Die Aufregung im Sarganserland ist noch immer beträchtlich, auch gut eine Woche nach dem Vorfall. Ein gerissenes Rehkitz direkt bei einem Wohnhaus bot tatsächlich kein schönes Bild – Blutspuren zogen sich weit durch den Schnee.
Für Anwohner wie Passanten stand rasch fest: Das kann nur ein Wolf gewesen sein. Bilder, die dann auf Social-Media-Kanälen zu kursieren begannen, schienen die Annahme zu bestätigen. Schliesslich waren auf einigen Fotos, für Kenner zumindest, Wolfsspuren zu erkennen.
Empörte Aussagen, dass ein Wolf in Siedlungsnähe, wo auch Kinder zu Hause sind, gar nicht gehe, folgten auf dem Fuss. Ebenso die Besorgnis von Tierhaltern – notfalls werde man nicht zögern, zur Waffe zu greifen.
Das Reh war bereits verletzt
Klärung in die Sache bringt ein Anruf bei Dominik Thiel, Leiter des Amts für Natur, Jagd und Fischerei. Vor Ort hätten der lokale Jagdpächter zusammen mit dem zuständigen Wildhüter festgestellt, dass die Bisswunden – viele kleine Zähne, die entsprechende Löcher im Körper des Rehs hinterliessen – nicht von einem Wolf stammen. Dafür von mehreren Füchsen, was auch die Kampfspuren unterstreichen würden.
Dazu habe man ein Hämatom an einer Keule festgestellt – eine Verletzung, die eventuell vom Zusammenstoss mit einem Auto herrühre, wie Thiel erklärt. Nicht zuletzt habe beim aufgefundenen Reh der für Wölfe typische Kehlbiss gefehlt.
Wolfsgegner nutzen Vorfälle aus
Bemerkenswert ist, was der Amtsleiter im Zusammenhang mit den Fotos sagt. Dabei handle es sich um eigentliche «Fake News». Im Fall Plons seien aktuelle Bilder mit älteren Aufnahmen von Wolfsspuren kombiniert und in Umlauf gebracht worden. Damit werde vorgetäuscht, dass das Rehkitz von einem Wolf gerissen wurde.
Das sei hier aber eindeutig nicht der Fall gewesen. Wolfsgegner seien gut vernetzt, führt Dominik Thiel weiter aus, und würden sich solche Ereignisse zunutze machen, um eine eigene, ihnen passende Story zu erzählen.
Wolf kann in der Nähe gewesen sein
Man habe in den letzten Jahren Hunderte von Nutz- und Wildtierkadavern angeschaut, bei denen der Verdacht auf einen Wolfsriss im Raum stand, sagt Thiel. «Unsere Profis» (die Wildhüter) hätten sich dabei noch nie getäuscht. Und wenn es ein Wolf gewesen sei, habe man das immer offen kommuniziert. «Wir haben nichts zu verbergen.»
Dass sich tatsächlich ein Wolf in der Nähe des gerissenen Rehkitzes in Plons zeigte, wie mehrere Personen beobachtet haben wollen, schliesst Thiel nicht aus. Das könne gut sein. Schliesslich würden sich im Sarganserland bekanntermassen rund ein Dutzend Wölfe regelmässig aufhalten.
Weil Wölfe dem Rotwild folgen, sind sie
im Winter gehäuft auch in Siedlungsnähe zu beobachten, wo sich im Moment auch die Hirschrudel aufhalten. Vom Verhalten der Raubtiere her sei das nicht aussergewöhnlich.