Über 30'000 Teilnehmende: Pfadi Alvier und Pfadi Oberrhi reisen demnächst ans Bundeslager | W&O

05.07.2022

Über 30'000 Teilnehmende: Pfadi Alvier und Pfadi Oberrhi reisen demnächst ans Bundeslager

Vom 23. Juli bis 6. August 2022 verwandelt sich das Hochtal Goms im Wallis zum grössten Pfadilager, das es in der Schweiz je gegeben hat. Rund 130 Kinder, Jugendliche und Leitende der Pfadiabteilungen Alvier und Oberrhi nehmen daran teil.

Von corinne.hanselmann
aktualisiert am 28.02.2023
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Regiopfingstlager 2018, Herbstlager Rapperswil 2019 oder Kantonslager 2012. Das grüne Pfadihemd von Sascha Jäger hat schon viel mitgemacht. Davon zeugen aufgedruckte Lagerlogos und angenähte Abzeichen von Kursen und ähnlichem. In rund zwei Wochen wird das Hemd mit «Flick» – so lautet Sascha Jägers Pfadiname – erneut auf Reise gehen: ins Bundeslager im Wallis. Der 24-Jährige ist in der Pfadi Alvier Buchs Stufenleiter der Wölfe, also der sechs- bis elfjährigen Pfadfinderinnen und Pfadfinder.
Wenn man am Samstagnachmittag mit den rund 30 Kindern etwas unternimmt und sieht, wie viel Freude sie bei den Pfadiaktivitäten haben, dann freut das auch mich.
So beschreibt «Flick» seine Hauptmotivation für das langjährige Engagement.

Für die meisten ist es das erste Bundeslager

Selber trat er der Pfadi als Sechs- oder Siebenjähriger bei und freute sich, am Samstag jeweils mit Gleichaltrigen im Wald zu spielen und Spannendes zu erleben. Seit 2016 ist er Leiter, durfte somit schon früh Verantwortung übernehmen. «Mit meiner Tätigkeit als Leiter kann ich nun auch etwas zurückgeben», sagt Sascha Jäger, der gerade die Passerelle absolviert und dann die Pädagogische Hochschule besuchen möchte. Nebst wöchentlichen Pfadinachmittagen organisiert die Pfadi Alvier dreimal jährlich ein Lager. An Pfingsten, im Sommer und im Herbst. Doch diesen Sommer steht etwas ganz Besonderes auf dem Programm: Das Bundeslager (Bula), das nur alle 14 Jahre stattfindet.
 Aufgedruckte Logos und aufgenähte Abzeichen auf dem Pfadihemd.
Aufgedruckte Logos und aufgenähte Abzeichen auf dem Pfadihemd.
Bild: Corinne Hanselmann
Für den Grossteil der 75 Kinder, Jugendlichen und Leitenden der Pfadi Alvier, die in die Region Goms reisen werden, ist es das erste Bula – so auch für «Flick».
Ich war 2008, als das letzte Bula stattgefunden hat, selber noch bei den Wölfen und hatte noch nicht den Mut, an diesem grossen Lager teilzunehmen. 2012 war ich aber beim Kantonalen Pfadilager in Zuckenriet dabei.
Grösstes Pfadilager, das es je gegeben hat Vom 23. Juli bis 6. August 2022 verwandelt sich das Hochtal Goms zum grössten Pfadilager, das es in der Schweiz je gegeben hat. Nur etwa alle 14 Jahre findet das gemeinsame Lager der Pfadibewegung Schweiz statt. In einem Bundeslager (Bula) dabei zu sein, ist deshalb ein Höhepunkt in jeder Pfadi-Karriere. Die rund 30'000 Teilnehmenden – das sind fast 10'000 mehr als bei der letzten Bula-Ausgabe – werden ein vielfältiges Lagerprogramm erleben. 300 Jugendliche reisen aus dem Ausland an. Über 5000 freiwillige Helfende stehen im Einsatz. Die Lagerleitung verfügt über ein Budget von 25 Millionen Franken. Die Pfadis schlagen ihre Zelte zwischen Geschinen und Obergesteln auf. Der Lagerplatz ist 120 Hektaren gross.

Die Jüngeren bleiben eine Woche, die Älteren zwei

800 Pfadiabteilungen aus der ganzen Schweiz werden am Bula teilnehmen. Es sei eigentlich «fast schon Pflicht», dass man mitmacht, so Sascha Jäger.
Es war für die Pfadi Alvier wohl schon seit 2008 klar, dass wir auch ans nächste Bula gehen werden.
Fünf bis sechs Jahre vor dem Termin steht jeweils fest, wo das Bula stattfindet. «Spätestens ab dann wird immer wieder darüber gesprochen. Zwei bis drei Jahre davor melden sich die Abteilungen dann auch schon an.» Die Kinder mussten sich vor einem Jahr definitiv fürs Lager anmelden. Auf die Frage, was das Besondere an solch grossen Lagern sei, sagt Sascha Jäger:
Dort sieht man, wie gross die Pfadi ist und wie viele Leute sie bewegt.
Nebst eigenen Aktivitäten wie Geländespielen innerhalb der Abteilung tauscht man sich am Bula auch mit Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus anderen Landesteilen und sogar aus dem Ausland aus. Zudem stehen auch Ausflüge und Wanderungen auf dem Programm und auf dem ganzen Lagergelände gibt es Posten mit Spielen und ähnlichem. Während die älteren Kinder die ganzen zwei Wochen im Goms bleiben, reisen die jüngeren «Wölfli» nach einer Woche wieder nach Hause.

Wer baut den besten Turm?

«Flick» zückt sein Smartphone und zeigt eine Landkarte. Von den Organisatoren erhielt die Pfadi Alvier bestimmte Parzellen zugeteilt, wo sie ab 20. Juli ihr Zeltdorf aufbauen darf, bis dann die Kinder und Jugendlichen am 23. und 24. Juli anreisen.
 Die Pfadiabteilungen erhielten bestimmte Parzellen zugeteilt.
Die Pfadiabteilungen erhielten bestimmte Parzellen zugeteilt.
Bild: Corinne Hanselmann
Nebst dem Sarasani – so nennt man in der Pfadi ein grosses Zelt aus Blachen, das als Aufenthalts- und Essbereich dient – werden Schlafzelte und ein Turm aufgebaut. «Warum ein Turm?», fragt die Journalistin. «Weil wir können», antwortet Sascha Jäger lachend.
Dort wird einerseits die Küche untergebracht, andererseits dient er als Rückzugsort für die Leitenden. Zudem läuft bei grossen Lagern immer eine Art Konkurrenzkampf, wer den grössten und besten Turm baut. Ich habe gehört, eine Abteilung will sogar ein Riesenrad bauen!
Aktuell halte sich die Vorfreude ehrlich gesagt noch etwas in Grenzen, gesteht «Flick». «Ich bin noch etwas im Planungsstress», sagt er und wirft einen Blick auf die To-Do-Liste im Materialschopf der Pfadi.
Aber ich bin überzeugt, sobald ich auf dem Lagerplatz bin und alles aufgebaut ist, freue ich mich ganz bestimmt.
 Eine Apotheke gehört auch ins Gepäck.
Eine Apotheke gehört auch ins Gepäck.
Bild: Corinne Hanselmann

Georgina ist eine Küchenkommode

«Waltraud ist schon in der Kiste», informiert Lukas Götti, Materialchef und Stufenleiter der Piostufe bei der Pfadi Oberrhi, die Abteilungsleiterin Celina Künzli.
Vielleicht können wir Georgina auch noch mitnehmen.
Beim Materiallager der Pfadi Oberrhi in Trübbach herrscht in diesen Tagen geschäftiges Treiben. Packen fürs Bundeslager (Bula) ist angesagt, denn die Paletten werden noch diese Woche abgeholt und ins Wallis transportiert.
 Lukas Götti «Dingo» und Celina Künzli «Ephra» freuen sich aufs Bundeslager.
Lukas Götti «Dingo» und Celina Künzli «Ephra» freuen sich aufs Bundeslager.
Bild: Corinne Hanselmann
«Das ist ein wenig wie Tetrisspielen in gross», sagt Celina Künzli, die in der Pfadi «Ephra» genannt wird und seit fünf Jahren Abteilungsleiterin ist. In den Kisten befinden sich mehrere Tonnen Material, unter anderem Zelte, Seile, Werkzeuge, Blachen, Stühle und Kücheneinrichtung – eben Waltraud, so nennen die Mitglieder der Pfadi Oberrhi nämlich ihren Kochherd, der bei Lagern zum Einsatz kommt. Georgina, die nur mitkommt, wenn genügend Platz bleibt, ist eine Küchenkommode.

Einen Monat Sommerferien im Bundeslager

Die Organisatoren des Bula sind auf die Hilfe vieler Freiwilliger angewiesen – vor, während und nach dem Lager. Deshalb reisen Celina Künzli und Lukas Götti sowie zwei weitere Leitende der Pfadi Oberrhi bereits in wenigen Tagen ins Wallis. Sie unterstützen die Organisatoren beim Aufbau und bleiben nach dem zweiwöchigen Lager noch eine weitere Woche für den Abbau. «Wir bleiben einen ganzen Monat im Wallis», so die Abteilungsleiterin, die in Ausbildung zur Physiotherapeutin ist.
Das sind meine Sommerferien!

53 Teilnehmende aus der Region Wartau und Sargans

Total nehmen 53 Kinder, Jugendliche und Leitende der Pfadi Oberrhi am diesjährigen Bula teil. Nur zwei davon waren schon einmal in einem Bula. Celina Künzli und Lukas Götti, die beide 23 Jahre alt sind, waren bei der letzten Ausgabe 2008 noch nicht dabei. Ihr grösstes Lager war das Kantonallager vor zehn Jahren. «Ich freue mich darauf zu sehen, wie aus dem Nichts so etwas Gigantisches entstehen kann und dann wieder verschwindet», sagt Lukas Götti alias «Dingo» und spricht damit die riesige Zeltstadt der rund 30'000 Teilnehmenden an, die in der Region Goms in den kommenden Wochen entstehen wird.
 Mehrere Tonnen Material nimmt die Pfadi Oberrhi mit.
Mehrere Tonnen Material nimmt die Pfadi Oberrhi mit.
Bild: Corinne Hanselmann
«Und ich freue mich darauf, ganz viele Leute wieder zu sehen, die ich irgendwann einmal in Pfadi-Kursen oder -Lagern kennengelernt, aber schon ewig nicht mehr gesehen habe. Aber auch darauf, neue Leute kennenzulernen, die in der Pfadi aktiv sind», so «Ephra», die seit bald 17 Jahren bei der Pfadi ist.

Gemeinsame Interessen und ähnliche Einstellung

Celina Künzli:
Ich glaube, wenn man schon so lange bei der Pfadi ist und als Leitungsperson ins Bula geht, ist man ziemlich engagiert und die Pfadi macht einen grossen Teil des Lebens aus. Darum hat man einen grossen Interessenbereich, den man mit den anderen Leuten auf dem Platz gemeinsam hat. Das macht es ziemlich einfach, neue Leute kennenzulernen und Gesprächsstoff zu finden.
Obwohl sie sich aktuell noch nicht so richtig vorstellen kann, wie das Bula wird, ist die Vorfreude deutlich spürbar.