Unvermeidbares Szenario bei den Bäckereien: Der Brotpreis wird wohl steigen | W&O

01.11.2022

Unvermeidbares Szenario bei den Bäckereien: Der Brotpreis wird wohl steigen

Die lokalen Bäckereien haben dieses Jahr mit Mehrkosten zu kämpfen. Doch diese an die Kunden abzuwälzen, fällt ihnen nicht leicht. Preisanpassungen sollte es erst geben, wenn es nicht mehr anders geht.

Von robert.kucera
aktualisiert am 28.02.2023
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Das Bäcker-Handwerk hat in der Schweiz Tradition und glänzt durch Produktvielfalt. Mit dem Aufkommen der Supermärkte gerieten die Dorfbäckereien zwar unter Druck, doch sie zeigten Stärke. Keine Krise hat die Hersteller von Broten in die Knie zwingen können. Jedoch stellt der russische Angriffskrieg in der Ukraine eine neue Herausforderung für das Gewerbe dar. In der Region sehen sich die Bäckereien mit gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen konfrontiert. Es wäre ein Leichtes, nun ebenso die Preise zu erhöhen. Nach einer Begründung müsse man nicht mal suchen. Doch man tut sich schwer damit. In zwei Beispielen aus dem Werdenberg lautet die Devise: Abwarten. Der dritte befragte Bäcker aus der Region kommt aber nicht um eine Preiserhöhung herum.

Gestiegene Preise mit Leistung rechtfertigen

Wie Daniela Berther, Mitglied der Geschäftsleitung Bäckerei Frick in Buchs, berichtet, haben die Preisaufschläge in diesem Jahr massiv zugenommen. Sie sagt:
Laufend treffen Briefe von Lieferanten ein, welche auf Preiserhöhungen hinweisen.
Nun kommt eine Komponente dazu: Ab dem 1. November wird gemäss dem DSM-Branchenverband Schweizerischer Müller das Getreide 13 bis 16 Prozent teurer. Daher wird wahrscheinlich auch die Bäckerei Frick gezwungen sein die Preise anzupassen.
 Die Herstellungskosten für den Zopf steigen weiter – jedoch wollen die Bäckereien der Region mit Preisaufschlägen für Kunden zuwarten.
Die Herstellungskosten für den Zopf steigen weiter – jedoch wollen die Bäckereien der Region mit Preisaufschlägen für Kunden zuwarten.
Bild: Robert Kucera
Welche Produkte davon betroffen sind, werde die Bäckerei Frick erst einmal klären müssen. Denn in einem Schnellschuss jetzt die Preise zu erhöhen, kommt nicht in Frage. Je nachdem, wie sich die Wirtschaftslage entwickelt, werde dann ein Entscheid gefällt. «Doch wir werden die gestiegenen Preise mit Leistung rechtfertigen», sagt Berther in bestimmten Ton. So können sich Rechnungsbeträge der Lieferanten oder Preise der Endprodukte im Laden ändern – doch eines bleibt bestehen: Der Anspruch, für Top-Qualität zu sorgen.

Eröffnung der neuen Filiale ist ein Segen

«Im März gab es bereits den letzten Preisaufschlag. Dieses Jahr gehen wir mit den Preisen sicher nicht mehr rauf», wehrt sich Jean Claude Herrmann, Inhaber der Dorfbäckerei Herrmann AG mit Filiale in Trübbach gegen die nächste Anpassung. Doch ihm ist bewusst:
Die gestiegenen Kosten selber zu tragen ist nur bis zu einem gewissen Punkt möglich.
Diesen Punkt will er ins nächste Jahr hinauszögern. Er wartet die Wirtschaftslage ab und nennt ein Beispiel, welchen Weg die Dorfbäckerei Herrmann geht. «Wir haben gerade Bescheid erhalten, dass der Strompreis um das 2,5 fache steigen wird. Doch mit mehr Effizienz und Einsparungen ist unser Stromverbrauch immerhin um 13 Prozent tiefer als im Vorjahr.» In einem Punkt komme eine Aufwandsminderung aber nicht in Frage.
Wir wollen die 30 Mitarbeitenden unbedingt halten. Mein Plan ist: Weiterhin feines Brot mit den gleichen Leuten herstellen.
Sehr gelegen kommt Jean Claude Herrmann nun die Neueröffnung der Filiale in Mauren am 17. November. Wie er vernommen hat, freue man sich dort schon riesig auf jenen Tag.
 Am Stromverbrauch aber nicht beim Personal sparen: So das Motto von Jean Claude Herrmann, Inhaber Dorfbäckerei Herrmann.
Am Stromverbrauch aber nicht beim Personal sparen: So das Motto von Jean Claude Herrmann, Inhaber Dorfbäckerei Herrmann.
Bild: Robert Kucera
Mit überschaubarem Mehraufwand werde nun eine zusätzliche Filiale bedient. Die Produktionskosten werden künftig um eine Ladenfläche mehr aufgeteilt. In diesen schwierigen Zeiten ein Glücksfall für die Buchhaltung der Bäckerei. Zumal man den neuen Standort beim Ertrag spüren werde. Deshalb drängt Herrmann darauf, am Wunschtag zu eröffnen. «Denn das Weihnachtsgeschäft in Mauren möchten wir unbedingt noch mitnehmen.»

Draufzahlen ist keine Option

Die Kunden grosser Bäckereien werden (vorerst) ihr täglich Brot noch zum selben Preis erstehen können.
 Als Ein-Mann-Betrieb im Nachteil: Markus Wanger, Naturbäckerei in Frümsen.
Als Ein-Mann-Betrieb im Nachteil: Markus Wanger, Naturbäckerei in Frümsen.
Bild: Robert Kucera
«Als Ein-Mann-Betrieb habe ich aber nicht dieselben Möglichkeiten», hält Markus Wanger von der Naturbäckerei Frümsen fest, dass er die höheren Kosten für Rohmaterial und Energie auf die Kundschaft abwälzen müsse:
Die höheren Preise müssen einfach sein. Sonst zahle ich noch drauf.
Steigen die Kosten abermals und goutiert die Kundschaft dann seine Preisanpassung nicht, ist für Wanger klar, wohin es führt: «Dann muss ich mir die Frage stellen, ob es überhaupt noch Sinn macht, so früh aufzustehen.» Da helfe auch die Freude nicht mehr, ein gutes Produkt herstellen zu dürfen. Doch bis dato hat er Glück: «Die Kundschaft ist so zufrieden mit den hochwertigen Broten, dass sie für gute Qualität gerne mehr bezahlt.»