Es geht geschäftig zu und her im Raum. Ein wenig riecht es nach Leder und Kleber. Die Werkstatt und das Kundenabteil sind teilweise durch eine gepanzerte Glasscheibe getrennt. Früher war hier halt mal ein Bankschalter. Diesen Sicherheitsabstand haben Schnyders nicht nötig. Tanja erkundigt sich freundlich nach den Wünschen des Besuchers. Und Bernhard Schnyder, an der Schleifmaschine beschäftigt, winkt kurz zu.
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Auf einem Tisch reihen sich etliche Schuhpaare aneinander. Sie sind repariert und werden abgeholt oder per Post versandt. Pro Jahr sind das über 2000 Pakete. Auf einem Gestell sind neue Modelle eines renommierten Wanderschuhproduzenten ausgestellt. Das sind auch die Spezialitäten von Schnyders: Beratung, Verkauf und Reparaturen von Arbeits-, Berg- und Wanderschuhen.
Es gibt beim Schuhservice in Stein aber auch Weidschellen mit den passenden Lederriemen zu kaufen. Das Leder wird von Bernhard Schnyder zum zweckmässigen Schellenriemen angefertigt. Das Paar ist sehr zufrieden mit dem Geschäftsgang. Nicht selten müssen gar Überstunden geleistet werden, um allen Wünschen gerecht zu werden.
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Im Jahr 2018 überraschte Schnyder seine Frau mit dem Entscheid, die Landwirtschaft aufzugeben. Hauptgrund dafür war die ständig steigende Zahl an Aufträgen in der Schuhmacherei. Ob Sommer oder Winter, Bernhard Schnyder war oft nachts mit Arbeit auf dem Bauernhof beschäftigt. Heute sind Schnyders froh, diesen Schritt gemacht zu haben.
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Die Auftragsbücher sind nach wie vor voll beim Schuhservice Schnyder. Aus der ganzen Schweiz kommen Pakete per Post mit Schuhen zur Reparatur. Absender sind oft Schuhgeschäfte; es kommen aber auch Aufträge von Privatkunden. Schnyders begründen die hohe Nachfrage mit der Vertretung für eine angesehene Schuhmarke. Aber auch mit der Arbeitsqualität. Tanja Schnyder sagt:
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Am meisten gefragt sind Sohlen aus Gummi, selten Leder, und ab und zu will ein Kunde genagelte Schuhe. Der Betrieb läuft, und die Tage sind ausgefüllt für Schnyders. Aber sie schauen offen in die Zukunft. «Ideen haben wir schon, und wer weiss, was sich in unserem Leben noch tut.»
Knappe Betriebsgrösse
Bernhard Schnyder wuchs unweit des Dorfes Stein auf. Schon im Schulalter war für ihn klar, dass er einst den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb übernehmen würde. Folglich hängte er nach der Schreinerlehre die Zweitausbildung Landwirt an. Bernhard half auf dem Heimbetrieb mit und ging verschiedenen Nebenerwerben nach. Im Jahr 2010 übernahmen Bernhard und seine aus Österreich stammende Ehefrau Tanja den Betrieb. Er sagt:15 Hektaren Fläche ist einfach etwas knapp im Berggebiet. Ich musste gezwungenermassen einem Zweiterwerb nachgehen.Milchwirtschaft war zu Hause die Betriebsrichtung, und die Kühe wurden über den Sommer bei einem Berufskollegen in Stein gealpt.
Lösungen gesucht
Mit der Zeit wurde Schnyders die Arbeit aber zu viel. Man wechselte auf Aufzuchttiere. «Das war grundsätzlich eine Erleichterung. Aber öfter kamen Jungtiere auf den Betrieb, die richtig wild waren, was wiederum nervenaufreibende Mehrarbeit bedeutete», sagt Bernhard Schnyder. Der Wechsel zu F1-Kälbermast lohnte sich am Anfang. Doch nach zwei Jahren sanken die Einkünfte: Der Markt war gesättigt.Vom Bauer zum Schuhmacher
Die Schuhmacherlaufbahn von Schnyders begann im Jahr 2010. Tanja Schnyder hatte das Zeitungsinserat «Schuhmacherwerkstatt zu übergeben» gelesen. Ihr Mann lachte darüber. Aber nach einigen Schnuppertagen beim betreffenden Schuhmacher Schafferer in Grabs fand er Gefallen an dieser Arbeit. Das Inventar wurde gekauft und der Kundenstamm übernommen. Arbeit gab es in Hülle und Fülle; fast zu viel. Und der Arbeitsweg vom Toggenburg ins Rheintal kam noch hinzu. Die Situation verbesserten Schnyders mit dem Umzug der Werkstatt ins Heimatdorf Stein. «Ja, wir mussten unsere Kundschaft zum Teil neu aufbauen. Mit der Zeit ergab sich dies, und wir sind als Schuhmacherwerkstatt im Toggenburg integriert», fassen Schnyders zusammen.Kundschaft aus der ganzen Schweiz
Bernhard Schnyder hat den Abschied von der Landwirtschaft nie bereut. Der Betrieb wurde an drei verschiedene Landwirte verpachtet, und das Hofgebäude wird von diesen nicht benutzt.Mein Mann ist fast pingelig, was dem Geschäft aber letztlich zugutekommt.Sie hatte die Handelsschule besucht, führt jetzt die Buchhaltung des Schuhservice und erledigt auch verschiedene Reparaturarbeiten. Die gemeinsame Tochter Marina und der Haushalt nehmen den Rest ihrer Zeit in Anspruch. Zur Entlastung haben Schnyders im Schuhservice eine Aushilfe angestellt.