Theaterprovisorium: IG stellt sich hinter die Pläne des Stadtrates für ein Kulturzentrum in Buchs | W&O

07.02.2022

Theaterprovisorium: IG stellt sich hinter die Pläne des Stadtrates für ein Kulturzentrum in Buchs

Die neu gegründete IG Kulturhalle Werdenberg, der Krempel und die Musikschule Werdenberg unterstützen die Buchser Bewerbung um das St. Galler Theaterprovisorium. Das Fabriggli hat aus dem W&O von diesem Vorhaben erfahren und sieht offene Fragen.

Von armando.bianco
aktualisiert am 28.02.2023
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Die Absicht des Buchser Stadtrates, das Theaterprovisorium des Theaters St. Gallen nach Buchs zu holen, hat in den letzten Tagen viel Aufmerksamkeit erregt. Bekanntlich hat sich die Buchser Behörde als eine von drei Städten im Kanton um die Übernahme des Gebäudes beworben, was Kosten von fünf bis sechs Millionen Franken mit sich ziehen würde. In der Kulturszene hat sich Unterstützung für das Vorhaben gebildet. Zu den Befürwortern gehören die Musikschule und der Krempel. In die Diskussion bringt sich nun auch die neu gegründete IG Kulturhalle Werdenberg, angeführt von Kuno Bont (Werdenberg) und Hansjürg Vorburger (Grabs).

«Eine einmalige und nicht wiederkehrende Gelegenheit»

Die IG Kulturhaus Werdenberg sieht in der Möglichkeit, beim Bahnhof Buchs ein Kulturzentrum zu schaffen, «zusätzliche Impulse für Gesellschaft, Wertschöpfung, Zusammenleben und Freizeit zu schaffen», heisst es in einer Stellungnahme. Man betrachte das Angebot des Kantons als «eine einmalige und nicht wiederkehrende Gelegenheit». Die IG bezeichnet sich als eine lose, unabhängige und derzeit noch im Aufbau befindliche Gruppe von Menschen, Vereinen und Institutionen, die sich für Weiterentwicklung und Innovation im kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereich einsetzen. Ganz bewusst nenne man sich IG Kulturhaus Werdenberg und nicht Kulturhaus Buchs. «Als Zeichen dafür, dass hier etwas für die ganze Region entstehen soll.»

Musikschule sieht alle Kriterien erfüllt

Auch die Musikschule Werdenberg steht hinter den Plänen des Buchser Stadtrates. «Ein Kulturzentrum, welches für verschiedenste Anlässe verwendet werden kann, ist sicherlich eine Bereicherung für die ganze Region. Um dem gerecht zu werden, braucht es nicht nur ein passendes äusseres Erscheinungsbild, sondern auch einen Konzertsaal, welcher das Herzstück eines Kulturzentrums darstellt. Zu den Anforderungen gehören das Ambiente, die richtige Infrastruktur sowie eine passende Akustik. Dieses Gebäude würde all diese Kriterien erfüllen», so Musikschulleiter Dennis Mungo ge­genüber dem W&O.

Krempel sieht «eine riesige Chance»

«Leider sind unsere Tage im Krempel an der Wiedenstrasse gezählt und wir sind immer noch auf der Suche nach einem neuen Lokal», schreiben Verein und Genossenschaft Krempel in einer Stellungnahme. Man sei der Meinung, dass das Provisorium in Buchs «eine riesige Chance für uns sein könnte.»
 Blick in das Innenleben des Theaterprovisoriums.
Blick in das Innenleben des Theaterprovisoriums.
Bild: Benjamin Manser
Für den Krempel sei das Gebäude aber nur dann eine Option, «wenn unser Betrieb auch gut hineinpasst». Dazu brauche es noch diverse Abklärungen. «Obwohl noch viele Fragen offen sind, sind wir der Meinung, dass das eine riesige Chance für uns sein könnte. Umso mehr, weil die Abklärungen zu anderen Optionen allesamt im Sand verlaufen sind», sagen André Hoppeler, Präsident Verein Krempel, und Michael Eberli, Präsident Genossenschaft Krempel. Der Krempel sucht bekanntlich aufgrund der Überbauungspläne auf dem Areal Neuhof nach einer neuen Heimat. Die beiden betonen weiter: «Keine Frage, fünf bis sechs Millionen Franken sind viel Geld. Verglichen mit den Kosten anderer Projekte, wie beispielsweise dem Kulturzentrum Verrucano, das den Melsern 35 Millionen wert war, ist es dennoch eine günstige Gelegenheit.»

Fabriggli hat ein eigenes, voll ausgelastetes Haus

«Das Fabriggli als Mehrspartenhaus, das von einem ehrenamtlichen Team betrieben wird, hat von dem Projekt erst aus der Zeitung erfahren und wurde nicht in die vorangehenden Überlegungen involviert», so Vereinspräsidentin Kathrin Schertler Secli auf Anfrage. Man freue sich aber, dass die Stadt die Wichtigkeit von Kultur erkenne und dafür Geld ausgeben will.
Allerdings halten wir fest, dass das Fabriggli ein eigenes Haus hat und damit voll ausgelastet ist. Ein Saal mit 500 Personen übersteigt unsere aktuelle Kapazität. Da im Gesamtkontext mehr Fragen offen als beantwortet sind, nehmen wir momentan keine weitere Stellung.

IG Kulturhalle sieht den Bedarf als ausgewiesen

Die IG Kulturhalle Werdenberg betont weiter, dass der Bedarf einer eines Kultur- und Begegnungszentrums mehrfach hinterfragt worden sei und auch mit einem Gutachten der HSG belegt werde, welches vor Jahren im Zusammenhang mit dem Projekt Persönlichkeit Werdenberg erstellt wurde. Die Initianten erinnern daran, wie nach dem Scheitern des Kultur- und Begegnungszentrum (KUB), entstanden im Projekt «Persönlichkeit Werdenberg», der Bürgerschaft gesagt worden sei, das Anliegen eines Kultur- und Begegnungszentrums sei nicht abgeschrieben und man suche nach einer besseren und bezahlbaren Lösung. Die IG Kulturhaus Werdenberg habe sich dafür eingesetzt, dass das Kulturhaus-Projekt vor die Bürgerschaft kommt, und sagt:
Die Bevölkerung soll selbst entscheiden können, ob sie eine derartige Institution will oder nicht
An die Urne kommt das Vorhaben Theaterprovisorium am 15. Mai – vorausgesetzt, die St. Galler Regierung erteilt Buchs den Zuschlag. Falle der Entscheid zugunsten von Buchs, eröffnet die IG ein Mitgliederportal, auf dem alle mitmachen können, die das Projekt unterstützen möchten und an Informationen aus erster Hand interessiert sind.
 Teil der hiesigen Kulturszene befürworten die Bewerbung der Stadt Buchs, um das Gebäude im kommenden Jahr nach Buchs zu holen.
Teil der hiesigen Kulturszene befürworten die Bewerbung der Stadt Buchs, um das Gebäude im kommenden Jahr nach Buchs zu holen.
Bild: Benjamin Manser

Die Wertschöpfung nicht ausser acht lassen

Die IG habe sich vorgenommen, mit Aufklärung und Information gute Grundlagen für den Meinungsbildungsprozess mitzugestalten. Sie wünsche sich eine sachliche Diskussion und möchte nicht, «dass nebst den Finanzen, die unbestritten eine wichtige Rolle spielen würden, bedeutende andere Aspekte wie Wertschöpfung und Innovationsgeist einer solchen Anlage untergehen.» Die IG Kulturhaus Werdenberg werde zusammen mit der Stadt nach Möglichkeiten suchen, mit denen sich der Investitionskostenanteil der öffentlichen Hand bei den Betriebskosten minimieren lässt. «Die IG ist dem Stadtrat dankbar, dass er sich nach der Diskussion ums Budget sich nicht einfach ins Schneckenhaus zurückgezogen hat, und dabei eine einmalige Chance für die Weiterentwicklung der Stadt verpasst. Der Beschluss spricht dafür, dass er es mit der Vision für die Entwicklung der Stadt und auch der Unterstützung der Marke Werdenberg ernst meint.»

Keine Konkurrenz für bestehende Angebote

Das neue Angebot solle keine bestehenden Kulturangebote konkurrenzieren, sondern diese ergänzen und unterstützen. Das neue Kulturzentrum habe auch einen wirtschaftlichen Aspekt:
Kultur und Events kosten nämlich nicht nur Geld, sie sind innovativ und bringen dem örtlichen Gewerbe und der öffentlichen Hand auch Geld
Für die Stadt Buchs würden bekanntlich Kosten in der Höhe von rund fünf bis sechs Millionen Franken (Abbruch, Transport, Wiederaufbau, multifunktionale Nutzung) entstehen. Das sei deutlich weniger als die in der Vergangenheit geprüften Vorhaben, die von 17 bis 20 Millionen Franken ausgingen, so die IG weiter.