Die Veranstaltung, bei der sich alles um das Thema psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen drehte, wurde von der Gemeinde- und Kantonsrätin Kathrin Schulthess aus Grabs initiiert.
Die Nationalratskandidatin ist eine ausgewiesene Kennerin des Gesundheitssystems, da sie langjährige Berufserfahrung in diesem Bereich mitbringt.
Es ist ihr gelungen, eine hochkarätige Auswahl an Referierenden zu gewinnen. Für die Referate und das Podiumsgespräch waren Stephan Kupferschmid, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Michael Rimle, Leiter der beruflichen Integration der IV-Stelle St. Gallen, Angela Brucher, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, und Suzanne Erb, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, KJPD St. Gallen, anwesend.
Unter den Teilnehmenden waren viele Fachpersonen, die in vom Thema betroffenen Fachbereichen arbeiten.
Anstieg an psychischen Erkrankungen
Wie es im Rahmen der Fachtagung hiess, ist das Thema erst seit ein paar Jahren im Fokus der St. Galler Politik, denn der Anstieg bei den IV-Neurenten sei signifikant angestiegen, wobei vor allem Mädchen vom Anstieg an psychischen Erkrankungen betroffen seien.
Dort, wo jedoch eine IV-Eingliederung nicht oder noch nicht möglich ist, seien Therapieplätze und Jugendpsychiatrien die Angebote, um die Betroffenen aufzufangen und zu behandeln.
Mit dem Anstieg der psychischen Erkrankungen wurden gemäss Aussagen der Experten die Angebote ausgeweitet und neue geschaffen, es fehle jedoch an stationären Psychiatrie- und Therapieplätzen sowie Sensibilisierung und Prävention, was die Situation weiter verschärfe.
Die Situation ist prekär und komplex
Damit die «Generation Krise» gemäss Stephan Kupferschmid besser verstanden wird, sei es wichtig, die Pubertät und Adoleszenz neuronal zu verstehen, also auch gesellschaftlich zu begreifen, warum die Gehirne und damit verbunden die Psyche der Jugendlichen so vulnerabel ist.
Infolge könne die Gesundheitsversorgung auf diese Situation reagieren und auf die biopsychologischen Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Jugendlichen eingehen.
Dabei spiele vor allem die Verdichtung und Parallelität von Krisen wie Kriege, Klimaerwärmung und Pandemien eine grosse Rolle, die bei Jugendlichen vermehrt zu Ängsten und Hoffnungslosigkeit führen.
Ob wohl die Wohlstandsverwahrlosung auch eine Rolle spiele? Oder die Leistungsgesellschaft und die Reizüberflutung durch die allgegenwärtigen Medien?
Die Situation sei prekär und so komplex, dass kaum gewagt werde, Thesen oder Prognosen aufzustellen.
Viele Initiativen zu Psychischer Gesundheit
«Hikikomori» kommt aus dem Japanischen, bedeutet «stille Epidemie» und bezieht sich auf soziale Isolierung und Rückzug aus der Gesellschaft. Damit einher geht eine hohe Komorbidität mit psychiatrischen Erkrankungen.
Gemäss Angela Brucher passe dieses Bild auch auf unsere Situation, denn es zeige sich, dass es sich eigentlich um ein globales Gesundheitsproblem handle.
Es stimme hoffnungsvoll, dass aktuell viele Initiativen zum Thema Psychische Gesundheit entstehen und das Thema mehr im Gespräch ist.
Sensibilisierung ist laut den Experten eine gesellschaftliche Aufgabe, Massnahmen müssen politisch entstehen.
Hier gebe es jedoch das Problem des Fachkräftemangels, der so schnell nicht behoben werden könne. Was bleibt also übrig neben Sensibilisierung, IV-Integrationsmassnahmen für Jugendliche und die Einweisung/Pathologisierung in einer Psychiatrie?
Prävention auf Gemeindeebene, Psychoedukation, Rolle der Eltern, weniger Leistungsorientierung, weniger Medienkonsum und mehr Freunde.