Trockenmauern als Teil des Toggenburger Kulturerbes sollen erhalten bleiben | W&O

18.11.2021

Trockenmauern als Teil des Toggenburger Kulturerbes sollen erhalten bleiben

In der Gästele-Weide in Wildhaus-Alt St.Johann werden Trockenmauern saniert. Zudem fand ein Kurs zum Unterhalt solcher Mauern statt.

Von Niklaus Salzmann
aktualisiert am 28.02.2023
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Die Gemeinde Wildhaus-Alt St.Johann engagiert sich aktiv an ökologischen Aufwertungen auf dem Gemeindegebiet. Sie hat deshalb einen Budgetposten aufgebaut, mit dem sie solche unterstützt. 2021 konnte mit der Sanierung einer Trockensteinmauer in der Gästele-Weide gestartet werden, schreibt die Gemeinde in einer Mitteilung.

Die Mauer liegt direkt an der Trottinett-Abfahrt von Gamplüt und ist vor allem im unteren Bereich auch für viele Wanderer gut sichtbar. Martin Kaiser aus Alt St.Johann saniert diese Trockensteinmauer im Auftrag der Gemeinde. Er ist ein Praktiker und hat viel Erfahrung im Wiederaufbau von Trockenmauern. Teilbereiche der Mauer musste er komplett neu aufbauen, andere Abschnitte der Mauer, die noch einigermassen in Ordnung waren, mussten nur ausgebessert werden.

Trockenmauern prägen die Landschaft

Zu Beginn des Projektes hat ihm eine Schulklasse aus Oberuzwil im Rahmen einer Projektwoche beim Mauerbau geholfen. Trockensteinmauern prägen das Landschaftsbild im Obertoggenburg stark. In der Gemeinde Wildhaus-Alt St.Johann gibt es insgesamt über 70 Kilometer davon. Die meisten Trockenmauern bestehen aus dem lokal anzutreffenden Kalkstein. Viele wurden um 1900 gebaut und sind heute teilweise verfallen.

Trockenmauern sind ein wichtiges Kulturerbe dieser Region. Sie wurden häufig zur Weideabgrenzung erstellt, dies insbesondere zu jener Zeit, als das Holz knapp war, da es zum Bauen und als Brennholz benötigt wurde. Zudem wurden mit der Erstellung der Mauern die angrenzenden Wiesen und Weiden verbessert, da viele Lesesteine aus den Wiesen und Weiden ihren Platz in der Mauer fanden. Es ist bemerkenswert, was unsere Vorfahren in reiner Handarbeit geschaffen haben. Einzelne Mauern sind noch nach über hundert Jahren in einem sehr guten Zustand, wie manche Grenzmauern auf der Sellamatt zeigen.

Win-win für Wiesel und Bewirtschafter

Trockenmauern sind zudem wichtige Vernetzungselemente in der Landschaft und stellen wertvollen Lebensraum für Wiesel, Eidechsen, Insekten und Pflanzen dar, schreibt die Gemeinde weiter. Die Bauweise ohne Mörtel weist Ritzen und Spalten auf, welche als Versteck und für die Jungenaufzucht genutzt werden können. Aufgrund der vielen Trockenmauern und extensiv bewirtschafteten Wiesen und Weiden kann man sonnenhalb in Wildhaus-Alt St.Johann noch viele Wiesel beobachten. Dies freut auch die Bewirtschafter, da ein Wiesel pro Tag im Schnitt eine Wühlmaus frisst.

Grundlageninformationen, Tipps und Tricks

Im Rahmen des Vernetzungsprojekts Wildhaus-Alt St.Johann wollte man die alte Tradition des Trockenmauerbaus wieder in Erinnerung bringen. So sollte insbesondere der fachgerechte Unterhalt vermittelt werden. Die Vernetzungskommission organisierte deshalb kürzlich einen Kurs für interessierte Bewirtschafter. Anhand der neu aufgebauten Mauerbereiche und der sanierten Abschnitte in der Gästele-Weide konnte Martin Kaiser den Teilnehmern Aufbau und Grundsätze des Mauerbaus konkret erklären und Tipps und Tricks geben.

Grundsätzlich ist der Neubau von Trockenmauern extrem aufwendig. Pro Tag kann eine Person ungefähr einen Meter Mauer neu aufbauen. Dafür wird bei einer Mauerhöhe von einem Meter etwa eine Tonne Steine benötigt.

Für den Unterhalt gab Martin Kaiser den Tipp, lockere Steine mit einem Holzbalken vorsichtig wieder hineinzuschlagen. Zudem sollten aufkommende Bäume unbedingt regelmässig entfernt werden. (pd)