ein generelles Campingverbot gilt.
Das Überfliegen von Steinwild mit Drohnen ist in solchen Gebieten ebenfalls verboten. Dazu kommt, dass der Wild- und Schottensee Teil des Unesco-Welterbegebiets Tektonikarena Sardona sind und ein Geotop von nationaler Bedeutung. Ausgerechnet in diesen von eiszeitlichen Gesteinsformationen geprägten Landschaften werden rücksichtslos Windschutzmauern gebaut, Feuerstellen, Tische und Bänke sowie Steinmannli «gemauert». Auch werden Windschutzlöcher für die Kocher gegraben und der Alpinrasen sowie das Moospolster rücksichtslos entfernt.
Tafeln machen aufmerksam
Bis diese wieder nachwachsen, dauert es Jahre oder gar Jahrzehnte. Nach der Nacht bleiben in der freien Natur oft Abfälle und vor allem auch menschliche Hinterlassenschaften zurück. Abfall wird dazu oft unsachgemäss in irgendwelchen Felsspalten entsorgt.
Schon bisher machen von den Pizolbahnen angebrachte Tafeln darauf aufmerksam, die Natur ohne Landschäden und Müll zu hinterlassen. Und dass sich das Jagdbanngebiet von den Wildseeluggen bis zum Schottensee erstreckt – mit dem entsprechenden Verbot zu campieren oder biwakieren. Um den Druck auf die Natur zu mindern, machen seit dieser Woche grössere, allerdings erst provisorisch angebrachte Tafeln in deutscher und englischer Sprache auf die Ver- und Gebote aufmerksam.
Fehlbares Verhalten wird gebüsst
Es ist dies eine Initiative Albrechts, der dem Treiben in diesem «wunderschönen Gebiet» nicht mehr einfach zuschauen mochte. Von der politischen Gemeinde Mels, der Ortsgemeinde Weisstannen, der Wildhut wie den Pizolbahnen werden die Bestrebungen unterstützt, die Nutzerinnen und Nutzer des Pizolgebietes mit grösseren Tafeln zu sensibilisieren für die Einmaligkeit der Landschaft.
Vier solcher Tafeln sind nun bei den Wildseeluggen, den Rundhöckern bei Wildsee und Schottensee sowie der Geotopgrenze nach dem Schottensee angebracht. Die Wildhut macht im Übrigen darauf aufmerksam, dass das Campingverbot auch kontrolliert und fehlbares Verhalten gebüsst wird.
Es gibt nicht nur Fehlverhalten
Auf der Website der Pizolbahnen (
www.pizol.com) ist bei den Infos von A bis Z unter C (wie Campieren) ebenfalls aufgeführt, worauf es für Besucherinnen und Besucher im Pizolgebiet zu achten gilt.
In diesem Zusammenhang ist eventuell noch zu wenig bekannt, dass sich bei der Pizolbahn-Talstation Bad Ragaz ein Wohnmobil-Stellplatz befindet, an dem sich bestens übernachten lässt. Seitens Pizolbahnen heisst es im Übrigen, dass sich nicht alle Wildcamper (dort, wo es erlaubt ist) Fehlverhalten. Dieser Aussage stimmt auch Albrecht zu.