Viele Unternehmen machen derzeit spezielle Angebote extra für den Veganuary. Sie animieren Menschen dazu, sich im Januar einen Monat lang vegan zu ernähren. Deutlich länger, nämlich bereits seit 14 beziehungsweise 10 Jahren, ernähren sich Ben Graf aus Schaan und Regina Allemann aus Buchs vegan.
Beide sind in der veganen Bewegung RheinVegan im Raum Rheintal, Werdenberg und Liechtenstein aktiv. Einmal monatlich treffen sie sich mit weiteren Interessierten zu einem veganen Stammtisch.
Stammtisch RheinVegan
Jeweils am letzten Wochenende des Monats findet ein veganer Stammtisch statt. Es darf jede und jeder teilnehmen, meist sind es zwischen 6 und 15 Personen. Gerne werden auch Fragen beantwortet zum Thema Veganismus.
Am Samstag, 28. Januar, treffen sich Interessierte zu einem indischen Abendessen im Schlössle Mahal in Vaduz. Anmelden kann man sich unter www.rheinvegan.ch.
Vegan einzukaufen ist sehr einfach geworden, sind sich Ben Graf und Regina Allemann einig. «Wenn ich mir überlege, was es vor zehn Jahren in den Geschäften gab und was es heute gibt, ist das ein grosser Sprung», so die Veganerin.
Aus ethischen Gründen zum Veganer geworden
Ben Graf ist vor rund 14 Jahren aus ethischen Gründen Veganer geworden, wie der 35-Jährige gegenüber dem W&O erzählt.Ich habe ein Video gesehen von männlichen Küken, die vergast wurden, weil man sie in der Eierproduktion nicht brauchen konnte. Das fand ich furchtbar.Weil sein jüngerer Bruder und seine Mutter bereits vegan lebten und Ben Graf regelmässig entsprechende Menüs probieren durfte, fiel ihm die Umstellung leicht. «Das vegane Essen hat mir gut geschmeckt. Ich habe von einem Tag auf den anderen komplett umgestellt, obwohl ich früher viel Fleisch ass.» Als er noch auf dem Bau tätig war, habe er schon mal einen blöden Spruch gehört, als er einen Smoothie trank und nicht wie die anderen ein Fleischkäsebrot ass. «Am Ende wollte aber jeder einen Smoothie haben, weil er so lecker war», erzählt er schmunzelnd. Heute ist Ben Graf selbstständig im Bereich Sicherheitstechnik und zudem noch bei einem Internetanbieter angestellt.
Schmerzen verschwanden nach der Umstellung
Bei Regina Allemann waren es gesundheitliche Gründe, die sie dazu bewogen, die Ernährung auf vegan umzustellen. «Ich war sehr sportlich und bin viel gelaufen, bis sich im Knie eine Arthritis entwickelte», erzählt die 38-Jährige. Sie hatte sich zuvor Low Carb ernährt und ass viel Poulet und Hüttenkäse. «Ich habe die Entzündung im Knie einfach nicht wegbekommen. Die Ärzte konnten mir nicht helfen. 2,5 Jahre lang hatte ich ein geschwollenes Knie», erinnert sie sich. Im Internet machte sie sich selber auf Ursachensuche und entschied, die Ernährung umzustellen. «In einem ersten Schritt habe ich Milchprodukte weggelassen. Dann auch Fleisch. Nach drei Monaten war meine Arthritis weg.» Das Knie ist abgeheilt, Sport ist wieder möglich.Seitdem bin ich felsenfest davon überzeugt, dass die vegane Ernährung einen grossen Einfluss hat auf unsere Gesundheit.Sie freute sich über ihren Erfolg und blieb Veganerin.
Produktepaletten sind gross geworden
Nicht nur beim Essen verzichten die beiden auf tierische Bestandteile. «Ich kaufe zum Beispiel keine Lederschuhe, verzichte auf Wolle und verwende kein Duschmittel mit Honig», erklärt Ben Graf. Regina Allemann ergänzt: «Ich achte bei meinen Winterjacken darauf, dass sie vegan gefüttert sind.»Die Produktepaletten der Grossverteiler sind riesig, heute bekommt man fast alles vegan.Früher habe man vieles nur in Reformhäusern erhalten und dabei ziemlich viel Geld liegen lassen, ergänzt Ben Graf.
Nur wenige Restaurants bieten vegane Speisen an
Hier in der Region, insbesondere auf der Schweizer Seite des Rheins, sei es aber in Sachen Restaurants noch immer schwierig. Viele haben kein veganes Menü auf ihrer Karte. Für den Stammtisch von RheinVegan fragen Ben Graf und Regina Allemann manchmal Lokale an, ob sie etwas Veganes anbieten. Meistens seien die Restaurantbetreiber sehr zuvorkommend. «Ab und zu habe ich sogar das Gefühl, der Koch freut sich, mal etwas Neues zu kochen und nicht immer nur Schnitzel und Pommes», sagt Ben Graf und lacht. Auf der Webseite von RheinVegan sind einige Restaurants aus der Region aufgeführt, die einen Teil ihrer Karte vegan anbieten. Warum nicht mehr Lokale Veganes anbieten, können sich Graf und Allemann nicht erklären. «Die Nachfrage ist ganz sicher da.»Veganer ernähren sich nicht automatisch gesund
Sich im Rahmen des Aktionsmonats Veganuary zum Ausprobieren vegan zu ernähren, finden die beiden grundsätzlich sinnvoll. Jedoch mit Vorbehalt: «Wenn man einen Monat lang nur vegane Fertigprodukte isst, macht es natürlich keinen Sinn», so Regina Allemann. Dann fühle man sich bestimmt nicht besser nach diesem Monat. Viel mehr sollte man sich vielleicht damit auseinandersetzen, was man bis jetzt konsumierte und ob man sich vermehrt pflanzlicher ernähren könnte, wenn man selber ausgewogen kocht ohne Fleisch. Für Ben Graf ist auch der Aspekt interessant, dass man beim Ausprobieren das Bewusstsein schärft.Wenn man vegan einkaufen will, liest man im Laden häufig die Zutatenliste von Produkten und fragt sich, warum so häufig Ei oder Milchpulver enthalten ist.Wer sich vegan ernährt, ernähre sich nicht automatisch gesund – darüber sind sich die beiden einig. «Ein Veganer kann sich genauso gesundheitlich schädlich ernähren wie ein Fleischesser. Gerade in den vielen Fleischersatzprodukten, die mehr und mehr aufgekommen sind, sind etliche Stoffe enthalten, die nicht in den Körper gehören», so Regina Allemann. Auch die vegane Ernährung müsse ausgewogen sein und möglichst ohne Fertigprodukte.
Der Fokus sollte vermehrt darauf liegen, selber zu kochen. Frische Küche mit regionalen Produkten – das ist gesund.
Vegane Ernährung kann vielseitig sein
Die 38-Jährige beschäftigt sich auch im beruflichen Alltag mit der veganen Ernährungsweise. Sie ist Naturheilpraktikerin und bietet unter anderem vegane Ernährungsberatung an. «Ich selber ernähre mich viel vielseitiger, seit ich vegan bin. Früher als Fleischesser gab es häufig eine Sorte Nudeln mit einer Sorte Fleisch und eine Sauce.»Seit ich Veganerin bin, habe ich Buchweizen, Quinoa, Amaranth und viele Gemüseaufläufe entdeckt – traumhaft!»Ben Graf: «Ich beobachte immer wieder, dass die eigene Küche reaktiviert wird, wenn jemand vegan wird. Es macht grossen Spass, Menüs ‹veganisiert› zu kochen, die man früher ‹normal› gekocht hat.» Ab und zu organisiert RheinVegan einen Potluck-Event. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer bringt etwas Selbstgemachtes mit, das mit allen geteilt wird. «Was die Leute da alles mitbringen, ist mega schön. Da spürt man, dass sie grosse Freude haben beim Kochen und Backen», erzählt Ben Graf begeistert.