«Ich nehme den Basler, du den Zürcher», murmelt der 13-jährige Alessio seinem Kollegen zu. Einen Schwung später liegt er auf dem Rücken im Sägemehl. Der Basler hat ihn bezwungen.
Das Königscamp, das bereits zum zehnten Mal junge Schwinger aus der ganzen Schweiz zwischen zehn und 15 Jahren ins Toggenburg lockt, ist erneut ausgebucht.
Diese Woche trainieren und lernen aufstrebende Schwingtalente aus allen fünf Schweizer Teilverbänden mit erfahrenen Spitzenschwingern.
Die Durchmischung gefällt den Teilnehmern. Auch Alessio nimmt die Stimmung im Lager als sehr kollegial wahr. Es sei toll, Leute kennen zu lernen, die man dann an den nationalen Wettkämpfen wiedertreffe.
Werner Schlegel, der jüngere der beiden heutigen Gasttrainer, treibt den rund 40 Jungschwingern den Schweiss nach wenigen Minuten auf die Stirn.
Nach einigen Sprinteinheiten und Mobilisierungsübungen des Nackens stampft Nöldi Forrer auf das Schwingfeld. «Hosen fassen und in Zweierpaaren aufstellen», heisst es. Eiligst bemühen sich die Jungs, dem Kommando ihres Idols nachzukommen, denn jetzt ist das ersehnte Schwingtraining angesagt.
Aufmerksam umringen die Jugendlichen Nöldi Forrer, der ihnen eine neue Schwungtechnik erklärt:
Für ihn ist es das erste Mal im Königscamp und darum freue er sich besonders auf die anstehende Trainingswoche. Mit den Spitzenschwingern im Sägemehl zu stehen und von ihnen lernen zu dürfen, ist für ihn viel wert. Mit glänzenden Augen verrät er:
Für die jungen Athleten unterscheidet sich das Königscamp vom gewöhnlichen Training. Sie profitieren von der grossen Durchmischung der landesweiten Lagerteilnehmer.
Hier finden sie Kampfpartner in allen Formen und Grössen, was besonders der Wettkampfvorbereitung dienlich ist. Gleichzeitig entstünden Bekanntschaften, die sich zu langjährigen Freundschaften entwickeln können, meint Alessio, der das Camp nun schon zum zweiten Mal besucht.
Dieser Meinung ist auch Nöldi Forrer, der zum siebten Mal als Gasttrainer auftritt. Für ihn ist klar: Jeder, der schon einmal in einem Lager gewesen sei, wisse, wie viel Spass man dabei habe. Wenn dies dazu führe, dass der Nachwuchs dem Schwingsport treu bleibe, sei das wunderbar.
Nöldi Forrer: So geht der Hosenlupf
Es herrscht eine idyllische Stimmung auf dem Schwingplatz im Wildhauser Oberdorf, der auf über 1200 Metern über Meer liegt. Der erste Lagertag beginnt mit einem gemeinsamen Mittagessen. Dann heisst es umziehen und einteilen in zwei Gruppen. Im rot-weissen Tenue steht für die Kleineren zuerst Fitness auf dem Programm, während sich die Älteren im Sägemehl warm machen.Dieser Schwung braucht ein wenig mehr Kraft, aber beherrscht ihr ihn erst, gibt es für den Gegner kein Entrinnen.Sogleich verhakt sich Nöldi Forrer fest mit Vorführpartner Werner Schlegel, der augenblicklich auf dem Rücken landet. Auch der elfjährige Christoph Schilliger aus Flawil setzt die Tipps seiner Vorbilder sogleich in die Tat um. Und tatsächlich gelingt es ihm nach Schlegels Hilfestellung, seinen Kampfpartner auf den Boden zu zwängen. Nach einem mehr oder weniger eleganten Lupf liegt Christoph Schilliger als Sieger auf seinem Gegner und klopft ihm einen Augenblick später das Sägemehl vom Rücken.
Wenn ich sehe, was die schon alles erreicht haben, gibt mir das Hoffnung, auch selbst mal so gut zu werden.Er finde es auch schön, dass sich die Schwingcracks für den Nachwuchs Zeit nehmen.
Die Leidenschaft zum Sport verbindet
Dies ist auch der Grund, weshalb Nödli Forrer jedes Jahr mit den Jugendlichen ins Sägemehl steigt. Der 150-fache Kranzschwinger bekräftigt:Für mich ist es selbstverständlich, dass ich hier bin, um den Nachwuchs zu unterstützen.Auch Werner Schlegel gefällt die Arbeit mit den Nachwuchsschwingern. Er spürt die Leidenschaft und Freude beim Sport. Dieses Engagement erachtet er als wichtig, um auch später eine erfolgreiche Karriere hinlegen zu können. Er sagt:
Diesen Feuereifer zu erleben, tut sehr gut, und wenn man ihnen dann noch etwas beibringen darf, ist das für mich viel wert.