Trump – Verfallsformen von Demokratie | W&O

27.01.2025

Trump – Verfallsformen von Demokratie

Leserbriefschreiber Otto Ackermann warnt vor den jüngsten Entwicklung in der Weltpolitik. «Man soll später nicht sagen, wir hätten es nicht wissen können.»

Von Otto Ackermann
aktualisiert am 27.01.2025
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Wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange blickt Europa auf Mister Trump und versucht zu verstehen, was in den USA mit der Demokratie geschieht. Ein Blick zurück nach Griechenland und Athen, woher der Begriff stammt, mag hilfreich sein. Dort gibt es auch den Begriff Ochlokratie als Verfallsform der Demokratie: Eigennutz und Habsucht bestimmen das Handeln der Bürger; die Orientierung am Gemein­-
wohl geht verloren, es ist (Pöbel-)Herrschaft der Masse.

Eine Verfallsform ist auch die Oligarchie. Sie ist eine Verfassung, die auf der Einschätzung des Vermögens beruht, wobei die Reichen herrschen (Platon) und nicht die Besten, wie in der Aristokratie (Herrschaft der Besten). Parallelen zur Gegenwart in den USA muss man wohl nicht explizit benennen.

In Athen wurde aus der Furcht, dass ein Übermächtiger nach Alleinherrschaft strebe, der Ostrakismos, das Scherbengericht, eingerichtet. Bei diesem Verfahren konnte jeder Bürger in der Volksversammlung den Namen eines Bürgers auf eine Scherbe als «Stimmstein» einritzen, wenn der Verdacht bestand, dass dieser nach der Alleinherrschaft stre­be. Ein Politiker, der von der Mehrheit der Bürger aufgeschrieben wurde, musste für zehn Jahre Athen verlassen, behielt jedoch die bürgerlichen Ehrenrechte und das Vermögen. Leider hat diese Institution Athen nicht davor bewahrt, mit dem schillernden Politiker und Demagogen Alkibiades eine wahnsinnige Eroberungspolitik zu wagen, was der Anfang vom Niedergang der Stadt wurde.

Die Machtkonzentration bei Trump weist auch mittelalterliche Merkmale auf: Eine von Gott her beglaubigte monarchische Person herrscht praktisch allein, gestützt auf Adlige oder Reiche; die Milliardärs-Elite steht faktisch über der Rechtsordnung. In diesem Sinne zeigt die Machtkonzen­tration um Trump klar neo­feudale Aspekte, die durch seine aktive Demontage der Justiz noch deutlicher werden.

PS: Es gibt viele, die in Trumps Reden und Handeln eine Form des Faschismus sehen: Jubelnde Massen, Verfolgung von Minderheiten, Gleichschaltung der Justiz und so weiter. Man soll später nicht sagen, wir hätten es nicht wissen können.

Otto Ackermann, Profasonweg 7, 9476 Fontnas