Seit dem Jahr 1966 begleitete die Wellensittichzucht als Hobby das Leben des 79-jährigen Sevelers Hans Ruosch, der in Trübbach wohnt.
Kurz nach der Heirat startete er seine Zucht in einem freien Zimmer in der Wohnung. In den Jahren darauf folgten zig Besuche bei anderen Vogelzüchtern und mehrere siegreiche Teilnahmen an Vogelschauen in der Schweiz. Zwischenzeitlich beschäftigten ihn drei umständliche Umzüge mit «locker 300» Vögeln und Zubehör und die Gründung von insgesamt drei Vogelvereinen. In einem davon ist er heute, nach fast 33-jährigem Bestehen, noch immer als Ehrenpräsident tätig.
Nun muss er wegen wechselnden privaten Umständen sein Hobby langsam aber sicher aufgeben.
Mit neuem Wissen im Gepäck ging es dann zurück nach Hause, wo er sein Know-how anwandte und in Kursen an andere Vogelzüchter weitergab.
Trotz mehreren Klassensiegen fühlte sich der Seveler, wie er sagt, an Schauen nie richtig sicher: «Vor einer Schau weiss man nie, wie sich die anderen Zuchten der Kontrahenten entwickelt haben.» Umso grösser sei die Überraschung bei einer Rangverlesung im Jahr 1983 gewesen, als er nebst dem besten Vogel in 13 weiteren Klassen Pokale abgestaubt hat. Das sagenhafte Ergebnis blieb dabei auch von der Zeitung nicht unbemerkt. Er lacht und sagt:
Mit dem letzten Erfolg und wegen wechselnden familiären Zuständen sei es nun an der Zeit, allmählich mit der Zucht aufzuhören. «Nur noch ein paar wenige ‹Vögeli› will ich halten.» Zuletzt kehrt Ruhe im Gespräch ein. Ruosch kehrt in sich ein und sagt:
«Die Alten» haben einem nichts gesagt
«Als kleiner Bub in der Schule hatte ich bereits einen Wellensittich, aber erst nach der Heirat und als wir noch ein Zimmer frei hatten, hat mich das Vogelfieber wieder ‹gestochen›», sagt Hans Ruosch mit einem Lachen. Danach dauerte es weniger als ein Jahr und schon stand Ruosch mit seinen ersten Tieren an einer Vogelschau. Der Anfang in der Zucht war schwer. Wissen über die Vererbungslehre der Wellensittiche sei rares Gut gewesen. Dass «die Alten nichts sagen wollten», so nennt Ruosch die damals alten Züchter, war für ihn alles andere als hilfreich. «Ich musste mir alles selbst zusammensuchen.» So reiste er in den folgenden Jahren zu anderen Züchtern, kaufte oder tauschte dort geeignete Tiere für die eigene Zucht, holte sich Tipps und knüpfte Kontakte. Ruosch erinnert sich: «In den 80er-Jahren war ich bestimmt an die zehn Mal in England», welches die Geburtsstätte der Wellensittichzucht sei. Aber auch in der Schweiz sei er auf gute Züchter gestossen.Mit dem Papst auf einer Seite im «Blick»
«Ich habe an jeder grossen Schau in der Schweiz teilgenommen», sagt der erfahrene Vogelzüchter. Der Erfolg blieb dabei nicht aus: Vier Mal hat er an der jährlichen internationalen Vogelschau in den 80er-Jahren den besten Vogel mitgebracht. Im Jahr 1991 siegte er an der Weltmeisterschaft in Bern. Dabei solle man sich vorstellen:An den grössten Schauen waren 900 bis 1200 Tiere dabei.
Da war ich mit meinem Vogel und nebenan der Papst im Blick.«Selbst in den besten Zeiten, als ich nach einer Schau 30 bis 40 Vögel verkaufte, reichte das gerade einmal, um das Futter zu zahlen», sagt Ruosch lächelnd. Während all den Jahren sei bei der Zucht des «Wundervogels» nie das Geld im Vordergrund gestanden – «Für mich ist die Stunde bei den Vögeln völlige Ruhe», betont er. Und das ständige Zwitschern der Wellensittiche? Ruosch lacht:
Das ist Musik in meinen Ohren
Die Zeit ist gekommen, um aufzuhören
Seither ist viel Zeit vergangen und sein Vogelbestand ist mittlerweile von mehreren Hundert auf 60 Tiere gesunken. Bereits vor zwei Jahren habe er ans Aufhören gedacht, aber: «Meine Frau hat mich aber nicht gelassen.» So setzte er sich zum letzten Zuchtziel, zwei spezielle Wellensitticharten zu züchten, den Albino und ein Wellensittich mit violettem Gefieder, was er bis dato erreichte.Es war das Hobby meines Lebens.