Der Krieg in der Ukraine treibt die Menschen aktuell in Scharen aus ihrem Land. Mehr als eine Million Menschen haben die Ukraine bereits verlassen. Die Europäische Union rechnet im Extremfall mit bis zu sieben Millionen Flüchtlingen.
In der Schweiz werden rund 10000 bis 20000 Flüchtlinge erwartet, wie die Direktorin der Schweizerischen Flüchtlingshilfe, Miriam Behrens, am Donnerstag vor den Medien sagte.
Private Unterkünfte für schutzbedürftige Familien
Die Solidarität mit den Kriegsvertriebenen ist auch in der Region bisher gross, wie Berichte im W&O über Hilfsprojekte zeigen. Tatendrang und Bedürfnis nach Hilfeleistung sind ungebrochen. Martin Tschirren aus Montlingen und seine Partnerin Sabrina Lüchinger haben aufgrund der Ereignisse in der Ukraine spontan ein Hilfsprojekt auf die Beine gestellt. Sie koordinieren die Aufnahme von schutzbedürftigen ukrainischen Familien in private Haushalte an der Schweizer Grenze zu Österreich. «Die Menschen, die derzeit an den Grenzübergängen im Rheintal ankommen, sind traumatisiert, apathisch und teils in schlimmen Zuständen. Das geht mir sehr nahe. Deshalb haben ich und meine Partnerin uns am Mittwoch entschieden, aktiv zu werden», sagt er auf Anfrage des W&O.Freiwillig und ohne Vergütung
«Wir suchen Personen, die bereit sind, den schutzbedürftigen Familien vorübergehend ein Obdach zu gewähren. Wer über eine Einliegerwohnung, eine Ferienwohnung, Ferienhaus oder genügend Wohnraum verfügt, der nicht genutzt wird, kann sich bei uns melden.» Eine Privatperson kann ukrainische Staatsangehörige freiwillig und ohne Vergütung bei sich zu Hause aufnehmen, sofern die Unterbringung kostenlos ist. Wenn die Person gegen Bezahlung beherbergt wird, muss ihre Ankunft bei der örtlichen Polizei gemeldet werden.«Fast stündlich haben uns Menschen angerufen»
Am Mittwoch haben Martin Tschirren und Sabrina Lüchinger via WhatsApp einen Aufruf an 500 Freunde und Bekannte geschickt und ihre Idee mit einer Website im Internet und in den sozialen Kanälen bekannt gemacht. Schon kurze Zeit später wurden die beiden von einer Welle der Solidarität erfasst.Fast stündlich haben uns Menschen aus der ganzen Ostschweiz und sogar aus dem süddeutschen Raum angerufen, die Wohnraum zur Verfügung stellen möchten.So habe man bis Stand Donnerstag bereits rund 15 bis 20 Unterkünfte für über 50 Personen angeboten bekommen. Die Suche nach weiteren Unterkünften läuft ohne Unterbruch. «Die Situation ist zwar noch nicht akut, aber das kann sich rasch ändern, wenn der Krieg in dieser Weise weitergeht. Wie viele Unterkünfte es letztlich brauchen wird, ist schwer abzuschätzen, da braucht es ein hohes Mass an Flexibilität. Wir gehen in der Planung präventiv vom schlechtesten Fall aus und sind darum um jede weitere Unterstützung froh. Es geht nun primär ganz einfach darum, schnell und unkompliziert diesen Familien zu helfen und ihnen hier ein Obdach zu gewähren.»