Die Vorgeschichte ist schnell erzählt: Ein 38-Jähriger ist am vergangenen Sonntag in eine Karstspalte gefallen und verstorben. Der Mann war mit Schneeschuhen ausgestattet unterhalb des westlichsten Churfirsten unterwegs.
In diesem Gebiet – rund um den Bergspitz Selun – kam es schon vor einem Jahr zu einem tödlichen Unfall, bei dem ebenfalls ein Schneeschuhläufer verunglückte.
Wenige Unfälle dieser Art im ganzen Kanton
Drei seien im Winter passiert. Wobei zwei der Fälle eben jene der letzten zwei Jahre sind. Beim dritten Fall handelte es sich um einen Skitourengänger, der in ein Karstloch gerutscht war. Der Mann wurde gerettet und kam mit dem Schrecken davon.
Ein vierter Fall geschah im Sommer. Hierbei rutschte ein Wanderer ebenfalls in ein Karstloch. Der Mann wurde dabei verletzt. Anderhalden betont:
«Die grösste Gefahr beim Wandern in Karstgebirgen ist, wenn es eine dünne Schneeschicht auf den Löchern hat.»
Wenig Schnee wird zum Problem
Gleich im nächsten Abschnitt spricht man über die klassischen Karstgebiete in der Schweiz. Dazu zählen natürlich auch die Churfirsten im Toggenburg.
Interessanterweise vergleicht der SAC den Sturz in ein Karstloch mit dem Sturz in eine Gletscherspalte. Der Unterschied ist einzig, «dass man auf einem verschneiten Gletscher angeseilt geht».
Warum seilt man sich bei Wanderungen und Schneeschuhtouren im Karst nicht genau so an? Stefan Frei, Jonschwiler Gemeindepräsident und Präsident des Vereins St.Galler Wanderwege, sagt dazu: «Grundsätzlich nützt das Anseilen nur dann etwas, wenn man eine entsprechende Ausbildung gemacht hat.»
Im Winter nie allein im Gebirge unterwegs sein
Es sei auch eine neue Situation, dass es im Winter derart wenig Schnee habe. Die Karstlöcher werden vom wenigen Schnee aber trotzdem zugedeckt, sodass man sie nicht sieht.
Zum Beispiel bei Silberen in den Glarner Alpen hat es extrem viele Karstlöcher.
Auch sonst sei das Karstgebiet dort verbreitet, wo das Kalkgestein vorherrscht, wie zum Beispiel das Alpsteinmassiv rund um den Säntis. «Ein Karstgebiet entsteht, weil Wasser sich in Millionen von Jahren durch das poröse Gestein frisst und so diese Löcher bildet», erklärt Frei.
Zudem seien es sich die meisten Schneeschuhläufer nicht gewohnt, dass es solche Löcher gibt. Die Bergwanderrouten sind angeschrieben und im Sommer folgt es sich dem Weg leicht. «Doch im Winter, wenn der Weg nicht sichtbar ist, vergessen viele Schneeschuhwanderer wie viele Karstlöcher es gibt.
Man muss den ganzen Winter verstehen und nicht einfach die Wetterprognose des Folgetags», sagt Frei.
Doch was macht man, wenn es schon zum Sturz in ein Karstloch gekommen ist? Wenn das Handy funktioniert, dann sollte man damit um Hilfe rufen, erklärt Frei.
In einem zweiten Schritt geht es darum, aus dem Loch zu klettern. Dabei ist die Form des Loches entscheidend. Wenn das Karstloch eine V-Form hat, dann ist es einfacher herauszuklettern, als wenn die Wände senkrecht sind.
Aber das sollte nur unternommen werden, wenn man nicht zu schwer verletzt ist und Erfahrung im Klettern hat. Ansonsten sei die Gefahr gross, sich weitere Verletzungen zuzufügen. Wenn es Menschen in der Nähe habe, dann um Hilfe rufen. Frei sagt:
Doch fast am wichtigsten ist es, zu Hause zu sagen, wohin man geht und wie lange man weg ist.
Für den Vereinspräsidenten gebe es eine Regel, die oberste Priorität habe: Im Winter nie allein ins Karstgebiet wandern gehen.
Wo melde ich mich bei einem Unfall im Alpgebiet?
Wer in der Ostschweiz im Alpstein verunfallt, der meldet sich am besten bei der Alpine Rettung Ostschweiz (ARO). Dieser Regionalverein schliesst die Kantone St.Gallen, Thurgau, Schaffhausen, Zürich, Liechtenstein und den östlichen Teil des Aargaus mit ein. Die Rettungsstationen des Vereins befinden sich auf der Schwägalp, in Appenzell Innerrhoden, Wildhaus, Sax, Pizol und Vaduz. Hinzu kommt die Schutz & Rettung Zürich. Weitere Informationen finden Sie unter www.alpinerettung.ch.